Hagen. Die Corona-Pandemie trifft auch die Reiterwelt. Die Versorgung der Pferde steht an erster Stelle, doch auch die erfolgt mit Vorsichtsmaßnahmen.

Dass der Besitz eines Pferdes zumeist nicht nur ein kostspieliges, sondern auch ein zeitintensives Hobby ist, kann wohl jeder Besitzer bestätigen. In den aktuellen Zeiten müssen sich aber auch die Reiter an bestimmte Regeln halten und die Zeit am Stall auf ein Minimum beschränken.

„Es ist schon ein wenig komisch“, beschreibt Kristina Rüth die Situation. Seit ihrem 13. Lebensjahr besitzt die Hagener Polizeibeamtin Pferde, die in der Reitanlage Volmarstein stehen, welche zum Kreisreiterverband Ennepe-Ruhr-Hagen gehört. „Wir sind sehr nah an der Hagener Stadtgrenze und haben wohl mehr Mitglieder aus Hagen als aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis.“

Die Regeln

„Unser erster Vorsitzender hat sehr schnell reagiert und gleich Schilder aufgehängt, auf denen auf die Vorsichtsmaßnahme hingewiesen wurde“, berichtet Kristina Rüth. Zudem stehen Desinfektionsmöglichkeiten bereit und es ist klar geregelt, wer zu welchem Zeitpunkt am Stall sein darf. „Pro Pferd darf am Tag nur ein Reiter anwesend sein“, so Kristina Rüth.

Der Ablauf

Unter der Woche müssen sich die Pferdebesitzer in eine Liste eintragen, damit nachvollzogen werden kann, wer wann vor Ort war. „Das ist aber eigentlich kein Problem, da viele Mitglieder im Schichtdienst arbeiten und daher sowieso nicht allzu viele Menschen gleichzeitig da sind.“

Am Wochenende sieht es hingegen anders aus: „Da kommen viele gerne am Mittag, daher muss sich im Vorfeld eingetragen werden und jeder bekommt eine Zeitspanne zugeteilt.“ Zwei Stunden haben die Reiter dann, um ihre Tiere zu bewegen. „Die Bewegung steht im Vordergrund, es geht nicht darum, zu trainieren und sich auf Turniere vorzubereiten. Es ist quasi nur eine Grundversorgung, die geleistet wird“, erklärt Kristina Rüth.

Um die 40 Pferde stehen auf der Anlage, die über zwei Hallen und einen Ausbildungsstall verfügt. Doch auch in der 20 x 60 Meter großen Halle dürfen sich nur sechs Personen gleichzeitig aufhalten. Die Probleme liegen aber im Stallalltag ganz woanders: „Wenn alle Pferde aus den Boxen geholt werden und zum Putzen in die Stallgasse gestellt werden, wird es schon ein wenig voll.“

Aber auch da hat sich der Verein etwas einfallen lassen. „Wir haben Boxen, die nicht genutzt werden, dort haben wir nun Putzmöglichkeiten geschaffen, das ist einfacher als in den eigenen Boxen, da die Pferde sich im Fellwechsel befinden.“ Einen Trainings- oder Schulbetrieb für Externe gibt es aktuell nicht, die vier Schulpferde werden von ihren Betreuern weiterhin versorgt. „Es sollen sich auch keine Fremden am Stall aufhalten. Sonst kommen oftmals Spaziergänger über den Hof gelaufen, aber die werden nun auch direkt darauf hingewiesen, dass es aktuell nicht gestattet ist. Im Moment befinden sich meistens nur sechs Personen auf dem Gelände, wo sich sonst schon mal 20 tummeln. Das ist zum Teil sehr ungewohnt und komisch anzusehen.“

Der Ernstfall

Sollte es wirklich passieren, dass eine komplette Ausgangssperre erhoben wird, gilt für die Pferdebesitzer eine Sonderregelung. „Wir haben schon direkt alle eine E-Mail mit einem Formular zugeschickt bekommen, das wir ausdrucken mussten. Das wurde am Stall dann abgestempelt und liegt nun bei jedem im Auto. Es berechtigt uns trotzdem loszufahren, um unsere Tiere zu versorgen.“

Auch am Stall selbst sind die Pferde in guten Händen. „Es gibt am Stall auch noch eine Auszubildende und wir haben die Möglichkeit, dass sie die Pferde beispielsweise noch für eine halbe Stunde in die Führanlage bringt, in welcher die Tiere im Schritt bewegt werden.“

Die Pferde

Im Moment erkennt Kristina Rüth bei ihrer achtjährigen Stute Apanatschi noch keine Anzeichen dafür, dass die Pferde etwas von der angespannten Situation mitbekommen, oder auf diese reagieren.

„Wir sind ein Sport- und Turnierstall, die Pferde stehen sowieso nicht so viel auf der Weide rum. Noch ist kein Unterschied zu erkennen, aber man kann nicht abschätzen, ob sich das noch ändern wird, da man natürlich auch nicht weiß, wie lange die Situation noch anhalten wird.“

Die Turniere

Eigentlich war die 30-jährige Rüth mit ihrem Pferd für zwei Turniere in der kommenden Zeit gemeldet, die allerdings beide schon abgesagt wurden. „Wir sind im Springreiten und bei Geländeprüfungen aktiv, allerdings wurde alles abgesagt. Auch Auswärtstrainings, zu denen man von Zeit zu Zeit fährt, finden allesamt nicht mehr statt.“

Das hofeigene Turnier des Reitsportvereins ist erst für Mitte August angesetzt, „aktuell hoffen wir noch, dass es auch stattfinden kann“, so Kristina Rüth, die sich aber auch der Vorbildfunktion bewusst ist: „Wir in unserem Reitverein wollen als gute Beispiele vorangehen und nehmen deshalb die Regeln und Maßnahmen ernst, auch wenn es vielleicht manchmal noch ungewohnt ist. Aber so können wir hoffentlich etwas beitragen, um möglichst schnell wieder in den Alltag zurückkehren zu können.“