Hagen. Der TSV Hagen 1860 meldet seine einzige Herrenmannschaft aus der Kreisliga ab. Trainer Horst Anweiler und sein Team gehen zu einem neuen Verein.
Vor zweieinhalb Jahren wurde Horst Anweiler für die Fußball-Abteilung des TSV Hagen 1860 wieder zum Retter. Der Trainer übernahm die einzige Herrenmannschaft der Hoheleyer, die er bereits vor seinem zwischenzeitlichen Wechsel zum TuS Holthausen viele Jahre coachte. Anweiler war mit viel Engagement und Herzblut bei der Sache, sein Team mischte in der oberen Tabellenregion mit. Aber selbst Anweiler konnte die Mannschaft in diesem Jahr nicht mehr retten. Wie der Hagener Fußballkreis vor wenigen Tagen bestätigte, wurde das TSV-Team aus der Kreisliga C abgemeldet. Eine Ära geht zu Ende.
Anweiler ließ nichts unversucht
„Ich habe bis zur letzten Minute mit aller Macht versucht, die Mannschaft aufrecht zu erhalten, aber es hat keinen Sinn mehr gemacht“, bedauert Horst Anweiler. Der Hauptgrund, warum das 1860-Team in seine Einzelteile zerfiel: der ungeliebte Ascheplatz. Hier einen Kunstrasen errichten zu lassen, ist seit vielen Jahren Gesprächsthema beim TSV. Aber die Aussichten sind schlecht. Die Anlage ist in privater Hand, außerdem ist keine Schule in unmittelbarer Nähe. „Wir hatten gehofft, dass die Stadt mit einsteigt und wir als Verein in Hagen-Nord von Zuschüssen profitieren können, aber dem war nicht so“, sagt Andreas Kurz, zweiter TSV-Vorsitzender.
Im vergangenen Jahr entschied sich die Stadt dazu, Westfalia Hagen den Bau eines Kunstrasenplatzes zu finanzieren. Kurz: „Uns würde solch ein Projekt rund eine Million Euro kosten. Dafür sind wir als Verein einfach zu wenig Fußballmarke.“
Trainer auf sich allein gestellt
Abgesehen von der Platz-Thematik sei die Arbeit als TSV-Trainer zuletzt eine Last gewesen, weil er auf sich allein gestellt war, sagt Anweiler. Handwerksarbeiten auf und neben dem Feld erledigte er in Eigenregie, kümmerte sich um alle Belange seiner Mannschaft, für die in besseren Jahren bis zu 29 Fußballer auf der Asche trainierten.
Im Jahr 2007 schloss sich Anweiler dem TSV an, nachdem er zuvor 33 Jahre SC Concordia angehörte. Eine A-Jugend baute er beim Hoheleye-Klub neu auf. „Die Spieler habe ich von der Straße und von den Bolzplätzen geholt“, sagte er damals der Westfalenpost: „Manche haben sich erkundigt, ob der Ball eingerollt oder eingeworfen wird, so wenig hatten sie bisher mit Fußball zu tun.“
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Stets auf der Suche nach Zugängen
Auch für die Herrenmannschaft suchte der Trainer stets Zuwachs, um den „Fußball-Laden“ in der Hoheleye am Laufen zu halten. „Ich habe alles gemacht, was Sie sich so vorstellen können. Andere Trainer haben mich schon gefragt: ‘Horst, warum tust du dir das denn alles noch an?’“ Doch jetzt tut sich Horst Anweiler das eben nicht mehr an. Die Coronakrise habe das Ende seiner Mannschaft beim TSV nur beschleunigt. Zuletzt seien maximal zwölf Spieler zum Training gekommen, man habe sich „gequält“.
Neues Kapitel beim SSV Hagen
Jetzt startet für den Fußballtrainer und viele seiner langjährigen Weggefährten ein neues Kapitel: Die TSV-Mannschaft ist beim SSV Hagen untergekommen. Am Höing finde man bessere Bedingungen vor. „Es ist etwas völlig anderes, auf Kunstrasen zu spielen“, sagt Anweiler und lacht freudig. In der Kreisliga C geht die dritte Mannschaft des SSV an den Start.
Beim TSV zeigte man sich überrascht vom Wechsel der gesamten Mannschaft zu einem anderen Verein. Aber Andreas Kurz zeigt Verständnis: „Horst Anweiler hat sehr viel auf die Beine gestellt. Uns tut es ja leid, Fußball gehört einfach bei einem Breitensportverein dazu.“
So geht’s beim TSV weiter
Und wie geht es beim größten Hagener Verein in Sachen Fußball weiter? Die Sportart hat beim TSV schließlich lange Tradition, nicht nur weil der bislang einzige Hagener Fußball-Nationalspieler Walter Rodekamp das Trikot der 1860er trug. Eine Altherren-Mannschaft haben die 1860er immerhin noch, aber die trainiert in der Turnhalle des Albrecht-Dürer-Gymnasiums. Was macht der TSV also mit dem Platz, den Anweiler nicht mehr pflegt? „Der Ascheplatz bleibt erstmal der Ascheplatz. Eine Umwidmung können wir alleine nicht stemmen“, sagt TSV-Klubvize Andreas Kurz: „Unser Bestreben ist es, weiterhin Fußball anzubieten. Über konkrete Pläne werden wir bald im Vorstand Gespräche führen.“
Ganz verlassen ist der Platz übrigens nicht: Die Fußballer des Integrationsteams TSV Unified sowie die Hobbymannschaft Ernies Enkel spielen dort noch.