Regensburg/Herdecke. Erster Freiluft-Wettkampf seit zwei Jahren - und gleich eine neue Bestzeit: Sie gibt Patricia de Graat Rückenwind für die DM-Qualifikation.
Es war ihr erster Freiluft-Wettkampf auf der Bahn seit zwei Jahren – und gleich ihr schnellstes 1000-m-Rennen überhaupt: Bei der „Telis-Challenge“ in Regensburg startete Patricia de Graat perfekt aus der langen Corona-Zwangspause, steigerte ihre Bestzeit auf 2:46,70 Minuten und wurde Zweite. „Das gibt mir Rückenwind“, freut sich die Herdeckerin im Trikot der LG Olympia Dortmund, ihn wird sie auch brauchen. Um sich für die deutschen Meisterschaften Anfang August in Braunschweig zu qualifizieren, hat die 20-Jährige nur zwei Wettkampf-Chancen.
Corona-Tests vor DM
Im Zuge der bundesweiten Lockerungsmaßnahmen in der Corona-Pandemie hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sein Durchführungs- und Hygiene-Konzept für die deutschen Meisterschaften in Braunschweig (8./9. August) erweitert: Erarbeitet wurden Szenarien, um die bisher nicht berücksichtigten Wettbewerbe über 1500 und 5000 Meter sowie 3000 Meter Hindernis in das DM-Programm aufzunehmen. Ein entsprechender Antrag liegt bereits der Stadt Braunschweig und dem Land Niedersachsen zur Prüfung vor. So sollen die Mittel- und Langstrecken-Wettbewerbe möglichst ohne Sonder-Maßnahmen in die DM integriert werden.
Noch gilt in Niedersachsen - anders als in anderen Bundesländern - jedoch im Sport ein Mindestabstand von zwei Metern, Wettkämpfe in Kontaktsportarten sind verboten. Sollten diese Regelungen nicht rechtzeitig vor den deutschen Meisterschaften aufgehoben werden, will der DLV unter der Voraussetzung von mindestens zwei negativen Corona-Tests der teilnehmenden Athleten sowie mithilfe detaillierter Anreise-, Unterbringungs- und Abstands-Regelungen eine Zulassung der Lauf-Wettbewerbe erwirken.
Als Patricia de Graat nahe der Donau hinter Hindernisspezialistin Elena Burkard (LG Nordschwarzwald, 2:43,91 Minuten) ins Ziel gekommen war, hatte sie ihre Bestmarke über 100 Meter um satte sechs Sekunden gesteigert. „Ich freue mich riesig über diese so deutliche Bestzeit im ersten Saisonrennen“, sagt sie, „vor allem nachdem ich draußen so lange keinen Bahn-Wettkampf machen konnte.“ Im Sommer 2018 hatte die Herdeckerin letztmals im Outdoor-Wettkampf antreten können, nach langer Fußverletzungs-Pause gelang ihr erst im letzten Winter in der Halle das Comeback, als sie bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig über 1500 m das Finale erreichte. Und nach dem Trainingslager zur Saisonvorbereitung in Südafrika in die lange Corona-Zwangspause ohne Wettkampf gehen musste.
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In Rangliste noch nicht vertreten
Dass die 20-Jährige diese im Training in den letzten Wochen offenbar gut genutzt hatte, darauf wiesen Trainingszeiten bereits hin. „Ich wusste, in welche Richtung es geht“, sagt Patricia de Graat, die sich über die Bestätigung im Wettkampf beim den derzeitigen Verordnungen angemessenen Läuferabend in Regensburg dennoch freut: „Ich bin insgesamt sehr zufrieden, auch wenn die zweite Runde noch ein bisschen zu langsam war“, sagt sie, „das stimmt mich positiv für die weiteren Wettkämpfe.“
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Diese sind in diesem Sommer allerdings rar gesät, nur zwei Chancen bieten sich der Herdeckerin für die Qualifikation zu den am 8./9. August in Braunschweig angesetzten deutschen Leichtathletik-Meisterschaften. Und mindestens eine davon muss sie nutzen, um bei den nationalen Titelkämpfen der Frauen dabei zu sein, nachdem die von ihr als Saison-Höhepunkt favorisierten deutschen U23-Meisterschaften in Mönchengladbach corona-bedingt aus dem Programm gestrichen worden sind. Im Gegensatz zu vielen Konkurrentinnen ist de Graat in der aktuellen, vom DLV nun veröffentlichten Qualifikations-Rangliste weder über 800 m noch über 1500 m vertreten, auch wenn darin auch Freiluft-Leistungen aus der Saison 2019 berücksichtigt werden. Doch die war für die Herdeckerin verletzungsbedingt ja ausgefallen, ihre Hallen-Zeiten aus dem Januar/Februar 2020 wiederum zählen nicht. Ich habe da noch keine Zeiten stehen, sonst könnte ich entspannter sein“, weiß sie, „jetzt muss ich eben so gute Zeiten laufen, dass ich dann unter den 20 Besten bin.“
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Unter Flutlicht in Dortmund
Die erste Chance bietet sich am nächsten Samstag auf ihrer Heimatbahn. Beim backontrack-Meeting ihrer LG Olympia Dortmund im Stadion Rote Erde (9 bis 23 Uhr) startet sie um 21.45 Uhr über die 800 m. „Mit Musik und unter Flutlicht“, freut sie sich auf eine „coole Atmosphäre“. Zwei Wochen später reist Patricia de Graat dann wieder nach Regensburg, geht bei der dortigen Laufnacht über 1500 m in einem stark besetzten Starterfeld ins Rennen. „Das ist die Strecke, die ich am liebsten laufe“, sagt sie, „aber es ist ja noch gar nicht entschieden, dass die 1500 m bei den deutschen Meisterschaften überhaupt gelaufen werden.“
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Beim ersten Konzept des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) für die Titelkämpfe in Braunschweig waren die längeren Laufstrecken, die nicht in Bahnen ausgetragen werden sollen, gar nicht berücksichtigt. Nach lautstarken Protesten aus der Läuferszene versucht der DLV nun, sie doch noch zu integrieren. Unabhängig davon bleibt Patricia de Graat über 800 wie über 1500 m nur genau eine Chance, sich zu qualifizieren. Wobei die junge Herdeckerin betont: „Auch nach der DM will ich nicht in die Saisonpause gehen, da gibt es noch eine Late Season.“