Herdecke. Andere klagen über Mitgliederschwund, der TSV Herdecke hat Wartelisten: Wie ein Großverein gegen den Trend wächst

Auch jüngst beim „Stadtradeln“ in Herdecke, dem Klimabündnis-Projekt, stellte der größte Sportverein der Stadt die meisten Teilnehmer. 64 Radfahrer der Gruppe „TSV 1863 Herdecke e.V. & Friends“ fuhren im September 14.882 der insgesamt 68.843 Kilometer aller Teilnehmer. Das passt in den allgemeinen Trend: Während viele Sportvereine, zuletzt der gesamte Stadtverband für Leibesübungen (SfL) im benachbarten Wetter, gerade in schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie über Mitgliederschwund klagen, wächst der TSV. Auf der Suche nach Ursachen:

Bei der Jahreshauptversammlung des TSV Herdecke in der Aula der Friedrich-Harkort-Schule zeichnet die Vorsitzende Jennifer Külpmann (links) langjährige Vereinsmitglieder aus. Geehrt wurden Reinhild Bruch, Brigitte Hasler (40 Jahre), Elsbeth Meyer, Erich Meyer, Heinrich Schwellenberg, Lore Stahl (50 Jahre) und Lothar Brüggemann (60 Jahre).
Bei der Jahreshauptversammlung des TSV Herdecke in der Aula der Friedrich-Harkort-Schule zeichnet die Vorsitzende Jennifer Külpmann (links) langjährige Vereinsmitglieder aus. Geehrt wurden Reinhild Bruch, Brigitte Hasler (40 Jahre), Elsbeth Meyer, Erich Meyer, Heinrich Schwellenberg, Lore Stahl (50 Jahre) und Lothar Brüggemann (60 Jahre). © TSV Herdecke

Die Zahl, das betont Jennifer Külpmann, ist tagesaktuell. Zur Jahreshauptversammlung des TSV Herdecke, ursprünglich für März anberaumt und dann Ende September durchgeführt, hat die 1. Vorsitzende 1635 Mitglieder für den Großverein ermittelt. Etwa 30 mehr als noch vor Jahresfrist - und vor der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen für den Sportbetrieb. Entsprechend positiv fiel Külpmanns Jahresbericht aus. „Das erfreut uns natürlich sehr“, sagt sie, räumt aber auch ein, dass sie sich schwer tut, die Ursachen für den anhaltenden Aufschwung zu benennen: „Manchmal ist das so, dass man einfach eine Welle hat. Und vielleicht haben es die großen Vereine in dieser Zeit auch leichter.“

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Riesenschub im Volleyball

Fakt ist aber, dass aktuell bei Herdeckes mitgliederstärkstem Sportverein mit fast 40 Abteilungen besonders die Angebote für Kinder und im Fitnessbereich stark nachgefragt werden. Zum Teil gibt es lange Wartelisten. Und die Klubchefin, selbst früher Volleyballerin, weist beispielhaft auf die positive Entwicklung in ihrer ansonsten mit stark rückläufigen Zahlen kämpfenden Sportart hin: „Wir haben einen Riesenschub im Jugend-Volleyball, einen solchen Boom habe ich in dem Verein noch nicht erlebt.“ Erstmals nimmt der TSV so in der gerade begonnenen Volleyball- Saison 2020/21 mit vier Mannschaften am Spielbetrieb teil.

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Einen Schub erlebt der TSV Herdecke im Volleyball: Die U14-Mannschaft mit Emmely Klein, Lilian Hatzky, Alin Magner, Lia Rausch (hinten von links), Kapitänin Stella Dumstorff, Maja Schiewe und Alea Zellner (Vorne von links) ist neu gemeldet.
Einen Schub erlebt der TSV Herdecke im Volleyball: Die U14-Mannschaft mit Emmely Klein, Lilian Hatzky, Alin Magner, Lia Rausch (hinten von links), Kapitänin Stella Dumstorff, Maja Schiewe und Alea Zellner (Vorne von links) ist neu gemeldet. © TSV Herdecke

Gegenüber anderen, ausschließlich in städtischen Sportstätten trainierenden Vereinen erwies sich nach dem Corona-Lockdown – hier bot der TSV seinen Mitgliedern Online-Kurse an – das Vereinsheim am Bleichstein mit eigener Halle als Vorteil. Und der benachbarte Kunstrasen-Platz mit Laufbahn, so dass man viele Indoor-Angebote nahc draußen verlegte. „So konnten wir im Juni direkt wieder den Sportbetrieb eröffnen“, sagt Jennifer Külpmann, „wir haben viel Platz. Bei uns musste niemand lange mit dem Sport pausieren.“ Auch wenn angesichts geschlossener städtischer Sportstätten Angebote wie Schwimmen oder Kinderturnen reduziert werden mussten. Von den vier Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle wird zudem das jeweils aktuelle Sportangebot und Änderungen zeitnah kommuniziert. Külpmann: „Die Mitglieder merken, dass man sich um sie kümmert.“

Vielleicht E-Sports in Zukunft

Ausfälle trafen in der Corona-Pandemie natürlich auch den TSV Herdecke, so konnte etwa der Citylauf nur virtuell stattfinden. „Und die Einnahmen aus der Vermietung des Vereinsheims, die wir bis Jahresende gecancelt haben, sind uns weggebrochen. Dafür sind die Ausgaben angesichts der Reinigung und anderer Corona-Auflagen höher“, sagt Jennifer Külpmann, angesichts finanzieller Rücklagen müsse man aber nicht jammern.

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Ein größeres Projekt, den geplanten Anbau des Vereinsheims, habe man deshalb zunächst aufgeschoben. Den Antrag für das NRW-Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ habe man für diesen Herbst gestellt, die Entscheidung solle aber erst im nächsten März fallen. Külpmann: „Wir machen das, wenn die Mitgliederversammlung dann ihr Okay gibt.“ Ein etwa 60 Quadratmeter großer zusätzlicher Raum könne dann Platz für kleinere Sporteinheiten oder gesellige Zusammentreffen bieten. „Vielleicht bieten wir dort in Zukunft dann auch E-Sports an, da benötigt man ja nicht viel Raum“, sagt die Klubvorsitzende. Es wäre eine weitere Disziplin im breiten Angebot des TSV Herdecke, die Wachstums-Potenzial hat.

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