Wetter/Herdecke. Für Johannes Weißenfeld hätte am Freitag in Tokio Olympia begonnen nun muss er ein Jahr warten. Diese zehn Asse starteten schon bei Olympia.

Es wäre eigentlich wieder Olympia-Jahr, wenn nicht die Corona-Pandemie dazwischen gekommen wäre. Am heutigen Freitag war die Eröffnungsfeier in Tokio geplant. Und Herdecke hätte mit Ruderer Johannes Weißenfeld einen aussichtsreichen Medaillen-Kandidaten im Rennen gehabt. Weißenfeld und der Deutschland-Achter müssen jetzt wie alle anderen auf das nächste Jahr hoffen. Bleibt der 25-jährige Herdecker auf Kurs und finden die XXXII. Olympischen Spiele vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Metropole tatsächlich statt, dann reiht er sich in einem Jahr in eine Reihe erfolgreicher Athletinnen und Athleten – vornehmlich aus dem Wassersport - von der Ruhr ein. Das sind die Top 10 der Olympioniken aus Wetter und Herdecke:

Astrid Hengsbach gewinnt 2012 bei Paralympics die Silbermedaille

Auch bei den Paralympics hat Herdecke eine Medaillen-Gewinnerin: Astrid Hengsbach vom Ruderclub „Westfalen“ Herdecke gewann im Sommer 2012 bei den an die Idee der Olympischen Spiele angelehnten globalen Sportwettbewerbe für Sportler mit Behinderung in London Silber mit dem Mixed Vierer mit Steuermann bzw. -frau.

Das mit je zwei Frauen und zwei Männern besetzte Boot mit Steuerfrau Katrin Splitt (Berlin) kam nach 3:21,44 Minuten und damit 2,06 Sekunden hinter dem siegreichen Gastgeber Großbritannien ins Ziel. Bronze ging an die Ukraine. Im deutschen Boot saßen neben der aus Meschede gebürtigen Astrid Hengsbach noch Anke Molkenthin (Waging), Tino Kolitscher (Halle) und Kai-Kristian Kruse (Hamburg).

1. Meinrad Miltenberger

Der Herdecker Meinrad Miltenberger (links) und Michael Scheuer gewinnen 1956 in Melbourne im Kajak-Zweier die erste deutsche Nachkriegs-Goldmedaille bei Olympischen Spielen
Der Herdecker Meinrad Miltenberger (links) und Michael Scheuer gewinnen 1956 in Melbourne im Kajak-Zweier die erste deutsche Nachkriegs-Goldmedaille bei Olympischen Spielen © APddp images/AP/ | ddp images/AP

Ganz vorn in dieser Rangliste, keine Frage, ist natürlich der Gewinner der ersten ersten Nachkriegs-Goldmedaille für Deutschland platziert: Meinrad Miltenberg (1924 bis 1993) nahm als Mitglied des Herdecker Kanuclubs schon 1952 an den Olympischen Spielen in Helsinki teil. Gold gewannen die Deutschen bei dieser ersten Teilnahme nach dem 2. Weltkrieg noch nicht, auch Miltenberger sammelte zunächst im Einer- (5.) und Zweier-Kajak (6.) zunächst nur Erfahrungen. Trotzdem bereitete man ihm nach seiner Rückkehr aus Finnland einen improvisierten Empfang an der früheren Rathaustreppe. 1956 gewann der von allen „Auto“ genannte Kanute aus Herdecke dann im australischen Ballarat, westlich von Melbourne, gemeinsam mit Michel Scheuer Gold im Zweier-Kajak über 1000 Meter. Eine Straßenparade in seiner Heimatstadt folgte, das Bundesverdienstkreuz wurde ihm verliehen. Seit 2016 gibt es im Westfalia-Wohnquartier den Meinrad-Miltenberger-Weg, auch sein Verein erinnert mit einem Gedenkstein auf dem Vereinsgelände an ihn.

