Herdecke. Die letzten drei Jahre der Dekade waren die erfolgreichsten bei der HSG Herdecke/Ende. Spieler und Trainer dort prägen unser Team des Jahrzehnts.
Erfolgreiche Zweitliga-Zeiten um die Jahrtausendwende, eine schier endlose Talfahrt bis in die Kreisliga, 2006 dann die Spielgemeinschaft der TSG Herdecke mit dem TuS Ende. Der Herdecker Handball erlebte bewegte Zeiten, mit zwei Aufstiegen in Folge knüpfte die HSG Herdecke/Ende erst zuletzt - am Ende der Dekade - wieder an alte erfolgreiche Zeiten an. Zusammen mit dem scheidenden Sportlichen Leiter und langjährigen Spieler André Trenkelbach blickt die Lokalsportredaktion zurück und kürt das Team des Jahrzehnts.
Bis 2001 Zweitligist
Seine erfolgreichste Zeit erlebt der Herdecker Handball zwischen 1994 und 2001, als die TSG Handball in der 2. Bundesliga spielte. Aus finanziellen Gründen zog man sich dann in die Oberliga zurück, nach dem sportlichen Abstieg 2005 ging man in die Kreisliga. 2006 ging der Verein in einer Spielgemeinschaft mit dem TuS Ende auf und firmiert seitdem unter dem Namen HSG Herdecke/Ende. 2012 schaffte man den Aufstieg in die Bezirksliga, stieg aber direkt wieder ab.
Die letzten drei Jahre werden die Herdecker Fans nach Jahren der Stagnation in der Kreisliga so schnell nicht vergessen: Zwei Aufstiege hintereinander und eine Hinrunde in der Landesliga, in der man sich über eine längere Zeit unter den drei besten Teams befand, auch der erneute Durchmarsch in die Verbandsliga schien nicht unmöglich. Neben einer schwächeren Phase zum Ende brachte spätestens die Corona-Krise alle Träume zum Platzen, nach dem Saison-Abbruch blieb der HSG ein solider siebten Platz in der ersten Landesliga-Saison seit mehr als zehn Jahren. Für André Trenkelbach, der nach der Saison nicht mehr in der ersten Mannschaft spielen wird, eine schwierige Situation: „Für mich persönlich ist das schwer zu akzeptieren. Du verlierst dein letztes Spiel in Gladbeck, ohne vorher zu wissen, dass das dein letztes Spiel mit der Mannschaft gewesen ist. Das ist schon hart“, erklärt der langjährige Linksaußen, der schon von 2001 bis 2004 bei der TSG Herdecke in der Oberliga gespielt hat, „Mein letztes Spiel in der ersten Mannschaft habe ich mir schon anders vorgestellt.“
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Ein Hauch von 2. Liga lag erstmals in der Saison 2017/18 wieder in der Luft. Auch wenn der Aufstieg „nur“ von der Kreis- in die Bezirksliga erfolgte, doch bis zu 400 Zuschauern pilgerten in die Bleichsteinhalle. Auslöser des Aufschwung war die A-Jugend, die durch die Teilnahme in der Bundesliga das Handball-Feuer in Herdecke wieder entfacht hat. Und die Verpflichtung von Stephan Hellwig als Trainer, der für den Herrenbereich den Wandel einläutete. Mit der Verpflichtung von Timm Höntsch, André Jung und Dominik Formella, sowie einigen Bundesliga-A-Jugendlichen hatte man einen überdurchschnittlichen starken Kader für die Kreisliga, schaffte nach fünf Jahren dort mit einem Punkt Vorsprung vor TS Selbecke den Aufstieg. Für Trenkelbach eine Genugtuung. „Nach so vielen Jahren in der Kreisliga war der Aufstieg extrem wichtig für uns. Mit Stephan und diesem Aufstieg begann eine neue Zeitrechnung in Herdecke“, sagt der 37-Jährige.
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In der Bezirksliga blieb die Mannschaft zusammen, Kreisläufer Max Rust kehrte vom OSC Dortmund zurück. „Max schloss ein Loch am Kreis und machte uns noch stärker“, sagte Trenkelbach: „Mir war schon vorher bewusst, dass wir mit der Truppe auch um den Aufstieg in die Landesliga spielen werden.“ Das schaffte die HSG nach dramatischem Saison-Finish in zwei Entscheidungsspielen gegen die SG Attendorn-Ennest auch, mit 26:18 siegte man im entscheidenden Spiel vor 500 Fans. „Der Aufstieg in die Landesliga war Drama pur“, sagt Trenkelbach, der nun - wie Hellwig - die Trainerbank der HSG verlassen wird. Dort nimmt künftig wieder der langjährige Herdecker Karl-Heinz „Kalla“ Paukstadt Platz.
