Hagen. Die Sportstättennutzungsgebühr entfällt in Hagen vorerst. Die heimischen Vereine plagen in der Coronakrise aber noch einige andere Sorgen.
Während sich Hagens Sportler zu Hause fit halten, herrscht wegen der Coronakrise auf den Plätzen und in den Hallen gähnende Leere. Deshalb hat der Stadtsportbund (SSB) im Namen aller hiesigen organisierten Sportvereine vom Servicezentrum Sport (SZS) gefordert, die Sportstättennutzungsgebühr erstmal auszusetzen. „Jeder Hagener Sportverein ist in unterschiedlicher Art und Weise durch diese schwierige Zeit mehr oder minder betroffen. Eine solche Handhabung von Seiten der Stadt würde auch die großartige Gemeinschaftsaufgabe des Hagener Sports würdigen und anerkennen“, schreibt Reinhard Flormann, der auch Vorsitzender des TSV Fichte Hagen ist.
Die unnötige Gebühr
Über diese Anfrage ärgert sich Karsten-Thilo Raab, Leiter des Servicezentrums Sport (SZS) der Stadt Hagen. Er sagt mit aller Deutlichkeit: „Das ist eine absolute Quatsch-Anfrage und das habe ich Herrn Flormann auch ausdrücklich so gesagt.“ Denn die Sportstättennutzungsgebühr, die eigentlich unter dem Namen Energie- und Bewirtschaftungszulage läuft, werde im Falle einer Schließung der Sportanlage sowieso ausgesetzt. „Das gilt beispielsweise auch für die Ferienzeit oder wenn Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden“, berichtet Raab. Zudem würden die Gebühren an die Sportvereine nicht über das gesamte Jahr berechnet: „Ohne mich genau festlegen zu wollen, sind es nur 40 oder 42 Wochen, die gezahlt werden müssen.“
Hoher Aufwand für das Servicezentrum
Ungefähr 200 Vereine verteilen sich auf 85 Sportstätten in Hagen. Es sei für die Servicezentrum-Mitarbeiter ein enormer Aufwand, die fälligen Gebühren zu berechnen. „Zumal es oftmals vorkommt, Hallen geteilt oder gedrittelt werden, oder aber Fußballmannschaften sich einen Platz für eine Trainingseinheit teilen. Da den Überblick zu behalten, ist gar nicht so leicht“, gibt Raab Einblick in die Arbeit des Servicezentrum.
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Flormann begrüßt die Entscheidung des SZS, hätte sich indes eine offenere und schnellere Kommunikation gewünscht. „Sie hätten es ja sofort sagen können. Das Servicezentrum hat richtigerweise vor zwei Wochen die Sportstätten gesperrt. In ihrem Schreiben hätten sie aber mal erwähnen können, dass die Sportstättennutzungsgebühr jetzt erstmal entfällt“, kritisiert Flormann. Schließlich befänden sich die Vereine der Volmestadt in einer schwierigen Lage und müssten teilweise um jeden Euro kämpfen. „Für sie ist es wichtig, das zu wissen. Für Fichte Hagen zum Beispiel kommen innerhalb von drei Monaten 3000 bis 3500 Euro an Sportstättennutzungsgebühr zusammen“, erläutert Flormann.
Die Nöte der Vereine
Der vorübergehende Erlass der Energie- und Bewirtschaftungszulage helfe den heimischen Klubs, sagt SSB-Vorsitzender Flormann. Die Sorgen und Nöte seien in den Vereinen dennoch groß. Während vorzeitige Meisterschaftsabbrüche finanziell überschaubare Konsequenzen nach sich zögen, mache Hagens Vereinen vielmehr die (drohenden) Absagen von großen Turnieren und Camps sorgen.
„Ich denke da zum Beispiel an das Fritz-Kahl-Turnier im Juli oder an das BG-Turnier im Juni. Wenn solche Veranstaltungen abgesagt werden müssen, wird sich das in den Vereinskassen bemerkbar machen“, fürchtet Flormann. Stark betroffen seien jetzt vor allem Tennisvereine, die vor der schwierigen Entscheidung stehen, ob sie ihre Anlagen für mehrere Tausend Euro aufbereiten lassen oder nicht. Schließlich stehe in den Sternen, ob es überhaupt eine Tennis-Sommersaison geben wird.
Einnahmen aus Sportzirkus brechen weg
Hagens größter Verein, der TSV 1860, der auf eine Mitgliederzahl von 2400 Sportlern schauen kann, kämpft ebenso mit der aktuellen Situation, wie der 2. Vorsitzende für den Bereich Sport, Andreas Kurz, bestätigt:
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„Wir haben 24 Sportarten in unserem Verein, hinzukommen kommt ein Kurssystem für die Teilzeitmitglieder, in welchem um die 160 Sportangebote gefasst sind. Das bricht gerade alles weg.“ Hinzu kommt die Absage des Sportzirkus Hoheloni, der in den Osterferien hätte stattfinden sollen. „Die Veranstaltung ist jedes Jahr ausgebucht. Das sind Einnahmen in Höhe von 5000 Euro, die uns dadurch wegbrechen. Die hatten wir natürlich fest einkalkuliert.“
Insgesamt, so Kurz, rechnet der Verein bis Mitte April mit Einbußen von 8000 Euro. Alle fünf Tage wird sich nun der Vorstand in einer Telefonkonferenz über die weiteren Schritte verständigen. Kurz hat eine Forderung an die Stadt: „Natürlich haben die Verantwortlichen aktuell an jeder Ecke etwas zu tun, aber es muss auch überlegt werden, wie man den Sportvereinen helfen kann, die über eine vereinseigene Anlage verfügen. Bisher kam da keine Reaktion, aber das würden wir uns schon wünschen. Immer gehören wir mit ungefähr 12.000 Euro sicherlich zu denen, die am meisten Gebühren zahlen. “