Leverkusen. Am ersten Spieltag der 2. Basketball-Bundesliga ProA verliert Phoenix Hagen bei den Bayer Giants Leverkusen. Viele Fehler ärgern Trainer Harris.

Wie sollen sie sich denn jetzt eigentlich voneinander verabschieden? Nachdem das Spiel zwischen den Bayer Giants Leverkusen und Phoenix Hagen ein Ende findet, sind die Basketballer beider Teams sichtlich ratlos, ob sie sich die Hände reichen oder einfach nur winken sollen. Immerhin will man dem Gegner ja auch in Zeiten von strengen Hygienevorschriften Respekt zollen, und so geben sich die Kontrahenten schließlich verhaltene „High fives“.

Vieles muss sich in dieser kuriosen ProA-Saison erst noch einspielen, wobei diese Erkenntnis aus Phoenix-Sicht besonders für die rund 100 Minuten vor der Verabschiedung galt: Am ersten Spieltag der neuen ProA-Saison verloren die Hagener wegen vieler Fahrlässigkeiten mit 76:80 (36:38) gegen körperlich robuste Leverkusener.

Phoenix-Hagen-Trainer Harris ist entrüstet

Und Gäste-Coach Chris Harris war nach der Partie, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, entrüstet. „Ich bin sehr unzufrieden, wir hatten viel Sand im Getriebe, haben einfache Fehler gemacht, die uns den Sieg gekostet haben“, ärgerte sich Hagens Cheftrainer. Ja, auch gute Phasen habe er von seiner Mannschaft gesehen, „aber wir haben immer wieder Wege gefunden, Leverkusen zurück ins Spiel zu bringen.“

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Zu den guten Phasen zählte insbesondere der Auftakt: Cameron Delaney sorgte aus der Nahdistanz für die ersten Phoenix-Punkte der Saison, Leverkusen verlor gleich zweimal den Ball, und die Gäste bestraften das in Person von Javon Baumann und Joel Aminu (0:6/2.). Zwei ehemalige Phoenix-Korbjäger hielten die Giants im Spiel: JJ Mann und Haris Hujic spielten stark auf, und erst als die beiden Ex-Hagener vom Feld waren, setzte sich Phoenix ab.

Daniel Zdravevski trifft zwei Dreier hintereinander

Zwei Dreier von Youngster Daniel Zdravevski brachten die Gäste mit 14:22 in Front (10.), und auch zu Beginn des zweiten Viertels dominierte das Harris-Team. Hagens neuer Center Zach Haney schnappte sich einen Offensivrebound, und nach zwei schnellen Pässen versenkte Kapitän Dominik Spohr seinen ersten von vier Dreiern zum 16:28 (12.).

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Die höchste Phoenix-Führung des Spiels war aber nicht von langer Dauer: Leverkusen startete einen 10:0-Lauf, den Mann nach Hujic-Assist zum 26:28 vollendete (15.). Hagen setzte nun die kritische Foulbelastung von Haney und Baumann zu, gegen beide Center gab es bereits je zwei Pfiffe. Weil die Rotation auf den großen Positionen in dieser Saison nicht üppig ist, musste Zdravevski auf die „Fünf“, der gegen Leverkusens Kraftpaket Eddy Edigin einen schweren Stand hatte.

Leverkusener Center zu stark für Hagen

Der Center verwandelte die letzten fünf Leverkusener Punkte in der ersten Halbzeit (38:36), während die Hagener „Big Men“ blass blieben. „Die Großen von Leverkusen waren viel effektiver. Sie haben die einfachen Dinge gut gemacht, während unsere oft einen Schritt zu spät waren“, bemängelte Harris, der aber anfügte: „Wir erwarten mehr von Haney und Baumann, aber das gilt für das gesamte Team.“

Gewohnt treffsicher: Hagens Schütze Dominik Spohr (rechts).
Gewohnt treffsicher: Hagens Schütze Dominik Spohr (rechts). © Jörg Laube

Im dritten Viertel zeichnete sich ein ähnliches Bild ab: Phoenix startete gut, führte nach einem Korbleger vom unglücklich agierenden Aminu 44:51 (26.), aber Leverkusen antwortete wieder in Person von Edigin und dem treffsicheren Luca Kahl, der in der 29. Minute einen Distanzwurf zum 54:52 durchs Netz fließen ließ. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, und es blieb spannend bis zum Schluss.

Delaney besorgt die letzte Phoenix-Führung

Hagens Topscorer Delaney schnappte Leverkusen den Ball weg und traf per Korbleger zum 71:73 (37.), doch es sollte die letzte Gäste-Führung sein. Eine Reihe unglücklicher Aktionen ließ die Giants enteilen, angefangen mit einem fragwürdigen Pfiff: Delaney wurde mit einem Unsportlichen Foul bestraft, weil er einen Leverkusener Schnellangriff unterband. „Aber Cam hat nach dem Ball gegriffen, und dann ist es nicht unsportlich. Ich stand direkt davor“, schimpfte Harris.

JJ Mann traf daraufhin beide Freiwürfe zur 75:73-Führung, die Baumann noch egalisieren konnte, aber im Gegenzug punktete Wyatt Lohaus zum 77:75. Bei noch gut einer Minute zu spielen, vertraf Hagens Jermaine Bishop einen Dreier, woraufhin sich Baumann den Offensivrebound schnappte. Aber der ansonsten effektive Kyron Cartwright spielte jetzt einen fatalen Pass durch die Leverkusener Zone, der von den Gegnern abgefangen wurde.

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Die letzten Szenen des Spiels

Beim Stand von 77:75 und noch 47 Sekunden auf der Spieluhr war für Phoenix noch alles drin. Hujic setzte seinen Dreierversuch auf den Ring, doch Mann hechtete zum Rebound und erkämpfte den Giants den Ballbesitz. „Diesen Rebound brauchten wir unbedingt. Das war einfach unkonzentriert von uns“, schüttelte Harris den Kopf. Phoenix musste foulen – und Haris Hujic machte von der Freiwurflinie den Heimsieg klar.

Statistik

Phoenix Hagen: Bishop (8, 1/6 Dreier), Delaney (18, 7/11 Feldwürfe, 2/5 Dreier), Cartwright (12, 4 Fouls), Giese (0), Loch, Haney (2), Zdravevski (9, 5 Rebounds, 2/2 Dreier), Lodders (2), Spohr (17, 4/8 Dreier), Aminu (4), Baumann (4).

Giants Leverkusen: Lohaus (10), Dressler (0), Blass (0), Hujic (16, 5 Assists, 3/8 Dreier), Eberhardt (6), Kahl (9), Edigin (11, 13 Rebounds), Mann (14), Heinzmann (6, 5 Rebounds), Kuczmann, Bacak (8).

Teamstatistiken: Feldwürfe 51:44 Prozent, Dreier 33/34 Prozent, Freiwürfe 65/78 Prozent, Assists 14:11, Rebounds 34:30, Fouls 22:21, 3:1 Blocks, Steals 10:6, Ballverluste 16:16.

Viertel: 16:22, 22:14, 19:19, 23:21.