Hagen. Der Bezirksligist rechnet durch die Corona-Krise mit Einbußen. Und verkauft deshalb online Eintrittskarten, Bier und die obligatorische Wurst.
Die Coronakrise macht erfinderisch: In vielen Lebensbereichen sprühen die Menschen vor Kreativität und zeigen sich solidarisch miteinander. In einer schwierigen Situation wie der jetzigen stehen die Menschen zusammen. Davon profitieren auch die Fußball-Amateurvereine, die durch das Aussetzen des Trainings- und Spielbetriebs mit erheblichen Einbußen zu kämpfen haben. So auch die Vereine im Hagener Raum.
Ein Verein aus Essen hat eine clevere Idee entwickelt und hilft so mittlerweile Klubs im ganzen Land. Auch der heimische Bezirksligist SC Berchum/Garenfeld nutzt das digitale Produkt und verkauft im Netz seit ein paar Tagen Geisterspieltickets sowie virtuelle Würstchen und Bier. Am Anfang der Geschichte steht der TC Freisenbruch, Tabellenelfter der Kreisliga A in Essen. Der Ruhrgebietsklub versteht sich selbst als digitalster Fußballverein Deutschlands und programmierte als Antwort auf die ausbleibenden Einnahmen kurzfristig eine Website für Geisterspieltickets. „Auf dieser Seite kann jeder Sportverein kostenlos und ohne Risiko mit wenigen Klicks einen individuellen Online-Shop einrichten und virtuelle Eintrittskarten oder das obligatorische Bierchen verkaufen“, heißt es in einer Mitteilung der Essener, bei denen Fans über das Internet auch in normalen Zeiten über Aufstellung, Transfers, Finanzen oder die Bier- und Bratwurstpreise mitbestimmen.
3000 Eintrittskarten verkauft
Knapp 3000 Eintrittskarten und 3500 Bier wurden von den registrierten Vereinen bereits verkauft, dazu gingen noch über 2000 Würstchen und 500 Bierkisten über die digitale Theke. Einer der bisher fleißigsten Verkäufer ist übrigens A-Ligist SpVg Linderhausen aus dem Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr.
Im Garenfelder Waldstadion ist man auf Facebook auf die Aktion aufmerksam geworden. Die Verantwortlichen erkannten sofort die Chance, durch den digitalen Verkauf mit wenig Aufwand in fußballfreien Zeiten Einnahmen generieren zu können. Unter „www.geisterspieltickets.de/sc-berchumgarenfeld5374“ können Fans und Freunde des Bezirksligisten nun Eintrittskarten sowie Bier und Würstchen kaufen, die in der analogen Welt sonst während der Heimspiele im Vereinsheim am Sportplatz verköstigt werden.
Auch Bierkiste ist verfügbar
Eine Eintrittskarte kostet vier Euro, eine Bratwurst zwei Euro und ein Bier 1,70 Euro. Ist man sehr durstig, kann alternativ eine virtuelle Bierkiste für 25 Euro erstanden werden. Bezahlt wird bequem und sicher über den bekannten Online-Dienst PayPal, per Lastschrift oder Kreditkarte. „Von den Erlösen erhalten wir als Verein 80 Prozent, die anderen 20 Prozent verbleiben beim Anbieter zur Deckung der Betriebskosten“, erklärt Sebastian Schulte, Finanzgeschäftsführer und Teammanager der 1. Mannschaft. „Wir haben entschieden, dass die Einnahmen zu 100 Prozent unserer Jugendabteilung zugutekommen. So können wir helfen, dass die Kinder und Jugendlichen weiter fachgerecht ausgebildet werden können.“
Der Klub aus dem Hagener Osten hatte seine vielen Jugendkicker unlängst dazu aufgerufen, die fußballfreie Zeit mit Videos zu überbrücken, die regelmäßig auf den Social Media-Plattformen des Vereins veröffentlicht werden. So kann man dem Nachwuchs beispielsweise beim Ballhochalten oder Torwandschießen zuschauen. „Passend dazu kann man im neuen Online-Shop etwas kaufen. Durch die unterhaltsamen Videos geben wir unseren Anhängern etwas und bekommen nun eine kleine Gegenleistung“, sagt Schulte.
Kein Reichtum erwartet
Auch wenn man sich von der Aktion keinen Reichtum erhofft, so trage das virtuelle Shoppen dennoch zur Unterstützung in schwierigen Zeiten bei: „Die langfristigen wirtschaftlichen Folgen von Corona sind ja noch nicht abschätzbar. Bleiben alle Sponsoren an Bord oder müssen wir uns auf spürbare Einbußen einstellen?“, verweist Schulte zudem auf den Umstand, dass das diesjährige „Andernach & Bleck-Turnier“ der U17-Mannschaften bereits abgesagt wurde.
Einerseits aufgrund der aktuell schwierigen Planungssituation, andererseits aufgrund der Tatsache, dass man Sponsoren in der derzeitigen Situation nicht ansprechen und um zusätzliche finanzielle Unterstützung bitten wolle. Mit der bisherigen Resonanz der Geisterspielticket-Aktion sind die Verantwortlichen in Garenfeld zufrieden. Die Einnahmen liegen in etwa auf dem Niveau eines gut besuchten Bezirksliga-Heimspiels. In Zeiten von Corona sind die Menschen kreativ und zeigen sich solidarisch miteinander. Diese wichtige und positive Erkenntnis hat man auch beim SC Berchum/Garenfeld gewonnen.