Hagen. Der talentierte Hagener Fußballer Tobias Pellio (23) ist vom US-College in seine Heimat zurückgekehrt. Er hat schon einen neuen Verein - vorerst.

Kapitän in der Jugend-Bundesliga, Regionalliga-Einsätze bei den Senioren, Sportstipendium in den USA und nun die coronabedingte Flucht nach Deutschland. Für den Hagener Fußballer Tobias Pellio (23) waren die vergangenen Jahre turbulent.

Es ist der große Traum vieler Nachwuchsfußballer: Sich über die Leistungszentren großer Vereine hochkämpfen, Einsätze im Herrenteam bekommen und sich in einer der deutschen Eliteklassen einen Namen machen. Doch dass der Sprung in den Profibereich glückt, ist eher die Ausnahme als die Regel. Dass es nicht immer der direkte Weg sein muss, hat auch das Hagener Fußballtalent Pellio erfahren.

Tobias Pellio wagt den großen Sprung

Nach Stationen in der Jugend vom VfL Bochum versuchte er sich bei den Senioren von Greuther Fürth zu behaupten. Bei der ersten Mannschaft konnte er mittrainieren, mit der Reserve fasste er in der Regionalliga Fuß. Dann kam für ihn der große Sprung: Seit zwei Jahren ist er mit einem Stipendiumsprogramm in den USA und lebt dort seinen Traum vom Fußball. Doch die Corona-Pandemie machte ihm erstmal einen Strich durch die Rechnung. Pellio ist wieder in Deutschland. Und das mindestens noch bis zum Ende des Semesters.

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„Mein Bruder hat mich noch besucht, als die Lage aber immer unübersichtlicher wurde. Nachdem er abgereist ist, habe ich mich entschieden, auch nach Hause zu fliegen, bevor am Ende noch die Grenzen komplett zu gemacht werden. Ich wollte gerne bei meiner Familie sein“, berichtet Pellio. Eine Präsenzphase wird es für ihn erst einmal sowieso nicht geben. „Unsere Kurse werden aufgrund der aktuellen Lage online abgehalten. Da ist es egal, ob ich in den USA oder in Deutschland vor dem Bildschirm sitze.“

Auch, wenn seine Universität ihn aktuell lieber vor Ort sehen würde: Aktuell genießt der 23-Jährige die Zeit bei seiner Familie. „In den USA ist die Coronakrise ja noch einmal schlimmer als bei uns im Moment. Spiele würden gar nicht stattfinden können, weshalb es für mich im Moment keinen Sinn macht, wieder zurückzufliegen.“

Fußball und Business am College

Eigentlich bestand Pellios Alltag in den vergangenen zwei Jahren, in denen er zuerst in New York am Monroe College aktiv war und nun in Florida für die Nova Southeastern University aufläuft, vor allem aus seinem Business-Management-Studium und jeder Menge Training. Und das zahlte sich aus. Schon mehrfach wurde der Hagener ausgezeichnet, so etwa zuletzt mit dem David Rowlands Award als bester Fußballer der Collegeliga NJCAA.

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„Im ersten Jahr haben wir, also die Sportler, direkt auf dem Campus gewohnt. Da musste man zum Klassenzimmer quasi nur zwei Etagen nach unten. Das war schon sehr entspannt.“ Zumal die Fußballer, die zum großen Teil aus Europa stammen, gerne gemeinsam den heimischen Kickern zuschauten.

Das Abenteuer Zweite Bundesliga

Die Idee, an ein US-College zu wechseln, entstand bei dem Hagener nach dem Abitur: „Mal ein Jahr oder länger im Ausland zu leben, hat mich schon gereizt“, sagt Pellio. Doch erst einmal blieb er in Deutschland. Und versuchte sich bei Greuther Fürth zu beweisen. „Eigentlich lief auch alles gut. Aber als der Trainer dann ging, wollten sie mich auch weg haben.“ Und so sah er sich nach anderen Möglichkeiten um, von denen ihn aber keine ansprach. „Als dann eine Agentur auf mich zu kam und mir von den Stipendium in Amerika berichtete, habe ich zugesagt.“ Und es bis jetzt auch nicht bereut.

Pellio (rechts), hier im Duell gegen Schalkes Talentschmiede, spielt bis 2016 für die Bundesliga-A-Jugend des VfL Bochum.
Pellio (rechts), hier im Duell gegen Schalkes Talentschmiede, spielt bis 2016 für die Bundesliga-A-Jugend des VfL Bochum. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Doch ist der Fußball in Amerika überhaupt vergleichbar mit dem europäischen Pendant? „Das Fußballverständnis, welches wir in Deutschland haben und schon in der Jugend vermittelt bekommen, ist wohl das beste, das man bekommen kann“, ist Pellio dankbar für seine fußballerische Ausbildung.

Nun ist er zurück in Deutschland. Doch eine große Frage blieb: „Ich kann es mir nicht erlauben, ein halbes Jahr lang nicht zu trainieren, oder zu spielen. Dann fehlt einfach etwas.“ Geholfen haben ihn seine guten Kontakte nach Hagen.

Training bei Hagen 11

Mittrainieren konnte der Mittelfeldakteur beim Westfalenligisten Hagen 11. „In Hagen kennt jeder jeden, worüber ich sehr froh bin. So habe ich die Möglichkeit, mich jetzt weiter fit zu halten und bereit zu sein, wenn es weitergehen sollte.“ Denn bis jetzt stand noch ein organisatorisches Problem im Raum: Eingetragen ist der 23-Jährige als im Ausland aktiver Spieler. Wenn er in Deutschland eine Spielberechtigung erhält, würde die Lizenz in Amerika aufgehoben werden. „Das ist aber keine Option, da mein Stipendium daran gekoppelt ist.“

Unterschrift bei Oberligist TuS Ennepetal

Wie gefragt Pellio ist, auch wenn es nur für ein halbes Jahr ist, zeigt der Einsatz des TuS Ennepetal. Damit der Stipendiat wenigstens für sechs Monate das Team von Trainer Alexander Thamm unterstützen kann, setzten sich die Verantwortlichen mit der Bürokratie auseinander. Mit Erfolg. Pellio unterschrieb einen zeitlichen begrenzten Vertrag beim Oberligisten, kann nun mit einem Doppelspielrecht in Deutschland auflaufen.

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Künftig wird ihn sein Weg aber wohl wieder in die USA führen: „Ich möchte mein Studium auf jeden Fall zu Ende bringen und danach schaue ich mal. Ich könnte mir vorstellen, dann wieder nach Deutschland zu kommen, aber das wird man alles sehen.“ Das bisherige Jahr hat ihm gezeigt, wie schwierig es ist, langfristige Pläne zu schmieden.