Hagen. Die Hagener Jugendtrainer Alex Berges und Kosta Filippou erzählen von unangenehmen Konfrontationen mit „Helikoptereltern“. Wie sie damit umgehen.

Sie rufen während des Spiels laut rein, beschimpfen Schiedsrichter und beklagen sich beim Trainer: In (fast) jeder Mannschaft gibt es überengagierte Väter oder Mütter, die mit ihrem falschen Ehrgeiz und überzogenen Erwartungen den eigenen Kindern schaden. Man nennt sie „Helikoptereltern“. Die Hagener Jugendtrainer Alex Berges und Kosta Filippou berichten von unangenehmen Erfahrungen und appellieren an die Vernunft der Eltern.

Alex Berges begleitet den 2001er-Jahrgang des SSV Hagen seit zehn Jahren, von der E- bis hin zur A-Jugend. Mit übervorsorglichen Eltern hat der Fußballtrainer heutzutage kaum noch Probleme, denn er setzt seit vielen Jahren auf klare Regeln.

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„Am meisten hat mich das Reinrufen genervt. Das geht gar nicht. Bei mir dürfen die Eltern nur bis zu einem bestimmten Punkt des Platzes gehen. Und während des Spiels sollen sie, wenn sie etwas rufen wollen, nur positiv anfeuern“, sagt der Coach. Schließlich sei es für die jungen Kicker verwirrend, wenn nicht nur der Trainer, sondern auch noch die Eltern aus dem Hintergrund Anweisungen geben. „Die Kinder müssen sich an die Stimme des Trainers gewöhnen. Es ist wichtig, dass es klare Hierarchien gibt“, findet Berges.

Nach dem Spiel sei es legitim, mit den Eltern über ihre Kinder bzw. deren Leistungen zu sprechen. Oder auch mal zu diskutieren. „Es ist ganz wichtig, dass wir die Eltern miteinbeziehen. Außerdem brauchen wir sie auch als Verein, das ist ganz klar“, betont Berges, dass er mit den Erziehungsberechtigten „seiner“ Kicker gut klar kommt. Allerdings gebe es auch Ausnahmen. „Ein Vater kam mal mit seinem Sohn zu spät in die Kabine. Ich habe gesagt, dass das gegen die Teamregeln verstößt, aber das sah der Herr nicht ein. Letztendlich verließen er und sein Sohn die Mannschaft. Aber da trauere ich auch nicht hinterher.“

Mütter konfrontieren den Trainer

Kosta Filippou hat in seinen vielen Jahren als Jugendtrainer bei BG Hagen und BB Boele-Kabel reichlich Erfahrungen mit Helikoptereltern gemacht. Eine hat sich in sein Gedächtnis gebrannt: Nach einem U12-Jugend-Freundschaftsturnier, in welchem sein Team das Finale ganz knapp verlor, stellten sich zwei Mütter demonstrativ vor den Coach – und stellten ihn zur Rede. Denn ihre Schützlinge hätten nicht genug gespielt. „Dabei waren ausgerechnet diese beiden Kinder diejenigen, die am meisten gespielt haben. Es war ein tolles Turnier, alle hatten viel Spielzeit, es ging um den Spaß. Daher hatte mich diese Konfrontation schon sehr gewundert“, erinnert sich Filippou. „Ich möchte nicht despektierlich klingen, aber ich habe eine Trainer-A-Lizenz. Ich weiß schon, was ich da mache.“

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In den vergangenen Jahren habe das Einmischen einiger sehr ehrgeiziger Eltern „extrem Überhand“ genommen. Das Reinrufen während des Spiels sei nicht nur nervig, sondern überfordere die Kinder auch vollends. Daher lud Filippou den Sportpsychologen Dr. Sebastian Altfeld zu einem Elternabend ein. Allerdings fiel der Termin aufgrund der Coronakrise aus. „Manche Mütter und Väter sind sich ja gar nicht darüber im Klaren, dass ihr Verhalten ihrem Kind schadet. Daher ist es mir wichtig, dass sie von einem Experten wie Sebastian Altfeld aufgeklärt werden.“