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2. Matthias Mellinghaus

Matthias Mellinghaus aus Herdecke (4. von links) hat 1988 in Seoul olympisches Gold gewonnen.
Matthias Mellinghaus aus Herdecke (4. von links) hat 1988 in Seoul olympisches Gold gewonnen. © WP

Das zweite Olympia-Gold für Herdecke gab es auch auf dem Wasser: Ruderer Matthias Mellinghaus(55) vom RC Westfalen Herdecke saß 1988 im Deutschland-Achter, der nach 13 Siegen in Folge auch im koreanischen Seoul die Favoritenrolle hatte. Und doch wäre beinahe alles an einer kleinen Schraube gescheitert, wegen fehlender Befestigung wackelte das Stemmbrett, auf dem die Füße des Ruderers fixiert sind.

Bundestrainer Ralf Holtmeyer strampelte mit dem Rad zurück zum Bootslager, um Ersatz zu beschaffen, hektisch wurde das Boot repariert. Im Rennen fuhren Mellinghaus, der seit 2000 im kanadischen Vancouver lebt, und Co. dann aber eine klare Führung heraus und gewannen Gold.

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3. Pia Laus-Schneider

Pia Laus verabschiedet ihr Olympiapferd
Pia Laus verabschiedet ihr Olympiapferd "Renoir" beim Reitturnier des RV Volmarstein. © WP | Heinz Hendel

Eine Medaille gewann die in Wetter aufgewachsene Pia Laus-Schneider (52) nicht, doch die Dressurreiterin nahm gleich dreimal an Olympischen Spielen teil. Dabei startete die Tochter einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters zunächst für Deutschland und wurde Europameisterin der Jungen Reiter, ab 1990 aber für Italien. Und war 1992 in Barcelona (7. Platz mit „Adrett“), 1996 in Atlanta (34. Platz mit „Liebenberg“) und 2000 in Sydney (14. Platz mit „Renoir“) bei Olympia dabei.

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„Keine Frage, das ist das größte Sportereignis in der Karriere“, erklärte sie vor einigen Jahren: „Natürlich gibt es Europa- und Weltmeisterschaften, aber Olympia ist etwas anderes.“ Mittlerweile lebt sie mit Ehemann Ralf Schneider und drei Kindern in Mecklenburg-Vorpommern.

4. Dirk Schrade

Vielseitigkeitsreiter Dirk Schrade gewinnt 2012 Gold für den RV Volmarstein.
Vielseitigkeitsreiter Dirk Schrade gewinnt 2012 Gold für den RV Volmarstein. © dpa | Franck Robichon

Auch Wetter an der Ruhr hat einen Olympiasieger. Als Wetteraner wird Dirk Schrade (42) zwar nicht unbedingt wahrgenommen, seinen größten Erfolg schaffte der Vielseitigkeits-Reiter jedoch als Mitglied des RV Volmarstein: 2012 wurde der aus dem schwäbischen Münsingen stammende Schrade in London Olympiasieger, gewann gemeinsam mit den deutschen Vielseitigkeits-Reitern im Greenwich Park die Mannschaft-Goldmedaille.

Da war er gerade dreieinhalb Jahre Mitglied bei den Volmarsteinern, betrieb einen Hof in Hasslinghausen. Und Klubchef Heinrich-Georg Hassenbürger betonte: „Dirk ist sehr ins Vereinsleben integriert.“ Seit November 2017 ist Schrade in Schleswig-Holstein beheimatet.

5. Marina Kielmann

Die Eiskunstläuferin Marina Kielmann startet zweimal bei Olympia.
Die Eiskunstläuferin Marina Kielmann startet zweimal bei Olympia. © WR | GOEKE, Bodo

Die in Herdecke aufgewachsene Marina Kielmann (52) war zunächst als Rollkunstläuferin erfolgreicher, brachte es dort bis zur Vizeweltmeisterin 1990. Später konzentrierte sie sich ganz auf das Eiskunstlaufen und gewann mehrere Medaillen bei Europameisterschaften. Zweimal schaffte sie es zu Olympischen Spielen, 1988 in Calgary beim umjubelten Olympiasieg von Katarina Witt und 1992 in Albertville.

Und belegte jedesmal den zehnten Platz, ehe sie 1995 ihre Amateurlaufbahn beendete und für einige Jahre zu „Holiday on Ice“ ging. Mittlerweile lebt und arbeitet Marina Kielmann in Berlin, engagiert sich bei der „Tour der Hoffnung“, einer Radtour zugunsten krebskranker Kinder.

