Herdecke/Dortmund. Lange konnte sie nicht laufen, jetzt darf sie nicht: Die Absage der deutschen U23-Meisterschaften trifft die Herdeckerin Patricia de Graat hart.
Lange durfte sie hoffen, dass ihr Saison-Höhepunkt stattfindet. Bei den deutschen U23-Leichtathletik-Meisterschaften in Mönchengladbach wollte Patricia des Graat unbedingt starten, es wäre der Abschluss der Nachwuchs-Zeit für die 21-jährige Herdeckerin von der LG Olympia Dortmund gewesen. Doch nun sagte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) auch die für den 15./16. August im Grenzlandstadion vorgesehenen nationalen Titelkämpfe ab. Für Läuferin de Graat, die die komplette letzte Saison verletzungsbedingt verpasste, ein herber Schlag. „Im letzten Jahr konnte ich nicht laufen, jetzt darf ich nicht laufen“, bedauert sie. Wettkampf-Alternativen sind rar, die verschobenen deutschen Meisterschaften der Aktiven könnte eine sein.
Ausgefallene DM-Läufe könnten beim ISTAF nachgeholt werden
Auf heftige Kritik der Athleten stieß die Ankündigung des Deutschen Leichtathletik-Verband, dass die wegen der Corona-Pandemie abgesagte DM in Braunschweig am 8. und 9. August nachgeholt werden soll, allerdings ohne Laufdisziplinen auf der freien Bahn und ohne Staffelwettbewerbe. Der Sicherheitsabstand bei diesen Disziplinen könne nicht gewährleistet werden, so der DLV. „Kein Hindernislauf und keine Mittelstrecken - eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen und in keinem Sinne befürworten kann.“, schrieb Gesa Felicitas Krause, WM-Dritte im Hindernislauf.
Laut Frank Lebert, Geschäftsführer der Deutschen Leichtathletik Marketing GmbH, könnten ausgefallene Laufwettbewerbe eventuell beim Istaf in Berlin am 13. September nachgeholt werden: „Dort haben unsere Athleten die Möglichkeit, in einem würdigen Rahmen und einem internationalen Umfeld um die deutsche Meisterschaft zu kämpfen.“
„Ich hoffe, da ändert sich noch was.“ Die Nachricht von der Absage der U23-DM, die auch in der Corona-Krise im Gegensatz zu anderen Meisterschaften lange im DLV-Terminkalender blieb, wollte Patricia de Graat zunächst nicht glauben: „Es ändert sich doch alle zwei Wochen etwas.“ Doch der Verbands-Beschluss steht, um für Planungssicherheit bei den Aktiven zu sorgen, wurden zahlreiche Titelkämpfe auf 2021 verschoben, nur eine Handvoll Wettkämpfe gehören zur so genannten „Late Season“. „Wenn die U23-Meisterschaften wirklich nicht stattfinden sollten, wäre das eine große Enttäuschung für mich“, sagt Patricia de Graat, „es wäre mein Highlight der Saison gewesen.“ Ihrer reichen Medaillen-Sammlung im Nachwuchs-Bereich - bisher gab es 15 Mal DM-Edelmetall – wollte sie in Mönchengladbach eine letzte bei der Jugend hinzufügen.
Die Absage trifft die Herdeckerin auch deshalb, weil sie ab dem Herbst 2018 wegen einer angerissenen Plantarsehne und mehrerer Knochenödeme im rechten Fuß lange ausfiel, erst Anfang diesen Jahres auf die Wettkampf-Bahn zurückkehrte. Und bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig über 1500 Meter in neuer persönlicher Bestzeit von 4:28,28 Minuten das Finale erreichte. „Da habe ich gezeigt, dass ich wieder vorne mitlaufen kann“, freute sich die Herdeckerin nach dem DM-Comeback, „ich war super happy, dass ich erstmals überhaupt bei den Frauen im Finale dabei bin.“ Dort allerdings blieb sie zwölf Sekunden langsamer hinter ihren Erwartungen zurück, wurde Neunte und Letzte. Der nächste Rückschlag folgte corona-bedingt: Aus dem dreiwöchigen Höhentrainingslager mit vielen DLV-Kadern in Südafrika musste sie angesichts der unsicheren Lage vorzeitig zurückkehren.
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Braunschweig als Alternative
Immerhin hielt der Fuß, die Basis für eine gute Freiluftsaison der Mittelstrecklerin schien gelegt. Zumal Training auch im Corona-Lockdown um die heimischen Seen möglich war, auch der Trainingsbetrieb der Leistungsgruppen bei der LG Olympia Dortmund im Stadion Rote Erde und der Helmut-Körnig-Halle im Mai wieder anlief. Nur die Wettkämpfe fehlen, nun vor allem ihr bevorzugter. Eine Alternative können die deutschen Meisterschaften der Aktiven in Braunschweig sein, die vom Juni auf den 8./9. August verschoben worden sind. Da allerdings sollen die als „Leuchtturmprojekt“ bezeichneten Titelkämpfe ohne Zuschauer und aufgrund der behördlichen Anordnungen mit Einschränkungen stattfinden, die insbesondere die Laufdisziplinen im Mittelstreckenbereich betreffen. Nur die Läufe bis 800 m, die komplett in Bahnen ausgetragen werden können, sind wegen der Abstandsregeln geplant, die Disziplinen ab den von Patricia de Graat bevorzugten 1500 Meter sind nicht ins Programm der Meisterschaften integriert. „Ich weiß nicht, wie ich das finden soll“, sagt Patricia de Graat, „mittlerweile dürfen sich wieder zehn Leute treffen, aber man darf nicht zu zehnt laufen. . .“
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Eine Alternative für sie, das macht die Herdeckerin deutlich, wäre ein DM-Start über die kürzere Strecke aber schon. „Die 800 Meter waren nicht die Strecke, auf die ich den Fokus gelegt habe“, räumt sein, „aber dann muss ich das Training eben umstellen.“ Wobei noch nicht klar ist, wie die Athletinnen sich ohne Wettkämpfe im Vorfeld qualifizieren können. „Vielleicht zählen die Hallenzeiten über 800 m“, sagt de Graat, da rangiert sie für 2020 mit am 18. Januar in Dortmund gelaufenen 2:10,60 Minuten bundesweit auf Platz zehn. An ihrer grundsätzlichen Motivation für das Training nach so langer Verletzungspause ändere die ungewisse Lage nichts, betont sie. „Aber die zieht man natürlich aus Wettkämpfen, bei denen man sich mit anderen messen kann“, räumt Patricia de Graat ein, „deshalb hoffe ich, dass wenigstens im September einige Meetings stattfinden.“
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Hallen-DM 2021 in Dortmund
Und Motivation für das folgende Winter-Training kann die 21-Jährige auch aus dem Austragungsort der ersten nationalen Titelkämpfe nach ihrer Nachwuchs-Zeit ziehen: Die deutschen Hallen-Meisterschaften der Männer und Frauen 2021 wurden nach einer Videokonferenz des DLV-Präsidiums nach Dortmund in die Helmut-Körnig-Halle vergeben. Als Termin ist der 20./21. Februar 2021 vorgesehen, falls dann an der Strobel-Allee nicht nebenan ein Bundesliga-Heimspiel der Fußballer von Borussia Dortmund stattfindet. Auf diese DM kann sich Patricia der Graat auf jeden Fall freuen: „Meisterschaften mit Heimrecht, das ist doch eine schöne Sache.“