Hagen. René Eidams möchte sich in die Spitze der Top-Darter vorarbeiten. Auch Rückschläge bringen den 31-Jährigen nicht von seinem Vorhaben ab.

Besondere Situationen fordern besondere Lösungen. Das dürfte sich auch der Dartverband PDC Europe gedacht haben, als man sich dazu entschied die PDC Europe Super League Germany trotz der Corona-Beschränkungen unter neuen Bedingungen durchzuführen.

Aufgeteilt in zwei Gruppen duellierten sich die 16 besten deutschen Dartspieler zunächst an zwei Spieltagen im Modus Jeder-gegen-Jeden. Mit dabei war der Hagener Rene Eidams, der seit fünf Jahren in der deutschen Darts-Elite mitmischt. Beim Finale, in welchem die besten acht aus der Gruppenphase um ein Ticket für die Darts-WM im legendären Alexandra Palace („Ally Pally“) in London kämpften, war Eidams nicht mehr dabei.

Hinter den Ansprüchen

Als Vorletzter in seiner Gruppe blieb er mit vier Siegen weit hinter seinen Ansprüchen, konnte sein Potenzial nicht abrufen. „Ich bin momentan nicht frei genug im Kopf und habe viele andere Baustellen, die ich erst einmal fertigstellen muss, bevor ich wieder daran denken kann, gute Darts auf hohem Niveau unter hohem Druck spielen zu können“, sieht der ehemalige WM-Teilnehmer seine psychische Verfassung ausschlaggebend für das enttäuschende Abschneiden.

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In Kooperation mit dem Sportsender Sport1 wurde das Turnier an insgesamt fünf Wochenenden live aus einem Münchener TV-Studio übertragen. Neben der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga präsentierte die PDC Europe als einer der ersten Verbände ein Hygienekonzept, um ihren Sport wieder zu ermöglichen.

Umstellungen für die Spieler

Diese Maßnahmen gab es noch nie zuvor und wirkten für die meisten Spieler befremdlich, da es eine Umstellung erforderte und den Dartssport, wie man ihn mit verkleideten und singenden Fans kennt, ein wenig veränderte. Ein Offizieller zeigte den Spielern mit einer Kelle an, wann der Gegner außer Reichweite war und man selbst seine nächsten drei Pfeile werfen durfte. Ein Mindestabstand sollte dadurch durchgängig gewahrt sein, trotz dass der Spielrhythmus deutlich langsamer wurde.

Auch nach dem Wurf durften die Spieler nicht unmittelbar wieder ihre Pfeile aus der Scheibe ziehen, sondern mussten einen Moment verharren, bis der „Caller“ die erzielten Punkte ausgerufen hat. Für Eidams war das aber im Gegensatz zu anderen Spielern nicht negativ beeinflussend: „Mit diesen Neuerungen hatte ich eigentlich gar keine Probleme.“

Leistungssteigerung an Tag zwei

Nur einen Sieg konnte Eidams am ersten Spieltag einfahren. Dass er aber durchaus in der Lage ist gegen die besten Deutschen zu gewinnen, bewies er vor allem zwei Wochen später an einem für ihn deutlich besseren zweiten Spieltag. Gegen Gruppensieger Daniel Klose behielt Eidams mit 6:3 die Oberhand und auch den späteren Turniersieger Nico Kurz hatte der 31-Jährige zwei mal knapp mit 4:6 und 5:6 am Rande einer Niederlage. „Der Druck ist nach dem ersten Wochenende schon stark gesunken, dadurch dass die Chancen auf das Weiterkommen sehr gering waren. Den ersten Spieltag hatte ich gut analysiert und verarbeitet“, begründet „The Cube“, wie sein Spitzname lautet, die Leistungssteigerung.

2015 konnte Eidams das Turnier bei seiner ersten Teilnahme direkt gewinnen, schaffte gegen den Weltranglistenersten Michael van Gerwen bei der WM danach sogar fast die Sensation und unterlag nur hauchdünn.

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Nicht nur die Spielbedingungen waren bei dem Turnier durch die Hygienemaßnahmen neu, auch der Modus ist normalerweise ein ganz anderer. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit streckt sich die Superleague eigentlich über viel mehr Spieltage, an denen man nur in einer Gruppe gespielt hätte. Eidams wäre das traditionelle Format mehr entgegengekommen: „Ich denke meine Chancen wären besser gewesen das Finale zu erreichen, weil die Liga länger geht und man dann ein schlechtes Wochenende besser kompensieren kann.“

Preisgelder fehlen

Viele Dartsspieler trifft die Corona-Krise besonders hart, da in diesem Jahr viele Turniere und damit auch die Preisgelder wegfallen. Als Kommentator beim Streamingdienst DAZN, wo er an der Seite des bekannten Kommentators Elmar Paulke auch die Superleague kommentierte, hat sich Eidams immerhin ein zweites Standbein aufbauen können. Zudem betreibt er den einzigen Hagener Dartshop „Cube Darts“ in der Altenhagenerstr. 32. Eidams‘ Pläne in diesem Jahr groß aufzuspielen verschieben sich um ein Jahr: „Eigentlich hatte ich geplant 2020 noch einmal richtig anzugreifen, durch Corona verschiebt sich das dann ins Jahr 2021. Aber das Thema Profi-Dartspieler zu werden ist für mich immer noch nicht erledigt.“