Herdecke. In Herdecke kann wieder gegolft werden, die Mitglieder nutzen es rege. Und man hofft als Outdoor-Sportwart auf Zuwachs in Zeiten der Corona-Krise.
Abstand - in diesen Wochen ein fast schon inflationär gebrauchter Begriff - ist hier Programm. Der Parkplatz ist gut gefüllt, knapp 20 Aktive nutzen gleichzeitig den späten Saisonstart auf der weitläufigen Golf-Anlage an der Stadtgrenze zwischen Herdecke und Dortmund. Sie tun dies allein oder zu zweit, den Clubkollegen begegnen sie nicht – oder allenfalls zum kurzen Plausch auf Distanz. Die ideale Sportart in Corona-Zeiten also, findet Nina Weyland-Silka von „Golfen in Herdecke“ und hofft auf „ein bisschen mehr Zulauf“ für ihren aktuell etwa 500 Mitglieder starken Klub. „Wir finden draußen und mit viel Abstand statt“, sagt sie, „von allen Sportarten ist das Infektionsrisiko hier doch mit am geringsten.“
Von 8-19 Uhr besetzt
Da „Golfen in Herdecke“ behördlich dazu verpflichtet ist, die Namen und die Besuchszeiten aller Golfer zu dokumentieren, ist die Vergabe von Startzeiten notwendig. Startzeiten können über Homepage, PC Caddie App oder telefonisch (02330-973505) buchbar.
Das Golfbüro ist täglich von acht bis 19 Uhr besetzt, an der Rezeption arbeiten fünf Mitarbeiterinnen
Vor dem Start aus dem Corona-Lockdown hatte die Golf-Betriebswirtin viel zu tun, der Run auf die Spielzeiten war enorm. „250 Anrufe hatten wir gestern, das Buchungssystem war zwischenzeitlich überlastet“, sagt sie, die für den Neu-Start notwendige Startzeiten-Vergabe bedeutete für die Mitglieder eine Umstellung. „Die Leute lieben es, spontan zu kommen, das macht den Reiz unserer Anlage aus“, sagt sie, „da hatte ich Bedenken, aber es gab keine Probleme.“ Im Gegenteil, die strikte Reihenfolge der in zehnminütigem Abstand startenden Golfer bietet diesen auch Vorteile. „Es bilden sich keine Schlangen, die wir hier sonst schon mal vor dem ersten Abschlag haben“, sagt Nina Weyland-Silka, „jeder hat Platz und Zeit für sich.“ Zumal sie alle eineinhalb Stunden einen Pausenpuffer von zehn Minuten eingebaut hat.
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„Wir waren ein bisschen ungeduldig“, räumt Katharina Schwardt ein, die ihre Nasen-Mundmaske – beim Eintritt und der Anmeldung im Clubhaus Pflicht – auch am ersten Abschlag noch trägt: „Zuerst hat es ständig geregnet, als das Wetter dann besser wurde, kam Corona.“ Seit acht Jahren spielt sie mit Ehemann Ingo in Herdecke, sonst auch gemeinsam im Flight mit Freunden. „Das geht ja jetzt nicht, die kommen gleich nach uns“, sagt sie – es ist nicht die einzige Änderung: „Sonst haben wir immer zwei Runden gespielt.“ Aktuell kann man die Neunloch-Anlage aber nur einmal durchlaufen, muss sie dann wieder verlassen. Und sich an konkrete Hygiene- und Abstandsregeln halten, die Nina Weyland-Silka jedem vor dem Start erklärt. „Die Flaggenstöcke bitte nicht berühren, die Ballwäscher sind abmontiert, die Bunker bitte wieder einebnen. Und sollten Bremser vor euch sein, bitte Kontakt aufnehmen und geduldig warten“, sagt sie und ergänzt: „Aber hier draußen braucht ihr keinen Mundschutz.“
Die neun Löcher können die Schwardts – immer in gebührendem Abstand zu dem vorangehenden und dem folgenden Flight spielen -, auch ein bisschen Training zu zweit auf dem „Putting Green“ ist möglich. „Hier haben wir statt der üblichen neun nur fünf Löcher gestochen, damit sich niemand in die Quere kommt“, schränkt Nina Weyland-Silka ein. Und Abschläge auf der „Driving Range“ sind erst ab dem Wochenende wieder möglich. Dann wollen sich die Club-Verantwortlichen auch überlegen, wie und wann sie wieder Unterricht anbieten, der grundsätzlich jenseits von Gruppen erlaubt ist.
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Gastronomie öffnet Montag
Und freuen sich – während Waschplätze, Garderoben und Duschen bis auf weiteres geschlossen bleiben - auf die Wiedereröffnung der Clubgastronomie. Das „Ristorante-Vinobar Bellini“ darf am Montag wieder eröffnen. „Eigentlich ist an dem Tag sonst geschlossen, aber zum Start öffnet die Familie Rossi natürlich“, sagt Nina Weyland-Silka, „denn was wäre ein Golfplatz ohne die Gastronomie.“ Und ohne Turniere, die tatsächlich ebenfalls wieder stattfinden können. Der „Karstadt Sports Jahres Cup“ am nächsten Samstag (16. Mai) – also parallel zum Start der Fußball-Bundesliga mit dem nahen Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 – ist damit der erste sportliche Wettkampf in der Region seit dem Corona-Lockout. Auch das noch nicht wie üblich, aus dem geplanten 18-Loch-Turnier wurde ein Wettstreit in Zweier-Flights über neun Löcher. Und die Siegerehrung wird ausfallen, Sieger und Platzierte werden telefonisch benachrichtigt. „Sonst haben wir hier 50 Personen am Clubhaus“, erklärt Weyland-Silka, „die könnten wir unter Einhaltung der Kontaktbeschränkungen nicht unterbringen.“
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Nicht mehr bei Turnieren treten zwei langjährige Mitglieder an, die ganz in der Nähe wohnen, die Chance zum Golfspiel aber haben sie direkt genutzt. „Wir sind sooo froh“, sagt Anita Bischoff aus Herdecke-Gahlenfeld, Ehemann Klaus-Dieter hat offenbar in der unfreiwilligen Pause nichts verlernt: „Das ist das erste Mal Golf seit einem halben Jahr. Und ich habe gleich wieder einen Birdie geschafft.“