Budapest/Hagen. David Beckmann (20) ist zurück auf der Formel-3-Strecke. Doch im Leben des Hagener Rennfahrers hat sich viel verändert.

Alles sah so selbstverständlich aus. Wie David Beckmann als Drittplatzierter in Spielberg auf dem Siegerpodest stand und er den Sieger Théo Pourchaire vergnügt der obligatorischen Sektdusche unterzog. Ein Formel-3-Rennen mit dem jungen Hagener auf dem Treppchen – normal, könnte man leichtfertig denken. Doch noch vor wenigen Wochen waren solche Bilder selbst für David Beckmann kaum vorstellbar. Sie waren – seine Vergangenheit.

Rückzug aus der Formel 3

„Ich war mir sicher, dass ich nicht mehr im Formel-Sport, erst recht nicht in der Formel 3, fahren werde“, sagt der 20-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung vor dem Rennwochenende auf dem Hungaroring. In Ungarn steht der dritte Stopp der Motorsportserie im Vorprogramm der Formel 1 auf dem Plan. Mit David Beckmann. Und er dürfte erneut um Podestplätze kämpfen. Selbstverständlich.

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Denn die Bilder der Vergangenheit sind auch jene der Gegenwart. Nur die Details haben sich verändert. Zum Teil haben sie sich sogar sehr verändert.

Schwerer Unfall seines Vaters

Zum einen fährt Beckmann für den italienischen Rennstall Trident Racing, nachdem er in der vergangenen Saison im Auto von ART Grand Prix saß. Zum anderen, und das ist dramatisch, fehlt Vater Robin Beckmann an den Strecken. Er begleitete seinen Sohn in den vergangenen Jahren, er bereitete ihm den Weg aus dem Kart- in den Formel-Sport. Doch ein schwerer Autounfall, bei dem Beckmann Senior lebensgefährliche Verletzungen erlitt, stellte die Welt völlig auf den Kopf.

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„Weil ich nach dem Unfall meines Vaters finanziell nicht so gut dastand, habe ich in andere Motorsportrichtungen geschaut, zu Rennserien, die nicht so teuer sind und in denen man auf lange Sicht Geld verdienen kann“, erzählt David Beckmann offen und ehrlich. Allerdings widmete er sich neben der Sportkarriere auch der Firma seines Vaters, die von Hagen aus Windkraftanlagen baut und betreibt.

Kurze Verhandlungen mit neuem Team

„Ich habe mich allerdings während der ganzen Zeit körperlich fit gehalten und bin auch in meinem Simulator zu Hause gefahren“, sagt der 20-jährige Hagener, der zudem im Winter einen Abstecher in den Porsche 911 GT3 Cup machte. Als Trident nun nachfragte und ihm einen Platz in der Formel 3 anbot, stand dem Comeback nach kurzen Verhandlungen nichts mehr im Wege.

„Ich habe mich wirklich extrem gefreut“, sagt David Beckmann, „weil das letzte Jahr ja nicht so gut gelaufen ist und ich jetzt klarstellen kann, dass ich ein guter Fahrer bin und dass ich auch in der Formel 3 erfolgreich fahren kann.“

Seine ersten Auftritte in der Serie, in der neben ihm mit Lirim Zendeli, Sophia Flörsch und David Schumacher drei weitere Deutsche fahren, untermauern Beckmanns Ansage. Nach den zwei dritten Plätzen im österreichischen Spielberg liegt er in der Gesamtwertung vor den beiden Rennen in Budapest als bester des deutschen Quartetts auf dem vierten Rang.

Eine Doppelbelastung

„Anfangs musste ich mich erst wieder ans Limit herantasten“, erzählt David Beckmann über seine ersten Fahrten nach rund zehnmonatiger Formel-3-Pause. „Aber das Auto liegt extrem gut. Das Team besitzt echt einen großen Anteil am bisherigen Erfolg.“ In puncto Saisonziele gibt sich der Hagener nach all den Ereignissen der vergangenen Monate aber zurückhaltend. „Mein Ziel ist es, den vierten Rang zu halten. Wenn wir weiter eine so gute Pace haben, ist auch ein Top-drei-Ergebnis möglich“, sagt er.

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Während der Saison bürdet sich Beckmann übrigens eine Doppelbelastung auf, denn die Arbeit in der Firma geht – teilweise im Büro, teilweise von der Strecke aus – weiter. „Das hat auch mit Respekt meinem Vater gegenüber zu tun. Ich möchte ihm zeigen, dass er sich ganz auf seine Reha konzentrieren kann und ich das schon regele.“

Bilder wie jene von der Siegerehrung in Spielberg tun das Übrige. Selbstverständlich werden sie dennoch nie sein. Vorerst.