Herdecke. Diesmal schöpften „Endes Ewige Talente“ ihr Potenzial voll aus: Der FC Herdecke-Ende III ist ungeschlagen Meister - und hat Bock auf die B-Liga.
Sie nennen sich „Endes Ewige Talente“, eine selbstironische Anspielung. „Darauf, dass wir alle nicht mit dem allergrößten Fußball-Talent gesegnet sind“, erklärt Christian Glatter, spielender Co-Trainer und seit Beginn an dabei im Team des FC Herdecke-Ende III. In dieser abgebrochenen Saison allerdings schöpften „EET“ ihr spielerisches Potenzial voll aus. Und wurden ungeschlagen und mit zuletzt 14 Siegen in Serie Meister der Kreisliga C3. Das Erfolgsgeheimnis? Glatter: „Jeder im Team hat Super-Bock auf diese Truppe.“
Ibrahim erzielt 23 Tore
Mit 15 Siegen, zwei Remis, 62:14 Toren und einem Punkte-Quotienten von 2,762 wurde der FC Herdecke-Ende III Meister der Fußball-Kreisliga C3 vor dem SV Büttenberg II (60:14, 2,383). Erfolgreichster FC-Torschütze war Nechirvan Ibrahim mit 23 Treffern.
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Ein T-Shirt spielt eine gewisse Rolle in der Erfolgsgeschichte der dritten Mannschaft vom Kalkheck. Am 18. August 2019, vor dem Saison-Auftaktspiel beim späteren Tabellenzweiten SV Büttenberg II packt der neue Trainer Michael Müller ein 16 Jahre altes Hemd aus, mit der Aufschrift „Meister 2002/03“ und dem Vereinslogo des FC Freisen. Ein Verein aus Müllers Heimat im Saarland, bei dem er vor dem Umzug vor vier Jahren nach Herdecke spielte. Und mit dem er Meister in der dortigen Landesliga wurde. „Männer. Am Ende der Saison will ich, dass wir so ein Shirt haben“, erklärt also der 36-jährige FC-Trainer, der nach einer Knorpel-Operation nicht mehr spielen kann, nach teaminterner Überlieferung: „Ein Shirt, das wir in 25 Jahren noch unseren Kindern zeigen können. Ein Moment, den ihr nie vergesst.“ Dieser spezielle emotionale Moment, „dass der Schiri abpfeift und man Meister ist und die Bierdusche folgt“, fehlte nun zwar Corona-bedingt, wie Müller bedauerte, als der Titelgewinn nach dem Saisonabbruch am Grünen Tisch feststand. Nach einer „fast perfekten Saison“ mit 15 Siegen und zwei Remis ist man nun dennoch „unheimlich stolz“ auf das Erreichte.
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Motivations-Schalter umgelegt
Zumal die reifen Ender Talente, über die Müller sagt „das ist schon keine normale Mannschaft“, erstmals mit Leistungsfokus in eine Spielzeit gingen. „Als ich hier als Trainer angefangen habe, hieß es, das sei eine Spaßtruppe“, sagt der Coach: „Ich habe dann gemerkt, dass sie auch das Potenzial hat aufzusteigen und habe es ihr im ersten Training gesagt. Offenbar habe ich den Schalter zur Motivation gefunden und umgelegt.“ Eine Einschätzung, die Glatter bestätigt. „Michael hat mehr Potenzial in der Mannschaft gesehen, als wir vorher abgerufen haben“, sagt der spielende Co-Trainer, der beim Entstehen des Teams fünf Jahre zuvor dabei war, als er mit einer Gruppe von Spielern aus der FC-Reserve in die Dritte wechselte. „Früher haben wir das nicht wirklich ernst genommen“, sagt Glatter, „aber vor dieser Saison hatten wir uns vorgenommen, mit viel mehr Ehrgeiz und Disziplin da heranzugehen, aber trotzdem nicht den Spaß zu verlieren. Und die Mischung hat gestimmt.“
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Statt eines eher spaßbetonten Trainings (Glatter: „Warmmachen, Torschuss, Abschlussspiel“) wurde die Übungsarbeit nun konditionell und taktisch fordernder, in der Saisonvorbereitung wurde sogar dreimal wöchentlich – bei hoher Beteiligung - trainiert. „Am Ende waren wir die fitteste Mannschaft der Liga“, sagt Müller, während Glatter hervorhebt: „Viele enge Spiele haben wir gewonnen, weil wir hinten heraus mehr Luft hatten.“ Nach dem 1:1 zum Auftakt bei Titelfavorit Büttenberg und dem 3:3 bei Vatanspor Gevelsberg gewannen die Ender so 14 Spiele in Folge, hatten beim Abbruch neun Punkte Vorsprung. Und das, obwohl Torjäger Nechirvan Ibrahim zwischenzeitlich wegen eines Mittelfußbruchs lange ausfiel. „Das hat die Mannschaft super aufgefangen“, sagt Müller, der zudem die starke Abwehr um Torhüter Alexander Köster – zuvor Feldspieler – hervorhebt.
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Eine Folge auch eines besonderen Zusammenhalts im Team mit dem Motto „Duschen ist im Verein am schönsten“. „Die Mannschaft ist über Jahre gewachsen, da sind enge Freundschaften entstanden“, sagt Glatter, gerade nach den Spielen werde das deutlich: „Da sitzen wir lange in der Kabine, duschen ewig und trinken dabei ein Bierchen und quatschen.“ Auch in der Corona-bedingten Zwangspause „traf“ man sich virtuell zweimal wöchentlich zum „Cyber-Fitnesstraining“, „saß“ danach online zwei, drei Stunden zusammen. „Wir wollten uns fit halten und das Kabinen-Feeling haben“, erklärt Müller. Und Glatter ergänzt, es vergehe wohl kein Tag ohne WhatsApp-Nachricht in der Gruppe der Mannschaft.
Nur Ex-Coach Flamme geht
Das soll so bleiben, auch die Kreisliga B geht man gemeinsam an. Lediglich Ex-Coach Jens Flamme (Glatter: „Er hat großen Anteil am Zusammenwachsen des Teams“) verabschiedet sich zu den Altherren, bleibe aber Teil der Mannschaft. Früh nach den Lockerungen traf sich die Dritte am Kalkheck wieder zum Training mit Abstand, am Montag waren erstmals 22 Akteure da. „Da konnten wir wieder elf gegen elf auf den großen Platz spielen“, freut sich Glatter, „und alle haben gemerkt, dass wir Super-Bock auf die neue Saison haben.“ Ein, zwei Neuzugänge sollen noch dazu kommen, dann will man in der neuen Spielklasse „eine gute Rolle spielen“. Und „Hotte“ Glatter ist überzeugt: „Der Weg dieser Mannschaft ist noch lange nicht zu ende.“