Hagen. Erst zwölf Heimpleiten in Serie, dann drei deutliche Siege am Ischeland. Das sind die Gründe, warum Phoenix den Krisenmodus verlassen konnte:
Es bleibt dabei, unter Coach Chris Harris versammeln sich bei Phoenix Hagen die Serientäter auf Achterbahnkurs. Innerhalb der acht Siege in Folge im Herbst 2018 kam Harris, im neuen Jahr folgten dann unglaubliche zwölf Heimpleiten nacheinander, ehe nun drei zweistellige Erfolge am Ischeland erneut eine Trendwende bedeuteten. Das sind die Gründe, warum Basketball-Zweitligist Phoenix den Krisenmodus verlassen konnte:
1. Jonathan Wesley Octeus
Nach dem Bänderriss von Spielmacher Niklas Geske wurde US-Guard Jon Octeus nachverpflichtet, auch bei Geskes absehbarer Rückkehrer kann man sich Phoenix ohne den neuen „Floor General“ kaum noch vorstellen. Bei seinem Debüt bei Schalke 04 half der 28-Jährige schon nach Kräften, vergab bei der 76:79-Niederlage aber den letzten Freiwurf, der die Verlängerung bedeutet hätte. Danach aber führte Octeus die Mannschaft zu den klaren Erfolgen gegen Kirchheim, Heidelberg und Schwenningen, er kennt - ganz im Gegensatz zu seinen Teamkollegen - am Ischeland gar nichts anderes als Siege.
2. Bundesliga schreibt Bewegtbild-Rechte neu aus
Die Bewegtbildrechte für die Live-Übertragungen der 2. Basketball Bundesliga ProA werden neu ausgeschrieben. Das erklärte Ziel der weiteren und zukünftigen Livestream-Übertragungen sei es, die Zielgruppe der Basketball begeisterten Zuschauer zu erweitern und die Reichweiten der 2. Basketball Bundesliga weiter zu steigern. Der Livestream soll den Fans die Möglichkeit bieten, alle Spiele in hoher Qualität zu verfolgen.
Seit der Saison 2017/18 werden alle Spiele der ProA einheitlich auf der Internet-Plattform Airtango übertragen. Sie werden derzeit von den jeweiligen Heimteams mit dem von der Liga gestellten, einheitlichen Equipment produziert.
Dabei bestach der 1,93-m-Mann gar nicht in erster Linie als Scorer - seine Wurfquote von 35 Prozent ist eher schwach -, sondern als Vorbereiter, starker Verteidiger und Rebounder und umsichtiger Kopf des Teams. Octeus ist hinter Paderborns Kendal McCullum zweitbester Assistgeber der ProA (6,8 im Schnitt), macht Phoenix gleichzeitig zum aktuell drittbesten Team in dieser Kategorie. „Jon macht die anderen Spieler besser“, ist Geschäftsführer Patrick Seidel überzeugt. Bei den Bemühungen, den Vertrag mit Octeus über den 31. Dezember hinaus zu verlängern, befinde man sich auf der Zielgeraden. „Bis Ende der Woche wollen wir das finalisieren“, sagt Seidel.
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2. Die Defensive
In den ersten elf Spielen war Phoenix die „Schießbude“ der 2. Basketball-Bundesliga ProA, kassierte mehr Gegenpunkte (85,9) als jedes andere Team der Liga. Das hat sich gravierend geändert, bei den drei Heimsiegen gegen Kirchheim, Heidelberg und Schwenningen kassierte man nur 67,6 Zähler - also fast 20 weniger - im Schnitt. Dabei habe man, so Coach Chris Harris, gar nicht viel geändert. „Wir haben nur an ein, zwei Schrauben gedreht“, sagt Harris, „aber vor allem Jon Octeus macht viel aus, bringt uns eine Menge. Mit ihm ist die Pick-and-Roll-Verteidigung einfacher.“ Der Neuzugang sein ein „ganz fantastischer Verteidiger“, meint auch Ex-Coach Dietmar Günther: „Er hat der Mannschaft Stabilität gebracht, kann von der Eins bis zur Drei alles verteidigen.“ Aber auch andere Akteure haben sich defensiv gesteigert, so nahmen etwa Jannik Lodders und Jonas Grof nun Schwenningens Topscorer Rasheed Moore viel von seiner Wirkung.
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3. Dominik Spohr
Der Mannschaftskapitän, der vor Saisonbeginn seinen Vertrag bis 2022 verlängert hatte, war angesichts seines anhaltenden Formtiefs ein, wenn nicht das Gesicht der Phoenix-Krise. Spohr, in seiner Karriere immer 40-Prozent-Dreierschütze, traf nicht mehr, stand neben Coach Chris Harris im Fokus der Fan-Kritik. Vor dem Kirchheim-Spiel redete sich der 30-Jährige im großen WP-Interview den Frust von der Seele, beim 103:70 gegen die Knights ließ er Taten folgen. Die Zahlen seitdem sprechen für sich: Mit 19 Punkten im Schnitt - bis dahin 10,3 - ging der Kapitän voran, traf 13 von 22 Dreiern - also knapp 60 Prozent (vorher 27%) - und war auch in Sachen Einsatzwillen Vorbild. Und wurde - als Erster in diesem Jahr - von den Fans zur „Humba“ auf den Heuboden gebeten. Der Auftritt dort überzeugte seinen Coach indes nicht: „Ich freue mich, dass Dominik besser spielt als er singt.“
4. Kyle Leufroy und die Wurfquoten
Als Glücksgriff galt Kyle Leufroy lange nicht unbedingt, schon gar nicht als der erhoffte Mann für die Crunchtime. In seinem ersten Profijahr benötigte der US-Guard von den Lehigh Mountain Hawks die Zeit, sich zu akklimatisieren, doch jetzt ist er mit 15,1 Punkten im Schnitt bester Phoenix-Schütze. Mit Jon Octeus an seiner Seite hat der 23-Jährige sich als sicherer Dreierschütze und mit schnellem Zug zum Korb etabliert, traf bei den drei Siegen starke acht von elf Würfen (72 %). Und sorgte maßgeblich mit dafür, dass Phoenix seine Wurfquote aus der Distanz von vorher 30 auf 45 Prozent steigern konnte. Was auch für die in der Vorsaison so schwache Hagener Freiwurfquote gilt, die auch dank Leufroy - mit 43 Treffern bei 45 Würfen zweitsicherster Schütze der ProA - von 68 auf 76 Prozent gesteigert werden konnte. Da zudem Vertreter Joel Aminu schon die ganze Saison sehr formstark agiert und regelmäßig zweistellig scort, ist die Hagener Shooting-Guard-Position stark besetzt.
5. Die Fans
Zwischenzeitlich rumorte es bei den Phoenix-Fans gewaltig, nach zwölf Spielen ohne Siegesfeier am Ischeland nur allzu verständlich. Eine Negativserie, die bei anderen Klubs wohl zu einem deutlichen Zuschauer-Rückgang geführt hätte, wirkte sich aber in der Saison nicht negativ auf das Besucher-Interesse aus. Bis auf das Mittwochs-Spiel gegen die Artland Dragons kamen stets mehr als 2000 Besucher und unterstützen die Phoenix-Spieler lautstark. „Es ist schon bemerkenswert, wie treu uns die Fans geblieben sind“, staunte Coach Harris. Am 28. Dezember beim Traditions-Duell gegen Bayer Giants Leverkusen hofft man nun auf eine neue Bestmarke.