Herdecke. Der Ruderkeller in der Bleichsteinhalle in Herdecke verbindet nach der Eröffnung Athleten. Darum ist eine neue Nutzung schwierig.

Helmut Jürgens sitzt im Trainingsboot auf dem Rollsitz in der Bleichsteinhalle und hält die Skulls in den Händen. „Irgendwo hab ich auch noch Fett versteckt“, erinnert sich der Herdecker, als er sich in dem Raum unten in der Bleichsteinhalle umschaut. Weitere Skulls hängen an den Wänden, daneben eine Bank für die Zuschauer. Zu den Seiten des Vierers befindet sich jeweils ein Becken. Es fühlt sich fast an wie in alten Zeiten, als er die Nachwuchssportler des Herdecker Ruderclubs Westfalen hier trainiert hat. Nur fehlt in den Becken mittlerweile das Wasser. „Das hab ich im ersten Moment ganz vergessen“, sagt Helmut Jürgens überrascht. Seit über 60 Jahren ist er Mitglied im Ruderclub.

Und bis heute ist Rudern ein sehr wichtiger Teil seines Lebens geblieben. Als Trainer hat er mit seinen Schützlingen am liebsten auf dem Wasser trainiert. „Das sind einfach echte Bedingungen auf der Ruhr, wenn das Boot ins Schaukeln gerät. Ich habe immer auf Ganzheitstraining gesetzt“, sagt Helmut Jürgens. Bei Wind und Wetter war er mit dem Boot auf der Ruhr unterwegs. „Wir sind auch mal richtig eingeschneit. Aber das gehört einfach dazu“, sagt der Ruderer. Doch wenn es im Winter sehr kalt wird, das Wetter zu schlecht ist oder Anfänger erstmal in geschützter Umgebung beginnen sollten, ist ein Ruderkeller wie der in der Herdecker Bleichsteinhalle durchaus sinnvoll.

Eine gute Alternative

„Das ist schon eine gute Alternative. Lange Zeit gab es aber nur ein Becken in Dortmund. Wir haben dann die Stadt gebeten, ob es so etwas nicht auch in Herdecke geben könnte. Da gab es allerdings erstmal finanzielle Hürden“, erinnert sich Jürgens. Mit dem Bau der Bleichsteinhalle und der Eröffnung vor 50 Jahren war es dann so weit: Auch Herdecke hatte seinen ersten Ruderkeller. „Allerdings mit einem Vierer-Boot, nicht wie der Achter in Dortmund. Das hatte bautechnische Gründe“, erklärt Jürgens. In den zwei getrennten Becken befanden sich Wassereinläufe, die Ruderer haben dann das Wasser weggezogen.

Die Bleichsteinhalle Herdecke wird 50: Zur Dreifach-Turnhalle gehör(t)en auch ein Hallenbad, eine Kneipe, ein Ruderkeller und ein Technikraum 
Ruderbecken Bleichsteinhalle Herdecke
Die Bleichsteinhalle Herdecke wird 50: Zur Dreifach-Turnhalle gehör(t)en auch ein Hallenbad, eine Kneipe, ein Ruderkeller und ein Technikraum  © - Archiv

Doch nicht nur für das Ruder-Training war das Becken laut Helmut Jürgens ein Gewinn, sondern auch für den Sport in Herdecke allgemein. „Die Dreifachhalle ist ja direkt nebenan. Wer nach dem Rudern noch nicht kaputt genug war, konnte dann noch auf schnellem Weg zum Volleyball oder Handball gehen und dort mitmachen. Oder auch andere Sportler sind durch die kurze Strecke mal eher zum Rudern gekommen und haben das ausprobiert. Das war eine ganz tolle Truppe damals. Ohne die kurzen Wege in der Halle wäre der gute Austausch so nicht möglich gewesen“, betont Jürgens. Auch Johannes Weißenfeld, Welt- und Europameister mit dem Deutschland-Achter, hat gerne in der Bleichsteinhalle trainiert. „Wenn es zu kalt war draußen oder nach der Schule zu dunkel, habe ich das Training dort hingelegt. Das war auch mal eine Abwechslung. Und man konnte da extrem gut die Grundbewegungen trainieren, weil es nicht so wackelt“, sagt Weißenfeld.

Seit November trocken gelegt

Der Ruderkeller musste jedoch Ende November des vergangenen Jahres trocken gelegt werden, „da es zu einer größeren Undichtigkeit gekommen ist“, erklärt der Pressesprecher der Stadt, Dennis Osberg. „Es kostet natürlich auch, das Wasser zu erneuern. Vor 50 Jahren war das Wasser vermutlich auch noch sauberer als heute. Da kann ich die Stadt schon auch verstehen“, sagt Jürgens.

Dennoch gibt es laut dem Herdecker den Wunsch, das Becken wieder in Betrieb zu nehmen: „Es sind einige Übungsleiter an den Schulen auf uns zugekommen und haben betont, dass sie das Becken gerne wieder nutzen wollen. Denn bei den Schülern ist der Sport sehr beliebt.“ Auch die Jugendgruppe des Ruderclubs würde sich über eine Nutzung des Raumes freuen. „So ein Trainings-Becken ist eine super Möglichkeit, auch im Winter oder bei schlechtem Wetter an der Technik zu feilen. Das ist mal was anderes und macht auch echt Spaß. Ich würde mich freuen, wenn wir dort wieder trainieren könnten“, sagt Miguel Gaspar. Auch wenn Johannes ­Weißenfeld insgesamt lieber in der Natur rudert, würde es ihn freuen, wenn der Ruderkeller wieder genutzt werden könnte: „Ich finde es unglaublich wichtig, dass es sowas gibt. Wer kann denn schon von sich sagen, dass er so ein Becken hat? Auch für die Kids und die Anfänger ist das total wichtig.“