Hagen. Ulrich Ihne, Trainer des VfL Eintracht Hagen schwärmt über seine Nachwuchs-Leichtathleten. Doch Training ist ohne Wettkämpfe wertlos

Er gerät schon fast ins Schwärmen, wenn es über die Leistungen seiner Nachwuchs-Athleten berichtet: „Josip bringt den Speer auf 40 Meter und ist dazu noch pfeilschnell. Karl hat die Quali-Weite für die Westfalenmeisterschaften im Diskus und will jetzt noch die über 800 Meter. Und auch Nils und Julian sind in einer bestechenden Form.“ Es sind die Worte des stolzen Leichtathletik-Trainers Ulrich Ihne vom VfL Eintracht Hagen. „In solch einer guten Form habe ich die Jungs noch nicht gesehen. In dieser Verfassung könnten wir bei den Westfalenmeisterschaften in sicherlich acht oder neun Einzeldisziplinen an den Start gehen.“

Eigentlich. Denn offiziell hat der Verbands-Leichtathletik-Ausschuss (VLA) bis zum 15. Juli sämtliche Westfalenmeisterschaften und NRW-Meisterschaften abgesagt. Zwar ist über diesen Zeitraum hinaus noch kein weiterer Beschluss gefasst worden, allerdings sind von Seiten der Bundesregierung Großveranstaltungen bis zum 31. August untersagt. Am 13. März absolvierten die Eintracht-Leichtathleten ihr letztes offizielles Training. „Als ich an dem Abend gehört habe, dass ab Montag alle Sportanlagen dicht sein werden bin ich nochmal los gefahren und habe einen Teil unserer eigenen Trainingssachen ins Auto gepackt“, berichtet Ihne.

Denn inzwischen kümmert er sich im Einzeltraining darum, seine erfolgreichsten Athleten fit zu halten. Seit zehn Jahren hat sich Ihne der Eintracht verschrieben, aber er ist sich sicher: „So gut drauf war der Nachwuchs noch nicht.“

Erfolgreiches Quartett

Besonders über die Entwicklung von Josip Kopecki freut sich der Trainer: „Bei den Hallenmeisterschaften ist er schon Zweiter geworden. Ich glaube er kann zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für den Lokalmatadoren Marcel Reif aus Gladbeck werden.“ Und auch Nils Schlösser und Karl Budde, die wie Kopecki in der Altersklasse U16 an den Start gehen, fallen aktuell durch überdurchschnittlich gute Leistungen auf: „Nils ist erst seit einem halben Jahr bei uns und hat sich dafür schon wirklich super entwickelt. Er bringt den Speer auf 35 Meter und ist dazu auf Anhieb Hallenmeister im Sprint geworden. Karl habe ich noch Anfang März prognostiziert, dass er bald im Hochsprung die 1,50 Meter knacken wird. Er ist sehr breit aufgestellt, in den technischen Disziplinen ebenso wie im Sprint und der Mittelstrecke.“

Ein Werfertag Ende Mai?

Das trainingsfleißige Quartett komplettiert Julian Rosenberg, der in der männlichen Altersklasse U 18 an den Start geht. Und bis zur Coronabedingten Unterbrechung haben sich die vier gut gemacht in der Vorbereitung auf die Outdoor-Saison: „Die Vorbereitungsphase lief ganz hervorragend, ich war wirklich gespannt, wie sich das Training im Wettkampf widerspiegeln würde“, ist Ihne zwar einerseits glücklich über die Entwicklung seiner Schützlinge und hoffte auf neue Bestleistungen, andererseits kommt die Unterbrechung zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Dass nun erst einmal keine Wettkämpfe stattfinden können, sieht der Eintracht-Trainer als großes Problem: „Wenn wir vielleicht Ende Mai wieder einsteigen könnten, wenigstens mit einem Werfertag, dann wäre das schon mal eine große Hilfe. Irgendwo müssen ja auch die Qualifikations-Weiten geworfen werden.“

Und bis dahin wird er seine Schützlinge weiter im Einzeltraining betreuen. Ein Nachteil ist das nicht: „Man merkt die Leistungssteigerung deutlich, die haben allesamt Lust und ziehen mit. Ich bin ganz begeistert über das Engagement und den Ehrgeiz.“ Dafür werden dann auch mal Treppen genutzt, oder leere Flächen, „man muss da erfinderisch sein.“

Appell die Stadt

Denn erst einmal gilt auch für die Leichtathleten das Hallen- und Stadionverbot. „Das ist etwas, wo mir das Feingefühl und vielleicht auch der Sachverstand fehlt“, bemängelt Ihne und erklärt: „Wenn ich zwei oder drei Einheiten am Tag im Stadion gebe, dann kann auch dort Abstand gehalten werden. Zudem ist man noch draußen, Hallen brauchen wir als Leichtathleten aktuell ja sowieso nicht. Und ob wir Einzeltraining draußen irgendwo im Freien betreiben, oder im Stadion, da ist dann auch kein Unterschied mehr.“