Herdecke. Mehr als 60 Jahre Handball-Erfahrung verabschieden sich bei der HSG Herdecke-Ende in den Ruhestand: André Trenkelbach und Timm Höntsch hören auf.
Mehr als 60 Jahre Handball-Erfahrung verabschieden sich bei der HSG Herdecke-Ende in den verdienten Ruhestand. Es ist schwer vorstellbar, dass die beiden Herdecker, die jeweils seit 30 Jahren den Handball in der Umgebung mitprägen und gerade an den letzten drei starken Jahren der HSG einen großen Anteil am Erfolg hatten, sich aus der Bleichsteinhalle verabschieden und die Schuhe an den Nagel hängen. Wobei so ganz richtig ist das nicht: André Trenkelbach wird sich noch in der zweiten Mannschaft der Herdecker fit halten und Timm Höntsch schließt auch nicht aus irgendwann noch einmal den Ball fliegen zu lassen. Doch zumindest höherklassigen Handball wird es für beide Routiniers wohl nicht mehr geben.
Im letzten Jahrzehnt zur HSG Herdecke/Ende zurückgekehrt
Im letzten Jahrzehnt kehrten Timm Höntsch und André Trenkelbach, die bereits Anfang des Jahrtausends im Oberliga-Team der TSG Herdecke aktiv waren, zur HSG Herdecke/Ende zurück.
Linksaußen Trenkelbach kam zur Saison 2012/13 an den Bleichstein, fungierte hier als Kapitän und zuletzt auch Sportlicher Leiter. Rückraumschütze Höntsch kehrte 2017 zurück, beide stiegen mit der HSG in die Bezirks- und dann in die Landesliga auf.
Wochenenden für Handball geblockt
Der Spaß am Handball und am Mannschaftssport ist ungebrochen. Und auch wenn beide Spieler großen Anteil an den erfolgreichen letzten drei Spielzeiten hatten, so geht auch an ihnen das Alter nicht spurlos vorbei. Zwar hätten beide sicher noch das Potential in der Landesliga ihre Mannschaft zu unterstützen, doch die Prioritäten ändern sich im Laufe des Lebens. Beide sind Familienväter und deswegen auch privat eingespannt. Der 37-jährige Trenkelbach wollte eigentlich schon nach dem Aufstieg in die Landesliga im letzten Jahr, aufhören. Doch damals hatte ihn seine Familie noch überredet dabei zu bleiben. Seine Frau und auch die beiden Kinder sind große Fans. Deswegen sollte der Papa doch bitte noch eine Saison spielen, damit die familiären Ausflüge in die Sporthalle vorerst nicht aufhören. Nun ist aber Schluss: „In der ersten Mannschaft musst du immer beim Training sein und alles geben. Das ist viel Arbeit. Nun möchte ich aber mehr Zeit mit meiner Familie verbringen“, sagt Trenkelbach.
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Timm Höntsch sieht das ähnlich: „Im Mannschaftssport hat man eine gewisse Verantwortung. Du musst immer dabei sein und dich voll reinhängen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch und wird mit dem Alter auch immer anstrengender“, erklärt der 35-jährige. Auch bei ihm haben sich die Prioritäten verschoben: „Seit 30 Jahren sind die Wochenenden immer für den Handball geblockt gewesen. Es ist auch mal schön, eines frei zu haben und es mit der Familie zu verbringen“, sagt Höntsch.
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Die beiden Routiniers blicken auf ein langes und erfolgreiches Handball-Leben zurück. Beide haben ihre Karriere in Herdecke begonnen - und beenden diese auch dort. Mit besonderem Talent und dem Doppelspielrecht ausgestattet, spielten sie bereits als A-Jugendliche in der ersten Mannschaft der TSG Herdecke in der Oberliga mit. Während Trenkelbach nach der Jugend weiter in Herdecke auf Torjagd ging, zog es Höntsch zur HSG Schwerte-Westhofen, wo er schon als A-Jugendlicher bei den Herren in der 3. Liga aushalf und dort auch seine Karriere im Seniorenbereich startete. Es folgte der Rückzug in die Verbandsliga, der an das Schicksal der TSG Herdecke erinnert, die um den Aufstieg in die erste Bundesliga mitspielte und aus finanziellen Gründen in die Oberliga ging. Trenkelbach wiederum spielte später noch in Wetter und Halden, meist in der Landes- oder Bezirksliga. „Ich wollte immer so hoch spielen wie möglich“, sagt er.
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Handball mehr als nur ein Sport
Handball war für die beiden viel mehr als nur der Sport. Es haben sich Freundschaften fürs Leben entwickelt: „Handball war alles für mich. Die Patenonkel meiner beiden Kinder sind Handballer. Viele meiner besten Freunde spielen“, so André Trenkelbach. Auch für Timm Höntsch hat der Sport einen großen Stellenwert: „Handball war der absolute Lebensmittelpunkt. Ich habe zeitweise jeden Tag in der Woche Training gehabt und am Wochenende dann die Spiele.“ In Zukunft wird es wohl ruhiger, auch wenn Handball nie ganz verschwinden wird. „Dadurch, dass das so ein großer Teil meines Lebens war, bekomme ich das nicht ganz raus. Die Spiele werde ich mir anschauen“, sagt Höntsch. Und auch die vielen Erinnerungen bleiben. So denkt Trenkelbach an ein Spiel in der Oberliga mit der TSG in Ferndorf vor 1000 Zuschauern: „Das war Wahnsinn. Wenn du mit 19 vor 1000 Leuten aufläufst und dann das Licht ausgeht und die Sirenen heulen“, erinnert sich Trenkelbach.
Vor 1000 Zuschauern in Ferndorf
Doch auch die letzten drei Jahre in Herdecke waren besonders. Zwei Aufstiege hintereinander, viele enge Spiele und schöne Erfahrungen. „Für mich waren das die einzigen Aufstiege meiner Karriere“, stellt Höntsch fest. Und welchen Sport die Söhne mal ausüben werden, steht bereits fest: Niclas, der älteste Sohn Trenkelbachs, ist mit der Herdecker D-Jugend Meister geworden. Und Noah Trenkelbach und Janno Höntsch üben bereits fleißig in der Kinderballsportgruppe.