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Sieben des Jahrzehnts:
Linksaußen: Deutlich erste Wahl hier ist André Trenkelbach selbst, der 2012 zur HSG Herdecke/Ende zurückkehrte und Kapitän der Aufstiegsmannschaft, Sportlicher Leiter für das Erfolgsprojekt der HSG und Co-Trainer von Stephan Hellwig war. „Aber vor allem ist er ein exzellentes Vorbild für viele junge Handballer“, betont Hellwig, „er war ein erfahrener Zocker, ballverliebt und unschlagbar im Abschluss.“
Ein abgezockter Spieler, für den das Herdecker-Projekt eine Herzensangelegenheit darstellt.
Ersatz: Tim Förster
Rückraum links: Bereits als Jugendspieler half Timm Höntsch in der Oberligamannschaft der TSG Herdecke (2002/03) aus, in Schwerte/Westhofen spielte er in der 3. Liga. Zur Kreisliga-Saison 2017 ist Höntsch wieder nach Herdecke gekommen, hat beide Aufstiege mitgemacht.
Ein sehr erfahrener und starker Spieler, der im Relegations-Rückspiel gegen Attendorn der absolute Matchwinner war. Mit Fieber erzielte er neun Tore und sicherte so den Aufstieg in die Landesliga. Nach der Saison beendet er seine Karriere.
Ersatz: Niklas Rust.
Rückraum Mitte: Stets in Herdecke aktiv war Luca Dannemann, der als Teil der A-Jugend-Bundesliga-Mannschaft auf der Mitte eine Instanz geworden ist.
Ausgestattet mit viel Überblick und hoher Spielintelligenz, ist er eine Verstärkung für die Mannschaft.
Auch auf Linksaußen ist er eine echte Alternative.
Ersatz: Fabian Lohrmann.
Rückraum rechts: Mit 16 wechselte André Jung zum TuS Volmetal, sammelte dort Erfahrungen in der Kreis- und Landesliga und schloss sich 2017 wieder seinem Heimatverein an.
Jung hatte die größte Konstanz im Team, auf ihn konnte sich der Verein immer verlassen.
Seine harten Sprungwürfe zeichnen sein starkes Spiel aus.
Ersatz: Matthis Hofmann.
Rechtsaußen: Im Spitzenspiel der Kreisliga-Aufstiegssaison gegen TS Selbecke spielte Gero Neuhoff, der immer in Herdecke aktiv war, zum ersten Mal von Anfang an und erzielte fünf Feldtore.
Seitdem ist er ein fester Teil des Kaders, der jede Saison zu den absoluten Top-Scorern gehört.
In Erinnerung bleibt der Siebenmeter-Wurf nach Abpfiff gegen den Favoriten Westfalia Herne, mit dem er den Sieg in Herdecke hielt.
Ersatz: Patrick Degener.
Kreisläufer: Wie Bruder Niklas war Max Rust Teil der A-Jugend-Bundesliga-Mannschaft der Herdecker, ehe er beim OSC Dortmund in der Verbandsliga spielte.
Ein ruhiger Zeitgenosse, der auf dem Feld aber einen Hebel umlegt und emotionsgeladen auftritt.
Wenn Rust den Ball fängt, ist die Folge meist ein Tor oder ein Siebenmeter, auch in der Abwehr ist er eine feste Größe im Kader.
Ersatz: Tim Cornelsen
Torhüter: Schon zu Zweitliga-Zeiten trainierte Dominik Formella bei der TSG Herdecke mit, spielte in seinem zweiten A-Jugend-Jahr ausschließlich im Oberliga-Team des Klubs.
Formella, der auch für Schalksmühle/Halver, Dormagen und Lemgo spielte, ist der erfahrenste Spieler der Mannschaft. In entscheidenden Spielen ist er immer ein Rückhalt.
Ein Sportler durch und durch, der vor jedem Spiel voll fokussiert ist, egal ob dritte Liga oder Kreisliga.
Ersatz: Noah Seuthe und Daniel Dökel.
Trainer des Jahrzehnts
Als Vater des Erfolges in Herdecke gilt Stephan Hellwig. Er hat es geschafft, die vielen jungen Spieler mit den Erfahrenen zu einer Einheit zu formen, die die letzten Jahre so erfolgreich gespielt hat. Vorher nur als Damen-Trainer aktiv, hat Hellwig gezeigt, dass er auch im Herren-Handball enormes Talent als Coach besitzt.
Die Außenwirkung des Vereins hat sich auch durch seine Arbeit in den sozialen Medien und darüber hinaus deutlich verbessert, er wird dem Verein als Sportlicher Leiter erhalten bleiben.
Ersatz: Jörg Bouwain war Trainer der Aufstiegsmannschaft 2012.