Hagen. Wegen der Coronakrise steht die Hagener Tennisszene vor Problemen. Die Stadtmeisterschaften stehen auf der Kippe, Klubwirte bangen um Existenzen.

Die Tennisanlage des TC Rot-Weiß Hagen an der Bredelle sieht einladend aus. Das Laub ist weggekehrt, die Grundlinien eingewalzt und die Netzpfosten gerade gebogen. „Herzlich Willkommen“ heißt es auf einem polierten Schild am Rande des Fußgängerwegs, der zu den frisch aufbereiteten Plätzen führt. Aber wie alle anderen Sportstätten auch, sind die Felder wegen der Coronakrise gesperrt, und wann der weiße Sport wieder gespielt werden kann, ist völlig offen. Hagens Tennisvereine machen sich Sorgen. Um eine Saison, die ins Wasser zu fallen droht, fehlende Einnahmen, laufende Ausgaben und nicht zuletzt um die wirtschaftliche Existenz ihrer Klubwirte.

Der Spielbetrieb

Anfang Mai sollte der gelbe Ball wieder über die Netze fliegen, aber der Deutsche Tennis Bund (DTB) hat die gesamte Turnierlandschaft – international, national sowie alle Ranglisten- und LK-Turniere – bis zum 7. Juni wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Danach, so der aktuelle Plan des DTB, könne es weitergehen. „Das ist meines Erachtens nicht realistisch, weil wir dann voll in die Ferien reingehen. Wenn man wieder Tennis spielen, aber nicht verreisen darf, könnte es vielleicht etwas werden“, mutmaßt Michael Ladage.

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Der 1. Vorsitzender des TC Halden 2000 regt an, ob nicht trotz der allgemein gültigen Sportstättenschließung Tennisplätze geöffnet werden könnten. Dem Vorschlag schließt sich auch Carsten Ackermann, Klubchef des Hagener Tennisclubs Blau-Gold, an. „Familienmitglieder oder Personen aus demselben Haushalt könnten ja Einzel spielen. Das würde doch dem Lagerkoller entgegenwirken und den Tennisvereinen extrem helfen.“ Zumal sich die körperliche Nähe bei einem Einzel in Grenzen halte.

Die Stadtmeisterschaften

Ausrichter des beliebten Tennisspektakels ist diesmal Blau-Gold. Eigentlich wäre Rot-Weiß Hagen an der Reihe, aber der Bredelle-Klub will die Stadtmeisterschaften lieber im Jubiläumsjahr 2021 abhalten. Die 86. Auflage, die am Pfingstwochenende Ende Mai ansteht, droht komplett abgesagt zu werden. „Noch steht der Termin.

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Wir sind in der Abstimmung, haben beim Oberbürgermeister wegen der Schirmherrschaft angefragt. Aber ja, ich befürchte, dass es nicht stattfinden kann“, sagt Blau-Gold-Vorstand Ackermann. Eine Verschiebung sei unwahrscheinlich, schließlich soll auch noch der übliche Spielbetrieb stattfinden. Verluste stünden Blau-Gold durch eine Absage nicht ins Haus. Die Stadtmeisterschaften seien eine Prestigeveranstaltung, die hohe Kosten mit sich brächte.

Finanzen: die Ausgaben

Wenn der Spielbetrieb ruht, halten sich die Kosten in Grenzen. Nenngelder, Ausgaben für Jugendförderung oder Ausrüstung müssen die Vereine aktuell nicht abdrücken. Allerdings haben die Klubs schon längst ihre Plätze aufbereiten lassen. Zwischen 600 und 1000 Euro kostet das pro Tennisfeld. „Ich weiß nicht, ob das schon so gut war“, bekennt Ackermann. „Heute ist die Rechnung über 6300 Euro ins Haus gekommen“, sagt Hans-Helmut Dierssen, Vorstand für Vereinsentwicklung bei Rot-Weiß.

Der Bredelle-Klub hat mit zehn Tennisplätzen und drei Hallen die größte Vereinsanlage in der Volmestadt. „Die erstreckt sich über 27.000 Quadratmeter, die Pflege geht dementsprechend ins Geld. Zumal es sich dabei um ein Erbpacht-Grundstück der Stadt handelt, das kostet uns im Jahr 9000 Euro.“ Ein weiteres Problem: Rot-Weiß Hagen hat – wie Blau-Gold auch – einen hauptamtlichen Trainer, dem jetzt die Einnahmen wegbrechen.

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Dierssen: „Er kriegt jetzt von uns eine gewisse Stundenanzahl garantiert, dafür muss er bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs seinen Stundensatz senken, um den Vorschuss quasi zurückzuzahlen.“

Finanzen: die Einnahmen

Rot-Weiß Hagen machen aktuell die fehlenden Mieteinkünfte zu schaffen. „Das sind monatlich 3500 bis 4000 Euro, die uns fehlen, weil die Plätze nicht betreten werden dürfen“, macht sich Dierssen Sorgen. Halden 2000 und Blau-Gold finanzieren sich fast ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, große Sponsoren haben sie nicht. Zwar sind die Klubchefs recht zuversichtlich, dass die Mitglieder jetzt keine (Teil-) Erstattung verlangen, aber ganz sicher sind sie sich nicht. „Demnächst werden bei uns die Jahresbeiträge fällig, wir haben schon an die Solidarität unserer Mitglieder appelliert“, berichtet Carsten Ackermann von Blau-Gold. „Es hängt alles davon ab, wie solidarisch und geduldig unsere Klubmitglieder jetzt sind. Wenn da nicht viel wegbricht, können wir das als Verein stemmen. Aber können alle zahlen? Sicher trifft die Coronakrise einige hart.“

Ähnlich sieht es auch Michael Ladage, allerdings trifft Halden 2000 die Schließung öffentlicher Einrichtung doppelt:

Finanzielle Hilfen

So wie Kleinunternehmer und Soloselbstständige, können auch gemeinnützige Vereine, die einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb unterhalten, einen Antrag auf Mittel aus dem von Bund und Land aufgespannten Rettungsschirm beantragen. Gleiches gilt für freiberufliche Trainer beziehungsweise Übungsleiter.

Seit Freitag können Betroffene über die NRW-Soforthilfe 2020 finanzielle Unterstützung anfordern (www.wirtschaft.nrw/corona). Auskunft gibt auch der Stadtsportbund Hagen.

„Wir haben ein vereinseigenes Fitnessstudio, das erstmal dicht machen musste. Wir können von Glück reden, dass unser Verein finanziell gut aufgestellt ist.“

Die Klubwirte

Dramatisch ist die coronabedingte Pause im Tennis-Spielbetrieb vor allem für die Vereinswirte. „Unsere Klubgastronomie bangt um ihre Existenz. Es soll ein Lieferdienst eingerichtet werden und das wollen wir natürlich bewerben“, sagt Blau-Gold-Vereinschef Carsten Ackermann.

Während bei Halden 2000 die Mitglieder für Essen und Trinken sorgen, bangt auch der Vereinswirt von Rot-Weiß Hagen um sein wirtschaftliches Dasein, wie der erste Vorsitzende Dr. Arnold Hodes erzählt: „Unser Gastronom, Erwin Dreyer, bietet jetzt einen Hol- und Bringdienst an. Er freut sich über jede Bestellung. Wir wollen unbedingt unsere Vereinsstrukturen erhalten – und unser Klubwirt gehört dazu.“