6. Sina Schielke

Sina Schielke kommt in Athen nicht über den Vorlauf hinaus.
Sina Schielke kommt in Athen nicht über den Vorlauf hinaus. © Imago

Als schnellste Frau Deutschlands durfte Sina Schielke (39) über mehrere Jahre gelten - und als „Glamour Girl“ der deutschen Leichtathletik. Die Herdecker Sprinterin wurde früh dreifache Junioren-Europameisterin, verzichtete aber auf einen ersten Olympia-Staffelstart im Jahr 2000 zugunsten der Junioren-Weltmeisterschaften im gleichen Jahr, bei denen sie Silber hinter der späteren Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown über 200 m gewann. In der Folge erlitt sie zahlreiche Verletzungen, verpasste so alle fünf Freiluft-Weltmeisterschaften ihrer Karriere.

Auch vor Olympia 2004 in Athen plagte sie eine hartnäckige Plantarsehnenverletzung, in Einzel und Staffel schied sie so im Vorlauf aus. „Ich bin froh, dass ich zumindest einmal bei Olympischen Spielen dabei sein durfte“, sagte sie später: „So ein Ereignis mitzuerleben war großartig, auch wenn das sportliche Abschneiden nicht so toll war.“ Die Spiele in Peking vier Jahre später verpasste sie, weil sie mit Tochter Jamie schwanger war.

7. Peter Thiede

Peter Thiede, Steuermann des Deutschland-Achters
Peter Thiede, Steuermann des Deutschland-Achters © Carsten Oberhagemann

Ruder-Steuermann Peter Thiede (52) stammt aus Ueckermünde, lebt aber seit dem Jahr 2000 in Herdecke.

Über 15 Jahre, von 1993 bis 2008, war er Steuermann des Deutschland-Achters.

Und nahm - neben drei Weltmeister-Titeln - viermal an an Olympischen Spielen teil. 1992 - noch im Zweier mit Steuermann - belegte er Rang vier, im Achter folgten Silber 1996 sowie die Ränge vier (2004 in Athen) und acht (2008 in Peking).

8. Nadine Schmutzler

Nadine Schmutzler wurde 2008 in Peking Achte mit dem Achter
Nadine Schmutzler wurde 2008 in Peking Achte mit dem Achter © WP | nitsche

Ebenfalls in einem von Ralf Holtmeyer trainierten Achter, allerdings in dem der Frauen, war Nadine Schmutzler (36) bei Olympia.

Die Riemenruderin vom RC Westfalen Herdecke wurde in zwei Booten Vize-Weltmeisterin und sicherte sich einen Stammplatz im Achter, der 2008 in Peking Rang acht belegte.

Vier Jahre später verpasste sie die Spiele in London knapp, sah sich da als „Opfer falscher Entscheidungen“ ausgebootet.

Später mit dem Crefelder RC gewann die Herdeckerin nicht nur die Ruder-Bundesliga, sondern auch die erste europäische Champions League.

9. Andreas Bech

Andreas Bech aus Wetter war 2004 in Athen dabei
Andreas Bech aus Wetter war 2004 in Athen dabei © WP

Größter Erfolg des Wetteraner Ruderers Andreas Bech (51) war der Gewinn des Weltmeisterschaftstitels im Leichtgewichts-Achter 1996. 2004 war er Teil der deutschen Mannschaft für Olympia in Athen. Mit Axel Schuster, Stefan Locher und Martin Müller-Falcke qualifizierte er sich im leichten Vierer ohne Steuermann für das Halbfinale. Dort und im B-Finale fand das Quartett aber nichts ins Rennen, belegte am Ende einen enttäuschenden elften Platz. Nach den Spielen beendete Bech, der für den RV Bochum startete, seine Karriere.

10. Carsten Lömker

Neben Matthias Mellinghaus startete 1988 auf dem Han-River in Seoul ein weiterer Herdecker: Der Kanute Carsten Lömker (55), der für die KG Essen startete, hatte sich mit Niels Ellwanger für den Endlauf im Zweier-Kajak über 1000 Meter qualifiziert. Ein Wimpernschlag-Finale bescherte dem deutschen Boot am Ende Rang vier, 98 Hundertstel fehlten für den Bronze-Rang.