Herdecke. Ausgaben für Pflege und Pacht, keine Einnahmen: Die Lage für die Herdecker Golfanlage ist schwierig, man hofft auf Solidarität der Mitglieder.

Im Vereinsheim sind die Handwerker, gerade streichen Maler das Foyer, auf dem Rasen ist das Greenkeeper-Team aktiv. Doch Golf gespielt werden kann auf der Herdecker Anlage am Ackerweg aktuell nicht, wie alle anderen Sportstätten auch ist die Golfanlage bis mindestens zum 19. April geschlossen. „Wir bereiten alles für die Saison vor, denn wir rechnen fest damit, dass wir bald wieder öffnen können“, sagt Golfbetriebswirtin Nina Weyland-Silka, räumt aber auch ein: „Die Situation ist existenzbedrohend, weil wir eine Leistungspflicht gegenüber den Mitgliedern haben, die wir momentan nicht erfüllen können.“ Auf die Solidarität der etwa 500 Mitglieder, in diesem Fall genauer der „Spielrechteinhaber“, ist der als GmbH & Co. KG organisierte Golfclub in Zeiten der Corona-Krise angewiesen.

Am Ahlenberg

Auf der nordwestlichen Seite des Herdecker Ahlenbergs liegt die Neunloch-Anlage der „Golfen in Herdecke GmbH & Co. KG“ auf dem Areal am Ackerweg, nahe der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Herdecke. „Golfen für Jedermann“ ist das Motto, sowohl ambitionierte Golfer als auch jene, die ihre ersten Schwünge üben wollen, finden sportliche Herausforderungen und ideale Trainingsbedingungen.

Als anderswo der Sportbetrieb schon ruhte, konnte nahe der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Herdecke noch Golf gespielt werden – für zwei Tage. „Wir waren eine der letzten Anlagen in Deutschland, die noch geöffnet war“, sagt Nina Weyland-Silka, die am Ackerweg die Aufgaben des Clubmanagements übernommen hat. Unter strengen Auflagen konnten Einzelspieler noch spielen, ehe am 18. März auf behördliche Anordnung auch die Herdecker Golfanlage den Betrieb – vorerst bis zum 19. April – einstellen musste. Wofür die Herdecker Verantwortlichen vollstes Verständnis zeigten: „Solidarisches Befolgen der durch die zuständigen Behörden vorgegebenen Verhaltensmaßregeln kann und muss das Gebot der Stunde für alle sein.“

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Aerifizierungs-Maßnahme für Rasen

Die sportliche Zwangspause wird mit intensiven Pflegearbeiten auf der Anlage genutzt, Mähen, Düngen, Stutzen und Baumschnitt stehen ebenso wie eine mehrtägige Aerifizierungs-Maßnahme an, bei der der Rasen durch Einbringen von Löchern belüftet wird. Um den Mitgliedern bei der Wiedereröffnung die bestmögliche Platzqualität bieten zu können, zudem sind die Arbeiten aber auch in Zeiten der Corona-Pandemie unerlässlich. „Wir sind kein Verein, sondern eine GmbH & Co. KG, vergleichbar mit einem Fitness-Studio“, erklärt Nina Weyland-Silka, „aber während in einem Fitnessstudio die Geräte ruhen und bei einer Wiederaufnahme des Betriebs nur kurz abgeputzt werden müssen, haben wir hier das wartungsintensivste Fitnessgerät, das es gibt – den Golfrasen. Der benötigt tägliche intensive Pflege.“ In Herdecke sind diese Aufgaben an eine Greenkeeping-Firma vergeben, der entsprechende Vertrag läuft auch während des aktuellen Stillstands weiter.

Zugeschüttet sind die Löchern auf dem „Putting Green“, auch die Löcher der Aerifizierungs - und Besandungsmaßnahmen sind zu sehen.
Zugeschüttet sind die Löchern auf dem „Putting Green“, auch die Löcher der Aerifizierungs - und Besandungsmaßnahmen sind zu sehen. © Golfen in Herdecke

Und verursacht entsprechende Kosten, auch die Pachtgebühren für die Anlage laufen weiter, zudem unterstützt man das Club_Restaurant „Bellini“, das ebenso schließen musste. Die Einnahmen dagegen brechen ohne Golfbetrieb weg. Jahresbeiträge (919 Euro) der „Spielrechteinhaber“, wie die Mitglieder in der GmbH & Co. KG korrekt heißen, sind zwar geflossen, es gibt aber auch monatlich zahlende Golfer. Und Einnahmen durch „Greenfee“, also Gebühren von externen Spielern, entfallen ebenso wie durch den Betrieb der Driving-Range und vor allem durch Turniere. „Das Angolfen wurde bereits auf einen unbestimmten Termin verlegt, die anderen Turniere im April fallen wohl aus“, fürchtet Nina Weyland-Silka. In den letzten Tagen wurden die Mitglieder durch die Geschäftsführung so angeschrieben, um Solidarität in schwieriger Lage gebeten. Und den Beitrag entweder voll oder wenigstens zur Hälfte zu tragen. „Wir haben viele Stammspieler, die zu 90 Prozent zu uns stehen und wissen, wie pflegeintensiv solch eine Anlage ist“, sagt Nina Weyland-Silka, „aber wir haben natürlich auch Mitglieder, darunter etwa viele Selbständige, die finanziell durch die Corona-Krise stark betroffen sind und sich das gerade nicht leisten können.“

Rückkehr unter strengen Auflagen

Vom grundsätzlich „positiven Feedback“ der Mitglieder zeigt sich die Golfbetriebswirtin gerührt, es gebe aber auch Unverständnis. „Es gibt schon Anrufe von Golfern, die verwundert sind und meinen, für Einzelspieler müsse die Anlage doch geöffnet sein“, sagt sie, „und ich könnte mir schon vorstellen, dass einige doch auf den Golfplatz gehen, wenn keine Spaziergänger mehr unterwegs sind.“ Zumal die Anlage mit Warnschildern gesperrt, aber nicht umzäunt ist. Das Ziel sehen am Ende der Bahnen könnten sie indes nicht, alle Löcher sind mit Sand gefüllt, die Fahnen entfernt.

Zeitnah nach den Osterferien hofft man dennoch, dass in Herdecke wieder regulär Golf gespielt werden kann. Zumal die Golfplätze etwa in Dänemark oder Norwegen unter strengen Auflagen in dieser Woche wieder geöffnet worden sind. „Wenn nur Einzelspieler oder Zweier-Flights, die im selben Haushalt wohnen, im gebührenden Sicherheitsabstand und etwa zehn Minuten voneinander entfernt starten, gibt es ja kein Infektionsrisiko“, sagt Nina Weyland-Silka, Dinge wie Rechen, Ballreinigungsgeräte oder Waschplatz dürften nicht benutzt werden, gleichzeitig wären Turniere und die Gastronomie vorerst tabu. Wobei die Golfanlage in Herdecke ausdrücklich im Gegensatz zu anderen Vereinen keinen Antrag auf Sondergenehmigung gestellt habe. „Golf hat ja ohnehin mit einigen Vorurteilen zu kämpfen“, weiß Nina Weyland-Silka, für die am Weiterbetrieb der Anlage auch ihre berufliche Existenz hängt, und betont mit Blick auf die anderen Sportarten: „Wir wollen da keine Extrawürste gebraten bekommen.“