Hagen. Hagens Sportler blicken gespannt auf die Konferenz von Kanzlerin Merkel mit den 16 Bundesministern. Kommen jetzt Lockerungen für Vereinssport?

Joggen im Wald, Liegestütz auf dem Balkon, Kniebeugen im Garten - aber kein Mannschaftstraining und kein Vereinsleben im Amateurbereich. Der organisierte Breiten- und Freizeitsport in seiner ganzen Vielfalt ist seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie zum Stillstand gekommen.

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch über die Wiederaufnahme des Vereinssports entscheiden, hoffen viele Hagener Hobbyathleten und ehrenamtliche Funktionäre auf Lockerungen. Vor allem in jenen Sparten, wo es kaum oder sogar gar nicht zum Körperkontakt kommt. Welche Erwartungen haben die heimischen Sportler heute an die Politik? Wir haben uns umgehört.

Tennis

Insbesondere Tennisvereine erhoffen sich eine Öffnung der Vereinsanlagen und eine Lockerung des Kontaktverbots. Die Sportler vermissen Bewegung und Wettkampf, während Klubgastronomen und Berufstrainer um ihre Existenzen bangen. Die Verantwortlichen des TC Halden 2000 haben sich lange und intensiv mit einer Rückkehr in den Vereinssport beschäftigt. „Es hätte schon längst eine Lockerung geben müssen. Die Verantwortung müsste bei den Städten liegen, die dann individuell entscheiden sollten. Es ist Zeit, dass die Politik die Dinge einzeln bewertet und nicht alles über einen Kamm schert“, fordert Michael Ladage.

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Haldens erster Vorsitzender macht aus seinem Ärger keinen Hehl. Er denke vor allem an hauptamtliche Trainer, die aktuell keinen Cent verdienen. „Es gibt deutschlandweit tausende Tennistrainer, die gerade nichts machen können. Die MÜSSEN ihren Lebensunterhalt verdienen. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass sich in eine Drogerie 60 Menschen quetschen, aber ein Tennisspieler und sein Trainer nicht mit zehn Meter Abstand gemeinsam trainieren dürfen.“

Die Tennisvereine seien mehr als bereit, um den regulären Betrieb unter Einschränkungen wieder aufzunehmen. Allerdings ist Ladage nicht mit allen geplanten Auflagen, wie etwa der Einführung eines „Corona-Beauftragten“, einverstanden. „Wer tut sich das denn in einem privat geführten Verein an? Hier arbeiten Ehrenamtliche. Und wenn es hier einen Coronafall gibt, ist der Corona-Beauftragte dann schuld?“, kritisiert Ladage.

Leichtathletik

„Hauptsache, es geht wieder los“, hofft Susanne Schardt, Abteilungsleiterin Leichtathletik beim TSV Hagen 1860. Vereinsintern habe es schon viele, viele Gespräche zur Wiederaufnahme eines geregelten Trainingsbetriebs gegeben. Leichtathletik unter strengen Auflagen? Für die Sportler des Hoheleye-Klubs sicherlich eine Umgewöhnung, aber kein Hindernis. „Wichtig ist uns, dass wir wieder in das Ischelandstadion dürfen.

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Die Auflagen, die sich die Verbände ausgedacht haben, können wir da gut einhalten. Auf Abstand wird geachtet, Seife ist da, Desinfektionsmittel könnten wir besorgen, um unter anderem Speere oder Kugeln keimfrei zu halten“, erläutert Schardt.

Gespannt ist die Abteilungsleiterin darauf, wie groß die Trainingsgruppen sein dürfen. „Wir haben von verschiedenen Institutionen mal gehört vier bis fünf, dann hieß es zehn Personen. Aber wie gesagt: Hauptsache es geht wieder los.“

Golf

Eigener Schläger, eigener Ball, Equipment von anderen Golfern nicht berühren und sowieso immer Abstand halten: Die wichtigsten Regeln des Deutschen Golf Verbands für den Start in ein wenig sportliche Normalität sind einleuchtend. „Wir vergeben Startzeiten, was wir eigentlich nicht machen, und halten genau nach, wer wann auf dem Golfplatz ist. Außerdem sollen die Fahnenstangen immer stecken bleiben, wenn der Ball eingelocht wird“, gibt Dagmar Kornemann, Beauftragte für Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit, Einblicke in die Planungen des Märkischen Golfclubs.

Im Verein seien mittlerweile alle vorsichtig optimistisch, dass das Grün bald wieder betreten werden darf. Aber dass die Klubgastronomie voraussichtlich noch geschlossen bleiben muss, wird mit weniger Verständnis hingenommen. Kornemann: „Das Restaurant Suren bietet aber einen Hol- und Bringdienst an, wofür wir die Werbetrommel rühren. Wir unterstützen unsere Klubgastronomie, wo wir nur können.“

Reiten

Wer auf einem Pferd reitet, hat automatisch Abstand zu seinem Nächsten. Es sei daher nur logisch, den die Vereinsanlage bald wieder zu öffnen, finden auch die Verantwortlichen des Reitervereins Hagen.

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„Wir haben eine 20x60 Meter große Halle. Da können sechs, sieben Menschen problemlos reiten, ohne sich zu nahe zu kommen. Die Kinder warten. Für sie wäre es so schön und wichtig, wieder reiten zu können“, hofft Annika Brucke, Jugendwartin beim Reiterverein Hagen, auf eine Lockerung aus Berlin. „Wir sind optimistisch und rechnen damit, dass es Mitte/Ende Mai wieder losgeht.“

Schwimmen

„Landtraining gibt es bei uns unter normalen Umständen nur als Ergänzung“, berichtet Katharina Stember. Die Schwimmerin startet für den SV Westfalen 23 Hagen. Und das momentane Training ist für sie nicht mehr als eine Notlösung: „Das wäre genauso, als wenn man Fußballern ein Schwimmbecken als Alternative vor die Nase setzt.“ Daher fordert sie für die Schwimmer, aber auch alle anderen Wassersportler: „Wir brauchen Hallen- oder Freibäder. Und dies möglichst schon vorgestern.“ Auch die Hygienevorschriften schrecken sie nicht ab: „Da gibt es sicher Lösungen.“