Hagen. Zumindest für einen Abend verlässt Phoenix Hagen die Abstiegsränge. Beim 78:67-Sieg gegen Heidelberg zeigt man lange vermisste Nervenstärke.
Diesmal blieben die Spieler von Phoenix Hagen cool und nervenstark. Obwohl Playoff-Kandidat MLP Academics Heidelberg nach langem Rückstand bis auf einen Punkt herankam, überwand der heimische Basketball-Zweitligist seine Schwächephase und schaffte mit 78:67 (40:25) den zweiten Heimsieg in Folge. Und verließ den letzten Tabellenplatz, kletterte zumindest für einen Abend auf Nichtabstiegs-Rang 14. „Wichtig war es, dass wir wieder in unseren Rhythmus gefunden haben, nachdem wir zu Beginn der zweiten Halbzeit eingebrochen sind und unkonzentriert aus der Kabine kamen“, hob Phoenix-Trainer Chris Harris hervor.
Phoenix Hagen gewinnt gegen Heidelberg
Nach dem Spiel gab es für die MLP Academics, denen Topscorer Shy Ely verletzt fehlte, eigentlich nicht viel zu lachen. „Heildelberg“, wie es fälschlicherweise auf der Anzeigentafel der Krollmann-Arena stand, hatte die dritte Niederlage in Folge hinnehmen müssen. Dennoch hatte Branislav Ignjatovic am Ende der Pressekonferenz die Lacher auf seiner Seite. Mitten hinein in Harris’ Antwort auf die letzte Frage klingelte das Handy des langjährigen Heidelberger Headcoaches. „Meine Frau ist ungeduldig“, knurrte „Frenkie“. Zuvor lobte der 53-Jährige bereits den Phoenix-Vorstand dafür, dass Harris trotz schwieriger Phase überhaupt noch auf dem Trainerstuhl sitzt. Von manchen Fans war bereits der Rauswurf des Trainers gefordert worden, der sein Team nun nach zuvor zwölf Heimpleiten im Jahr 2019 zum zweiten Erfolg in eigener Halle führte. Mit Ausnahme des dritten Viertels ein rundum überzeugender und verdienter Sieg. Die 2081 Zuschauer honorierten das mit der ersten Humba des Jahres.
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Besonders erfreulich aus Hagener Sicht war, dass man auch die Sturm-und-Drang-Phase der Heidelberger nach dem Seitenwechsel überstand. Selbst der viertelübergreifende 12:0-Lauf der Gäste brachte die Feuervögel nicht ins Schwitzen. Nach dreieinhalb Minuten im dritten Viertel machte Dominik Spohr die Führung der Hausherren per Dreier zum 43:33 wieder zweistellig. Der Kapitän zeigte sich wie schon gegen Kirchheim im Vergleich zum Saisonstart stark verbessert. Dass seine Formkrise damit überwunden sei, wollte Spohr nach zwei starken Spielen nicht vorschnell bejahen: „Das ist nicht meine Art.“ Spohr trug aber auch maßgeblich dazu bei, dass Phoenix im Schlussviertel nach dem 53:52 (32.) nicht in die Angststarre vieler Endphasen in dieser Saison verfiel. Sein zweiter Dreier brachte mit dem 57:52 Entlastung, danach ließ vornehmlich Joel Aminu die Gastgeber endgültig wegziehen.
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Fast alle Phoenix-Spieler besser macht Neuzugang Jon Octeus, dessen Dreier zum 72:61 (38.) die endgültige Entscheidung bedeutete, auch wenn Ignjatovic betonte: „Der hat heute nicht mal gut gespielt, weil wir ihm viel von seinen Stärken genommen haben.“ Das Team wünsche sich, dass Octeus mindestens bis Saisonende bleibe, sagte Spohr. Um den Sechs-Wochen-Vertrag des US-Amerikaners zu verlängern, ist aber zusätzliches Sponsorengeld nötig. „Dafür putze ich jede Klinke“, sagte Spohr. Und Harris stimmte lachend mit ein: „Ich stehe neben Dominik und klingele an der Tür.“
Günther spielt nur 30 Sekunden
Der Leidtragende am Höhenflug der Nachverpflichtung heißt Jasper Günther. Aufgrund seiner Auswechslung nach nur einer halben Minute Spielzeit zerriss der 20-Jährige auf der Bank sein Trikot, das von innen geklebt werden musste. Eingesetzt wurde Günther danach aber nicht mehr. Besonders auffällig war eine unglückliche Aktion des Eigengewächses, als es einen Einwurf nicht rechtzeitig ins Spiel brachte. „Nicht seine Schuld“, kommentierte allerdings Ex-Trainer Ralf „X“ Risse. „Seine Mitspieler hätten sich besser anbieten müssen.“
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Noch schwieriger dürfte es für Günther werden, wenn auch Niklas Geske nach seinem Außenbandriss ins Team zurückkehrt. Für das nächste Heimspiel gegen Schwenningen am nächsten Samstag reicht es für den Spielmacher allerdings wahrscheinlich noch nicht. Dass Phoenix wenigstens unter der Woche spielfrei hat – anders als die Heidelberger, die in Hagen ihr erstes von fünf Auswärtsspielen in Folge bestritten – findet Chris Harris dennoch „eigentlich ganz gut. Wir nutzen die Zeit zum Regenieren.“