Hagen. Fußball-Landesligist Hagen 11 kritisiert die Saisonwertung des FLVW. Doch jetzt heißt es beim Verband: Eine Saisonfortsetzung sei wieder möglich.
Die Nachricht per E-Mail schlug ein wie eine Bombe und bestätigte schwarz auf weiß, was sich bereits seit ein paar Tagen abzeichnete: Sämtliche Regelungen, die der westfälische Fußballverband (FLVW) im Zuge des coronabedingten vorzeitigen Abbruchs der Saison 2019/20 mittlerweile entworfen hat, nützen Landesliga-Spitzenreiter SpVg Hagen 1911 am Ende nichts: Während beim Konkurrenten Borussia Dröschede große Freude über den näher rückenden Westfalenliga-Aufstieg herrscht, dominieren auf Emst Unverständnis und Enttäuschung.
Hagen 11 fehlen 0,02 Punkte
2,39 Punkte haben die Elfer gemäß der anzuwendenden Quotientenregel im Durchschnitt in 18 Partien gesammelt. Weil der Tabellenzweite aus Dröschede eine Partie weniger absolviert hat und einen Punktedurchschnitt von 2,41 erreicht, droht der Spitzenreiter letztlich an einer minimalen Differenz von 0,02 zu scheitern. Die Elfer wären damit noch enger am Aufstieg vorbeigeschrammt als Oberligist RSV Meinerzhagen, der gegenüber dem Konkurrenten Rot-Weiß Ahlen um die Differenz 0,05 das Nachsehen hat und den Traum vom Regionalligaaufstieg wohl mindestens um ein Jahr verschieben muss.
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Und zum Ende der Hinrunde war Hagen 11 ebenfalls nur auf Tabellenplatz zwei. Noch ist die Regelung des Verbands-Fußball-Ausschusses (VFA) des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen (FLVW) zwar lediglich eine Empfehlung. Dass die Ständige Konferenz am 11. Mai sowie der für Anfang Juni einberufene außerordentliche Verbandstag dem Vorhaben nicht folgen, gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich.
Für Verwirrung sorgten aber am Donnerstag die Aussagen von FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders, der eine Fortführung der Saison doch für möglich hält. Grund: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sagte am Mittwoch, dass auch kontaktreicher Sport ab dem 30. Mai wieder ausgeübt werden solle. Wir sind ja immer davon ausgegangen, dass bis zum 30. August die Plätze geschlossen bleiben. „Jetzt ist es eine neue Situation. Ich kann nicht bestätigen, dass die Saison wie geplant abgebrochen wird. Es kann sein, dass weitergespielt wird“, sagte Schnieders den Ruhrnachrichten.
Trainer Stefan Mroß ist empört
Bei Hagen 11 ist nach den Veröffentlichungen am Mittwoch der Ärger noch groß. Die vom FLVW bevorzugte Wertung trifft die Elfer hart: „Das ist alles, aber mit Sicherheit nicht die propagierte fairste Lösung“, schimpfte Elfer-Trainer Stefan Mroß. Der Fußballverband stützt sich bei seiner Entscheidung auf die Tatsache, dass die vorgelagerte Umfrage, an der viele Vereine teilgenommen haben, ein klares Bild hervorbrachte: 88 Prozent stimmten für einen Saisonabbruch, lediglich zwölf Prozent votierten für eine Fortsetzung zu einem späteren Zeitpunkt. Verärgert zeigt sich Cheftrainer Mroß dabei über die Auslegung im Detail: „Die Mehrheit war für eine Annullierung der Saison. Ob das sinnvoll ist oder nicht, aber diese Variante ist nun gar nicht mehr berücksichtigt worden. Das zeigt doch, welchen Stellenwert diese Umfrage im Nachhinein hat.“
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Sowohl der 1. Vorsitzende Magnus Becker als auch Stefan Mroß gaben an, dass man nun in den Dialog mit dem Verband eintreten und alle kommunikativen Möglichkeiten ausschöpfen wolle, um auf die besondere Situation in der Landesliga 2 hinzuweisen. „Der FLVW will die bisher erbrachte sportliche Leistung der Vereine würdigen“, begründete der Verbandsfußballausschuss sein Konzept in seiner Stellungnahme. „Das muss dann sportlich auch für uns gelten. Alles andere wäre sogar eine Herabwürdigung der sportlichen Leistung“, merkt Mroß angesichts der erfolgreichen Saison an, in der sein Team als Aufsteiger bislang an 14 von 20 Spieltagen an der Spitze stand und die Liga bis auf eine kleine, am Ende aber möglicherweise entscheidende Schwächephase Ende 2019 dominierte. „Es gibt letztlich keine faire oder unfaire Regelung. Hier geht es einzig und allein um Fingerspitzengefühl.“
Kein Unmut gegenüber Dröschede
Auf Emst legt man zudem Wert darauf, dass der eigene Unmut keinesfalls abwertend gegenüber Borussia Dröschede zu verstehen ist: „Wir haben stets betont, dass beide Klubs den Aufstieg verdient haben. Wir gönnen das der Borussia, weil auch sie eine starke Saison gespielt hat“, so Mroß. Die Planungen für die neue Saison werden auf Emst weiterhin ligaunabhängig vorangetrieben. „Da machen wir sowieso keinen Unterschied, wenngleich wir uns von der sportlichen Qualität in der Westfalenliga gut beheimatet fühlen würden“, so Mroß. Platz für zusätzliche Aufsteiger aus der Landesliga gäbe es dabei durchaus, die Westfalenliga-Staffel 1 ist derzeit nur mit 15 Teams besetzt, in der Staffel 2 spielen 17 Teams.
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Es herrschen trotz der für Hagen 11 ärgerlichen Entscheidung aber nicht nur Frust und Enttäuschung bei den Emstern. Elfer-C-Jugend-Trainer Yagmur Akyol spricht sich dafür aus, die Fassung zu bewahren und auf die nächste Spielzeit zu blicken. „Fakt ist – und das war von Anfang an bekannt – dass es nicht nur lachende Gesichter geben würde. Es sieht so aus, dass es uns getroffen hat. Jetzt können wir natürlich die Opferrolle einnehmen und über alles und jeden schimpfen. Oder aber wir können das nüchtern analysieren und gestärkt aus der Situation herausgehen“, schreibt Akyol auf der WP-Facebook-Seite.
„Jetzt erst recht“-Mentalität
Hagen 11 habe zwar einen überragenden Start hingelegt, aber danach eine vier Spiele andauernde Durststrecke gehabt. Zumal man nach einer Führung noch gegen Dröschede verloren habe. Akyol: „Deshalb glaube ich nicht, dass wir den Aufstieg nur aufgrund der Regelung verpasst haben. Wahrscheinlich war es noch nicht der richtige Zeitpunkt, und wir brauchen noch ein Jahr. Nichtsdestotrotz großen Respekt an die Mannschaft.“ Mit einer „Jetzt erst recht“-Mentalität solle eben im nächsten Jahr der Aufstieg gelingen.