Hagen. Frederik Kowalski ist seit sechs Jahren Kapitän des Drittligisten TuS Volmetal. Im Interview spricht er auch über Gedanken an das Karriereende.
Auf dem Feld ist er immer mit vollem Einsatz, großem Kampf und Emotionen dabei, privat allerdings eher der vernünftige, ruhige Typ. Die Rede ist von einer Volmetaler Kultfigur: Frederik Kowalski trägt seit 2012 das Trikot von Handball-Drittligist TuS Volmetal. Zudem ist der 33-Jährige seit sechs Jahren Kapitän der ersten Herrenmannschaft. Nach Jugendstationen bei Eintracht Hagen folgte 2011 der Aufstieg in die Oberliga mit der zweiten Mannschaft des VfL, und nur ein Jahr später klopfte der damalige Volmetal-Trainer Stefan Neff an die Tür und überzeugt Kowalski von einem Wechsel ins Tal. Wir haben Frederik Kowalski zu seinem sportlichen Werdegang, seiner Einschätzung zum TuS und zur aktuellen Situation im Sport interviewt.
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Als Initiator eines Videos, in dem elf Hagener Sportler nach dem Motto #stayhome dazu aufrufen, zu Hause zu bleiben, machten Sie bereits zu Beginn der Corona-Krise auf den Ernst der Lage aufmerksam. Wie bewerten Sie die kurz darauf getroffene Maßnahme des Verbandes, die Saison abzubrechen?
Frederik Kowalski: Es war relativ schnell klar, dass es unverantwortlich und unrealistisch sein wird, die Saison zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen. Insgesamt denke ich, dass diese Lösung die vernünftigste war. Um die Entscheidung ist der DHB nicht zu beneiden, da es immer Gewinner und Verlierer gibt und es somit immer Vereine gibt, die mit der Entscheidung nicht zufrieden sind. Ich sehe mehr Gewinner als Verlierer.
Relativ ungefährdet war der TuS Volmetal in diesem Jahr vor dem Abstieg. Schmerzt es deshalb umso mehr, diesen Erfolg nicht mit den Fans feiern zu können?
Es hat sich wieder bewahrheitet, dass es fast unmöglich ist, mit dem TuS Volmetal einen „normalen“ Nichtabstieg hinzulegen. Ob Relegation, Tore in letzter Sekunde oder Zittern bis zum Schluss. Gerade als ein früher Nichtabstieg in Sichtweite war, kam das Virus. Aber Spaß beiseite, das ist tatsächlich sehr schade. Gerade bei uns im Volmetal ist das Verhältnis zwischen Fans und Mannschaft sehr eng. Da kapselt sich die Mannschaft nicht ab und beansprucht diesen Erfolg ausschließlich für sich. Vom Hallensprecher über das Kioskteam bis zu den Ordnern trägt jeder seinen Teil zum großen Projekt bei. Und das sind definitiv keine Plattitüden.
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Sie erleben als Kapitän im Moment einen zweiten – oder eher dritten – Frühling. Woher kam dieses Zurückfinden zu alter Stärke? Und wie lange haben Sie sich vorgenommen, noch aktiv zu spielen?
Irgendwann geht jede Karriere einmal zu Ende. Da nehme ich mich natürlich nicht aus, und wenn ich ab und an mal realistisch in meinen Körper höre, dann ist es schon so, dass ich mich auf dem Weg Richtung Zielgerade befinde. Eine genaue Deadline gibt es für mich noch nicht, aber ich möchte den Zeitpunkt auch nicht überdehnen und vom Rest des Teams mitgeschleppt werden müssen. Mein Körper wird auch nicht mehr jünger. Wichtig war für mich, das zu erkennen und sich einzugestehen, dass man mehr Zeit investieren muss und an seinen Baustellen intensiv arbeiten muss, um das Niveau halten oder sogar verbessern zu können. Das hat mir geholfen, in den letzten Jahren leistungsmäßig zuzulegen.
Was bedeutet es Ihnen, als Kapitän der Mannschaft zu fungieren? Und was zeichnet Sie in Ihrer Rolle als Kapitän aus?
Ich habe die ersten Jahre meiner Laufbahn bei Eintracht Hagen in der Bezirksliga verbracht, das war wirklich eine tolle Zeit, aber es wäre völlig unrealistisch gewesen, zu sagen, dass ich einmal Kapitän eines etablierten Drittligisten werde. Dass ich nun seit sechs Jahren Kapitän bin, erfüllt mich schon etwas mit Stolz. Solche Erfahrungen helfen einem natürlich auch als Kapitän. Ich weiß, dass man sich den Erfolg erarbeiten und neben all dem Spaß am Ende gemeinsam ernsthaft arbeiten muss. Nicht immer macht das Spaß, aber anders wird es nicht funktionieren. Gerade im Abstiegskampf ist es wichtig, ernsthaft zu arbeiten, aber sich auch nicht von dem Druck den Spaß nehmen zu lassen. Nicht jeder Spieler kann damit umgehen, permanent Druck von außen zu bekommen, mir macht das relativ wenig aus. Das ist wohl eine meiner Stärken, dass ich versuche, den Druck nicht an die Mannschaft zu lassen und zu erkennen, wenn Dinge in der Mannschaft in die falsche Richtung laufen.
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Sie gelten als ein besonders abwehrstarker und robuster Spieler. Worin sehen Sie Ihre Qualitäten?
Ich bin kein filigraner Handballer, das steht fest. Aber ich kann sehr gut zwischen Spaß und Ernst unterscheiden. Ich denke, dass ich neben dem Spielfeld ein sehr umgänglicher, ruhiger Mensch bin. Auf dem Spielfeld ist das eher nicht so. Viele sind dann aber auch überrascht, wenn sie mich mal privat kennenlernen, dass ich so gar nicht der bin, den sie auf dem Feld sehen (lacht). Auf dem Feld will ich alles für den Erfolg tun und schone mich und auch meine Gegner da nicht. Für mich steht unser gemeinsames Ziel über allem. Ich stehe auf der Platte, um das zu erreichen, und darauf verlassen sich die Jungs und nicht zuletzt auch die Fans.
Durch den vorzeitigen Abbruch sind zwei Derbys verloren gegangen. Eines gegen Schalksmühle, eines gegen Eintracht Hagen. Welches ist Ihnen wichtiger, zu gewinnen?
Das kann ich so nur schwer beantworten. Aus Sicht des TuS Volmetal stecken die größere Rivalität und der größere Derbygedanke in den Partien gegen Schalksmühle. Aus meiner Sicht sind die Spiele gegen Eintracht natürlich auch sehr besonders. Ich bin seit 1990 und nach wie vor Mitglied und habe dort bis 2012 Handball gespielt. Das macht die Spiele neben der ohnehin vorhandenen sportlichen Rivalität zu etwas Besonderem. Das ist wie ein Klassentreffen für mich.
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