Hagen. Der ehemalige Profifußballer Erdal Keser wird für sein ehrenamtliches Engagement geehrt. Erforschung des Rett-Syndroms gehört zu seinen Erfolgen.

Ein persönlicher Glückwunsch ist in Coronazeiten eine Sache für sich. Die Hand gibt man nicht, das ist tabu. Aber so ganz ohne Berührung geht es dann doch nicht. Also stießen Oberbürgermeister Erik O. Schulz und die Hagener Fußball-Legende Erdal Keser einfach mit den Ellbogen aneinander. Ungewöhnlich, doch das änderte nichts am Grad der Wertschätzung, den Keser am Freitag im Hagener Ratssaal erfuhr: Dem 59-jährigen Deutsch-Türken wurde für sein außerordentliches, ehrenamtliches Engagement die Bundesverdienstmedaille verliehen.

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Erdal Keser über seine Lieblingszahl 58

Und als Keser am Podium vor gut 50 Anwesenden zur Rede ansetzte, musste er erstmal tief durchatmen. Dann sagte er: „Die Zahl 58 wird immer mehr meine Lieblingszahl. Ich wurde geboren in der türkischen Stadt Sivas mit dem amtlichen Kennzeichen 58. Mein Vater, der leider schon von uns gegangen ist, holte als Gastarbeiter meine Familie in die Stadt Hagen mit der Postleitzahl 58. 58 war ich noch, als Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier mir die Verdienstmedaille verlieh“, sagte der mittlerweile 59 Jahre alte Keser, der dann etwas verlegen zu seiner Frau Iris schaute. „Nun ist meine Frau – normalerweise erzählt man das nicht – im Alter von 58.“

Der Bundespräsident hat Erdal Keser die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland schon Anfang des Jahres verliehen. Ursprünglich sollte die Auszeichnung im März übergeben werden, doch wegen der Corona-Pandemie war eine Absage notwendig. Die Aushändigung der Medaille holte Oberbürgermeister Schulz nun nach.

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25 Spiele für türkische Nationalmannschaft

Kesers sportliche Erfolge, wie 25 Einsätze für die türkische Nationalmannschaft (1982-1991) oder 27 Bundesligatore für Borussia Dortmund (1980-1987), wurden auch an diesem Tag nicht verschwiegen. Allerdings ging es diesmal um das ehrenamtliche Engagement des Deutsch-Türken, der auch heute noch in Hagen lebt. Nach Beendigung seiner Profispieler-Karriere widmete sich Keser sozialen Projekten sowohl in Deutschland als auch in der Türkei, wo er sich in erster Linie um den Ausbau der medizinischen Versorgung kümmerte.

Erforschung des Rett-Syndroms

Seit 2002 ist Keser Schirmherr der „Elternhilfe für Kinder mit Rett-Syndrom in Deutschland“. Aufgrund persönlicher Erfahrungen durch seine an dieser autistischen Erkrankung leidenden Patentochter wurde er auf diesen Verein aufmerksam. Durch Benefizveranstaltungen und Pressekonferenzen konnte er dem Verein bisher rund 200.000 Euro zur Verfügung stellen, die zur Erforschung der Krankheit eingesetzt werden. Kesers weitreichende Kontakte waren ihm dabei hilfreich. „Wir können sehr große Fortschritte in der Forschung verzeichnen“, sagte Erdal Keser.

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Zudem engagiert sich der ehemalige Fußballprofi- und funktionär für den Verein „Aktion Sport statt Gewalt“ und ist Gründungsmitglied von „GOFUS“, der Vereinigung golfspielender Fußballer, die das Projekt „Platz da!“ zur Förderung Kinder und Jugendlicher aus wirtschaftlich schwachen Familien unterstützt. Zu guter Letzt schlage Keser seit Jahrzehnten Brücken zwischen Deutschen und Türken und fördere Freundschaft sowie gegenseitiges Verständnis beider Volksgruppen, betonte OB Schulz.

Dank an Familie und Freunde

„Ohne Euch würde ich jetzt nicht hier stehen und die Verdienstmedaille tragen“, bedankte sich Keser bei Familie, Freunden und alten Weggefährten. Am liebsten hätte er sie wohl alle umarmt. Heute ging das nicht.