Hagen. Zwei Kreuzbandrisse haben ihn gestoppt. Aber jetzt ist Julian Renninger, Spieler von Handball-Drittligist Eintracht Hagen, voller Ehrgeiz zurück.
Fast 600 Tage ist es her, dass Julian Renninger ein Pflichtspiel bestritten hat. Es war der 16. März 2019. In seinem vierten Spiel nach seinem überstandenen Kreuzbandriss trat der Kreisläufer des Handball-Drittligisten VfL Eintracht Hagen wieder in der Liga an – und riss sich das andere Kreuzband. Nun feiert er sein zweites Comeback. Wir sprachen mit dem 28-Jährigen über Gedanken ans Aufhören, Signale des Körpers und wieso ein rutschiger Boden manchmal Vorteile hat.
Julian Renninger, wie geht es Ihnen und vor allem Ihrem Knie?
Julian Renninger: Ich fühle mich sehr gut. Nach mehreren kleinen Rückschlägen in der Vorbereitung wie einer kleinen Platzwunde im Training und zwei starken Pferdeküssen geht es mir aktuell sehr gut. Ich habe auch meinen Rhythmus wieder gefunden.
Die ersten Testspiele haben Sie ja schon wieder bestritten. Wie groß ist die Vorfreude auf die Meisterschaftssaison?
Immens groß. Als Sportler will man sich immer im Wettkampf messen und auch seinem Team immer unbedingt helfen. Nur daneben zu sitzen ist sehr, sehr schwer. Umso größer ist nun meine Vorfreude, dass es endlich losgeht.
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Sie hatten zweimal die gleiche Verletzung innerhalb kurzer Zeit. Waren die Reha und das Comeback beim zweiten Mal leichter, weil Sie wussten, was auf Sie zukommt?
Das hat es zum einen leichter gemacht, aber auch schwerer, weil man wusste, was man sich noch alles hart erarbeiten muss. Nach dem ersten Kreuzbandriss habe ich viel mit meinem Mitspieler Jan-Lars Gaubatz gesprochen, der schon einen Kreuzbandriss hinter sich hatte. Das hat gut getan, weil er mir einige Tipps geben konnte.
Hatten Sie zwischendurch nicht mal Gedanken mit dem Leistungssport abzuschließen?
Unmittelbar nach der Verletzung nicht. Während der Reha, wenn man zwischendurch mal keine Fortschritte bemerkt, oder es mühsam wird. Wäre es wieder das gleiche Knie gewesen wären die Gedanken wohl noch lauter geworden, aber da es das andere ist, war mir klar, dass ich weitermachen möchte.
Durch Corona hatten Sie nun eine längere Pause als erwartet.
Das stimmt. Durch die Verletzung von Tilman Pröhl bestand die Option, dass ich schon gegen Wilhelmshaven mein Comeback gefeiert hätte. Zu dem Zeitpunkt war ich schon zwei, drei Wochen wieder im Training, habe mich aber noch nicht 100 Prozent fit gefühlt. Im Nachhinein betrachtet bin ich froh, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde und wir nicht angetreten sind. Vielleicht wäre es zu früh gewesen. Inzwischen fühle ich mich aber zu 100 Prozent bereit.
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Auch wenn der Körper bereit ist, wie sieht es mental aus? Gehen Sie anders in Zweikämpfe als vorher? Wie groß ist die Angst, dass das Knie wieder streikt?
Ich glaube, dass das noch gefährlicher wäre. Eine Situation im Trainingslager hat mir geholfen: Ich bin auf nassem Boden weggerutscht und das Knie hat sich weggedreht. Das war ein Schock-Moment für mich ebenso wie für meine Mitspieler. Aber da habe ich gemerkt, dass alles hält und ab da wusste ich auch: Ich bin bereit.
Nun weiß man nicht, ob diese Saison überhaupt zu Ende gespielt werden kann. Ist das ein Gesprächsthema innerhalb der Mannschaft?
In der Kabine wird natürlich darüber gesprochen, wir alle bekommen die Entwicklungen ja mit. Das kann auch jeden Verein treffen und jede Stadt. Wir müssen alle weiter vorsichtig sein und die Entwicklungen so nehmen, wie sie kommen.
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Gehen Sie und Ihre Mannschaftskollegen dadurch anders an die Spiele heran?
Wir haben sowieso den Anspruch, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen. Aber da man nie weiß, wann die Saison vorbei ist, wollen wir vom ersten Spieltag an oben stehen, dass es am Ende nicht an irgendwelchen Quotientenregelungen hängt. Das ist jetzt auch eine Saison, wo es keine Gnade geben kann, da müssen wir in jedem Spiel bis zur letzten Minute alles geben und um jedes Tor kämpfen. Aber wir sind mehr als bereit dafür.