Hagen. Trainer Alex Berges sagt dem 2001er-Jahrgang des SSV Hagen nach zehn Jahren „Auf Wiedersehen“. Wie es für den Fußballcoach jetzt weitergeht.
Alex Berges hat sich die Szenen schon so schön ausgemalt. Sein Team, die A-Jugend des SSV Hagen, gewinnt auch die letzten Saisonspiele in der Kreisliga, schafft in der Relegationsrunde den Aufstieg in die Bezirksliga. Es wird ausgelassen mit den Eltern gefeiert und dann, wenn alles erledigt ist und man sich gebührend voneinander verabschiedet hat, tritt der Fußballtrainer ab. Aber es kommt alles anders.
Corona beendet die Saison
Die Corona-Pandemie macht so manche schöne Geschichte, so manches potenzielles Sportmärchen, zunichte. Die junge SSV-Mannschaft, die Berges seit zehn Jahren, also von der F- bis hin zur A-Jugend betreut hat, steigt zwar sehr wahrscheinlich auf. Aber das nur, weil der westfälische Fußballverband die Saison sehr wahrscheinlich abbricht und die Höing-Kicker nach Quotientenregel ganz oben stehen. Ein Abschied vom Trainer? Zurzeit nicht möglich. „Tja, das ist doof, ne?“, sagt Berges lakonisch und lacht. Ein wenig Galgenhumor wird in Corona-Zeiten ja noch erlaubt sein. „Alex Berges sagt nun einfach ‘Auf Wiedersehen’“, schreibt der Trainer auf Facebook.
Alex Berges blickt voller Stolz auf seine Ära mit dem 2001er-Jahrgang zurück. „Ich glaube, dass wir ein Stück weit Geschichte in unserem Verein schreiben konnten und auf unzählige tolle Turniere sowie Testspiele mit und gegen tolle Vereine zurückblicken können“, sagt der 51-Jährige. Die Liste an Erfolgen, die Berges und seine Jungs vorweisen können, ist beeindruckend: zwei Meisterschaften, wobei sogar das Triple erreicht wurde mit Pokalsiegen und Hallenkreismeisterschaften in je einer Saison. Insgesamt erreichten die „2001er" drei Pokalfinals. „Wir haben jetzt den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft, wovon wir ja nichts haben, sondern der Nachfolgejahrgang. Eine Regelung, die immer noch Kopfschütteln bei mir auswirkt“, kritisiert Berges.
Viele, viele Erinnerungen
In die Erinnerung des zweifachen Familienvaters haben sich auch unzählige Freundschaftsspiele gegen hochklassige Mannschaften wie Hamburger SV, Eintracht Braunschweig, Borussia Dortmund, Schalke 04 und VfL Bochum gebrannt. Hinzu kommen Turniere bei Werder Bremen oder Hertha BSC. Oder, oder, oder. „Während der Saison hatte ich ja fast nie ein Wochenende frei. Wir haben samstags und sonntags gespielt – immer“, blickt Alex Berges zurück. Eine Hingabe, die der SSV-Jugend zugute kam. „Das war ein wichtiger Grund, warum wir so erfolgreich waren. Ich habe alles für die Jungs gemacht, alles! Und die Partien, die ich in den zehn Jahren verpasst habe, kannst du an einer Hand abzählen“, sagt Berges und lacht.
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Die Talente, die der Trainer in all den Jahren hervorgebracht hat, kann man allerdings nicht an nur einer Hand abzählen. Stolz ist Berges unter anderem auf Joelle Tomczak, der in der kommenden Saison bei der ersten Herren-Mannschaft des Wuppertaler SV in der Regionalliga spielt. Asmir Hukic hat es zur Hammer SpVg geschafft, wo er für die A-Junioren in der Westfalenliga spielte. Und Patrick „Patte“ Meier steht bald zwischen den Pfosten von Herren-Verbandsligist SV Hohenlimburg 10.
Mädchen für alles beim SSV Hagen
In zehn Jahren war Berges, der als Personaldisponent arbeitet, aber nicht bloß derjenige, der in den Trainingseinheiten Hütchen aufstellt und von der Seitenlinie Spieler aufs Feld schickt. Berges, das bekräftigt er, war für die 2001er das Mädchen für alles. „Ich war nicht nur Trainer. Ich war Sozialarbeiter, Integrierer, Menschen-Zusammenführer“, erzählt Berges. „Ich habe mit Lehrern telefoniert, mit Chefs gesprochen, um Lehrstellen zu vermitteln. Zu mir sind Eltern gekommen, die gesagt haben: ‘Alex, unser Junge hat Probleme. Kannst du mal mit ihm sprechen?’“ Ein Grund, warum sich bei Berges nicht nur seine Schützlinge, sondern auch viele Mütter und Väter bedankt haben. „Viele haben bei Whatsapp geschrieben und ‘Danke’ gesagt. Das freut mich natürlich riesig“, sagt Alex Berges.
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Und wie geht es für ihn weiter? Eine A-Jugend will er erstmal nicht trainieren. „Da ist ein gewisses Sättigungsgefühl. A-Jugendliche haben den Kopf oft woanders als beim Fußball, was ich ja gut verstehen kann. Aber erstmal brauche ich das nicht.“ Alex Berges trainiert weiterhin die B-Junioren des SSV Hagen, die er erst vor kurzem übernommen hatte. „Das sind gute Jungs, und ich habe schon vier Neue anwerben können“, freut sich Berges. Mit den Jungs des Jahrgangs 2002/03 will er nächstes Jahr in der Kreisliga oben mitmischen. Wer weiß, vielleicht kann Alex Berges dann ja ein Fußball-Märchen schreiben.
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