Hagen. Die Fußball-Bezirksligisten Türkiyemspor Hagen und TSK Hohenlimburg wollen „unter gemeinsamer Flagge“ spielen. Die Hintergründe der Kooperation.

Die jüngsten Lockerungen im Zuge der Corona-Krise sind ein Hoffnungsschimmer für die heimischen Fußballer. Wenngleich ein Saisonabbruch weiterhin wahrscheinlich ist und noch niemand voraussagen kann, wann die Sportplätze im Stadtgebiet wieder belebt sind, wird bei den beiden türkischen Bezirksligisten Türkiyemspor Hagen und TSK Hohenlimburg fleißig an der Zukunft gearbeitet. Nicht zuletzt die herausfordernden letzten Wochen haben zu der Erkenntnis geführt, dass es sinnvoll ist, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam in die Zukunft zu gehen.

Fusion war geplant

Seit mehreren Monaten laufen die Sondierungsgespräche zwischen den ambitionierten Klubs. Zunächst war eine Fusion geplant, doch die ist vorerst vom Tisch. Angestrebt wird jetzt eine Sportgemeinschaft, mit der die Abmeldung eines der beiden Teams aus der Bezirksliga-Staffel 6 einhergehen würde.

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Die Sportlichen Leiter führen derzeit Gespräche mit den Spielern, um den gemeinsamen Kader für die neue Spielzeit zusammenzustellen. In den nächsten Wochen soll das Konzept festgezurrt werden. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir unseren Namen ändern und unter gemeinsamer Flagge weitermachen werden“, sagte Türkiyemspor-Vorsitzender Metin Uzun im Gespräch mit unserer Zeitung. TSK-Klubchef Sadik Kaplan bestätigt die Planungen.

Strukturen stagnieren bei Türkiyemspor

Bis zur Unterbrechung der laufenden Spielzeit lief es sowohl für Türkiyemspor als auch für den TSK sportlich rund: Der Höing-Klub hat sich mit 40 Punkten einen starken vierten Platz erspielt, die elfplatzierten Hohenlimburger entledigten sich als Aufsteiger schon frühzeitig ihrer Abstiegssorgen und rangieren trotz zwischenzeitlicher akuter Personalprobleme im gesicherten Mittelfeld der Tabelle. Dass es für beide Klubs indes schwierig wird, den aktuellen Erfolg langfristig aufrecht zu erhalten und den nächsten Schritt in der Entwicklung zu gehen, meinen sowohl Uzun als auch Kaplan.

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„Wir wissen schon, wie sportlicher Erfolg funktioniert. Aber seit der Klubgründung im Jahr 1988 sind dieselben drei bis vier Personen am Steuer. Die Strukturen sind hier einfach nicht mitgewachsen“, hatte Metin Uzun zwischenzeitlich sogar mit dem Gedanken gespielt, die Mannschaften im Sommer aus dem Ligabetrieb zurückzuziehen und den Verein abzumelden. „Man hat es heute als ausländischer Verein leider sehr schwer. Das kostet viel Kraft und das will ich einfach nicht mehr alleine machen. Immer um seine Rechte kämpfen zu müssen und am Ende dann häufig doch benachteiligt zu werden, das hat mich die Jahre über schon schwer enttäuscht.“

Streit um Fußballplatz

Ein Umstand, den Sadik Kaplan unterstreicht: „Auch wenn wir vielleicht innerhalb des Vereins breiter aufgestellt sind und mehr Mitstreiter haben als Türkiyemspor, so haben auch wir hier und da immer wieder schlechte Erfahrungen im Umgang mit unserem Klub gemacht.“ Kaplan denkt da beispielsweise an die kräftezehrenden Diskussionen im vergangenen Sommer mit der Stadt Hagen, als der Streit um die Heimspiele des TSK nach dem Bezirksliga-Aufstieg entbrannte. Zwischenzeitlich sollten die Hohenlimburger vom heimischen Ostfeldsportplatz sogar in den Hagener Süden nach Dahl umsiedeln. Am Ende einigte man sich, die Türken spielen mittlerweile am benachbarten Kirchenberg und teilen sich die Sportanlage mit den Lokalrivalen SV Hohenlimburg 10 und SG Hohenlimburg-Holthausen.

Durch die angestrebte Kooperation sollen nun die Kräfte sportlich wie strukturell gebündelt und die Stärken beider Klubs zusammengebracht werden.

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Wie das konkret aussieht, steht indes noch nicht fest: Für eine Fusion reicht die Zeit bis zur neuen Saison nicht mehr aus, auch wenn der TSK seine Mitglieder bereits angehört hat. „Die Corona-Krise hat uns auch hier natürlich den Wind aus den Segeln genommen“, sagt Kaplan. Wo im Training die Schuhe geschnürt und die Heimspiele ausgetragen werden, steht ebenfalls noch nicht fest. „Aber warum sollten wir als TSK nicht zum Höing gehen?“, merkt Kaplan an.

Das Ziel: Landesliga

Egal, wie der Klub am Ende heißt und wo um Punkte gekämpft wird, das sportliche Ziel haben die beiden Vorsitzenden fest vor Augen: „Wir wollen natürlich oben angreifen und mittelfristig in die Landesliga aufsteigen“, gibt Kaplan die Marschroute vor. Doch nicht nur die 1. Mannschaft soll gestärkt werden, auch im übrigen Seniorenbereich und in der Jugend soll die neue Partnerschaft Früchte tragen. Insbesondere beim Nachwuchs sehen beide Klubs großes Entwicklungspotenzial, weil bisher nur A- und B-Jugendteams auf Kreisebene am Spielbetrieb teilnehmen.

Der mit den aktuellen Planungen verbundene emotionale Aufschwung komme genau zur richtigen Zeit, da sind sich die beiden Vorsitzenden einig. „Wir machen das beide nun schon seit vielen Jahren“, sagt Uzun. „Da wird man irgendwann auch mal müde“, ergänzt Kaplan. Mit vereinten Kräften sollen die Herzensprojekte der beiden nun in eine gemeinsame und erfolgreiche Zukunft geführt werden.