Hagen. Die Fußballsaison 2019/20 in Westfalen steht vor dem Abbruch. Die Hagener Vereine haben jetzt vier Optionen. So wollen sie sich entscheiden.
Das Telefon stand bei Peter Alexander nach der Videokonferenz der Kreise im westfälischen Fußball und des Verbandes (FLVW) nicht still. „Gestern Abend riefen schon viele an, wie es weitergeht, heute morgen ging es weiter“, sagte der Vorsitzende des Kreises Hagen/Ennepe-Ruhr am Freitag. Am Abend zuvor war beschlossen worden, dass der FLVW über sein Postfach sämtliche westfälischen Vereine zwischen vier Szenarien auswählen lassen wird, wie mit der zu etwa zwei Dritteln gespielten Saison weiter verfahren werden soll. Die endgültige Entscheidung soll am 23. April gefällt werden (wir berichteten).
Die Szenarien
1. Annullierung: Die Saison ist nie gespielt worden. Alles auf null.
2. Abbruch: Der Stand der Hinrunde wird gewertet. Es gibt nur Aufsteiger, keine Absteiger.
3. Abbruch: Der jetzige Tabellenstand wird gewertet. Nur Aufsteiger, keine Absteiger. Ausnahme: Mannschaften, die zurückgezogen haben, sind auch im Fall eines Abbruchs abgestiegen.
4. Fortsetzung: Dieses Szenario scheint theoretischer Natur zu sein, denn dann würde nicht nur diese Saison drohen, ins Wasser zu fallen, sondern auch noch die Spielzeit 2020/21.
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Das sagt der Kreischef
Somit ist jetzt schon sicher: Frühestens nach den Sommerferien, die am 11. August enden, wird in Westfalen überhaupt wieder um Punkte gespielt. Mit der Möglichkeit, dass die Teams noch in diesem Sommer wieder auf die Plätze zurückkehren können, rechnet der FLVW nicht. „So ist es, alles andere wäre eine große Überraschung“, sagte Peter Alexander. Gleichzeitig betonte er, Punkt vier – also eine Saisonfortsetzung im Herbst – wäre die „unwahrscheinlichste“ Version. Welche Wertung der dann abgebrochenen Spielzeit 2019/2020 dann zum Tragen kommen sollte, da wollte der Kreisvorsitzende sich nicht festlegen: „Gerechtigkeit bekommst du da nicht hinein, immer wird es Vereine geben, die sich benachteiligt fühlen.“
Das sagen die Vereine
Michael Erzen, Trainer der Westfalenliga-Fußballer des SV Hohenlimburg 10, hat noch immer Hoffnungen, dass es vielleicht einen anderen Weg geben könnte: „Auch, wenn es unwahrscheinlich ist, so fände ich es dennoch eine gute Lösung, wenn ohne Zuschauer weiter gespielt werden könnte.“ In Anbetracht der aktuellen Entwicklung glaubt er selbst aber auch nicht mehr wirklich daran: „Die Entwicklung zeigt in eine andere Richtung.“ Ansonsten wäre es aus Erzens Sicht eine Option, wenigstens Auf- und Abstiegsturniere zu spielen: „Man könnte beispielsweise im Juni oder Juli ein Viererturnier ausspielen, bei welchem dann der Aufsteiger ermittelt wird.“
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Ob bis dahin allerdings der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann, ist ungewiss. Der Hohenlimburger Trainer ist deshalb dafür, die Saison nicht weiterzuspielen, sondern zu annullieren und ab Ende August mit der neuen Spielzeit zu beginnen. „Natürlich ist es ärgerlich, ein Jahr verschenkt zu haben. Aber noch Spiele hinten dranzuhängen, damit sich alles immer weiter verschiebt, ist in meinen Augen auch kein Weg.“
Das Trainerteam von Fußball-Landesligist SpVg. Hagen 11 hat sich direkt nach den Neuigkeiten des FLVW kurzgeschlossen. „Ich persönlich finde Option eins und vier unrealistisch. Vielleicht wollte der Verband einfach nur mehr Szenarien haben und hat sie deswegen angeboten“, sagt Chefcoach Stefan Mroß. Hagen 11 ist Spitzenreiter der Landesliga, allerdings standen die Emster Fußballer zum Ende der Hinrunde nicht mehr auf Rang eins. „Gefühlt waren wir aber von 18 Spieltagen 15 mal Tabellenführer. Von daher ist für mich klar, dass wir Option drei wählen“, sagt Mroß.
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Heißt: Hagen 11 und Dröschede steigen auf, niemand geht runter. Und in der Saison darauf würden dann mehr Mannschaften absteigen, so dass 2022/23 wieder alles in geordneten Bahnen laufen kann. Nur die jeweiligen Dritt- und Viertplatzierten könnten sich über diese Option ärgern. „Das ist das Szenario, das ich immer präferiert habe“, erklärt Stefan Mroß. Die Vorgehensweise des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen findet der DFB-Trainer-A- Lizenzinhaber „sehr befremdlich“. „Die Verantwortung auf die Vereine zu übertragen, indem man eine Umfrage macht, finde ich nicht sinnvoll. Sie drücken sich davor, eine Entscheidung zu treffen. Aber das überrascht mich nicht.“
Der SSV Hagen steht abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der Fußball-Bezirksliga. Für welche Option sich die „Adler“ entscheiden, ist laut Vereinspräsident Bernd Schneider offensichtlich: „Wir wählen die dritte Option, bei der es keine Absteiger geben wird. Unsere Zweite würde mit dieser Regelung in die Kreisliga A aufsteigen. Für uns wäre es einfach das Beste.“ Es sei keine Überraschung, dass die Saison nicht mehr fortgeführt wird. Schneider: „In England wurde die Saison für die sechste Liga abwärts schon abgebrochen. Das ist das Beste für alle. Lieber abbrechen als ein Risiko einzugehen und die nächste Saison später beginnen lassen. Ich glaube, dass so allen Vereinen geholfen ist.“
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