Herdecke. 50 Jahre Bleichsteinhalle in Herdecke: Doris Gröger als Tochter des ersten Hausmeisters und Peter Pickel schildern zum Jubiläum ihre Erlebnisse.
Der Bleichstein – schon lange ein wichtiges Zentrum. Wo früher Kühe weideten und Tücher oder Wäsche behandelt (gebleicht) wurden, bildete sich im 20. Jahrhundert immer mehr eine Anlaufstelle für Veranstaltungen heraus. Schützenfeste, Kirmes, Sport und vieles mehr unter freiem Himmel. Das Gebiet zwischen der Ruhr und dem einstigen Mühlengraben war lange unbebaut. Mit der Eröffnung der Hauptschule 1968 sollte sich das ändern.
Ein Jahr später konnte die Stadt Herdecke am 12. September 1969 die Bleichsteinhalle einweihen. Über beide Gebäude kann Doris Gröger viel erzählen. Ihr Vater Walter Kleuser, ein bekannter Handballer, war von 1969 bis 1979 dort der erste Hausmeister. „Er hatte vorher bei Habig gearbeitet. Als diese Firma aufgeben musste, war er froh über das städtische Angebot“, berichtet seine Tochter. Die Familie zog in die Hausmeister-Wohnung der Dreifach-Turnhalle. Während ihr Vater auch Schwimmkurse im dazugehörigen Bad gab und ihre Mutter nebenan die Cafeteria leitete, hatte die damals 27-Jährige einen kurzen Weg zur Arbeit. Gröger war Lehrerin an der Hauptschule und gab am 15. September die erste Sportstunde in der gerade eröffneten Halle.
Acht Jahre unterrichtete sie an der Hauptschule. Acht Jahre lebte sie mit ihren Eltern in der Hausmeister-Wohnung. „Ich habe mich dort wohl gefühlt und kann mich noch an die Einweihungsfeier mit Vorführungen erinnern. Da hieß es, dass das hier ein Haus der Freude sein soll, die Scherze gingen dann in Richtung Freudenhaus“, sagt Doris Gröger schmunzelnd.
Von 3,5 Millionen Mark Baukosten war die Rede. Eine Investition, die die Stadt angesichts kleiner Turnhallen an der Robert-Bonnermann-Schule und am damaligen Aufbau-Gymnasium (heutiges Ringerzentrum) für nötig erachtete. Die neue Sportstätte für Schulen sowie Vereine fiel ungleich größer aus und hatte neben einem Geräte- bzw. Kraftraum sogar eine Tribüne. „Viele fragten sich, ob die jemals voll wird“, so Gröger. Dafür sollten dann vor allem die Handballer der TSG sorgen.
Die waren zuvor auf dem Feld schon erfolgreich, wie das Herdecker Urgestein Peter Pickel zu berichten weiß. Der langjährige Vereins-Funktionär kannte natürlich auch Walter Kleuser und erzählt, wie die Sportler vor dem Bau der Halle auf zwei roten Ascheplätzen (heutige Bleichsteinwiese) spielten und sich dort aber nicht umziehen geschweige denn duschen konnten.
Pickel kann die Bleichsteinhalle als sein zweites Wohnzimmer betrachten. Als Zeitnehmer, Sekretär, Geschäftsführer der Handballer oder als langjähriger Berichterstatter für diese Lokalzeitung hat er unzählige Spiele oder auch Wettkämpfe der TSG-Schwerathleten in dem Gebäude verfolgt. Die heimischen Ringer waren in diesem Jahrzehnt Gastgeber für deutsche Jugendmeisterschaften und konnten wie andere auch den Kraftraum der Halle neben den heutigen Tartanplätzen nutzen.
Für Vereins- und Schulsport
Vor allem die Handballer sorgten immer wieder mal für ein volles Haus. Etwa bei den Pokalspielen (u.a. gegen Weiche Handewitt) oder während der Zweitliga-Zeit in den 1990-er Jahren, als für die Nachbarschaftsduelle gegen den VfL Eintracht Hagen sogar zusätzliche Bänke aufgestellt wurden und von einem Fassungsvermögen von 1200 Plätzen die Rede war. In der vergangenen Saison diente die 2009 und 2010 umfangreich modernisierte Halle dann den Bundesliga-Handballerinnen von Borussia Dortmund als Übergangs-Spielstätte bei Heimspielen, während in der Hausmeister-Wohnung Flüchtlinge unterkamen.
Ensemble und Einweihung
Die Architekten Franz und Rolf Allerkamp sowie Jochen Niehaus statteten die Dreifach-Turnhalle mit Kunststoffvorhängen und einer Tribüne mit 550 Sitz- sowie zehn Stehplätzen aus.
Das Lehrschwimmbecken bekam einen Hubboden. Zum Hallen-Ensemble gehören Nebenräume wie etwa eine Cafeteria, Heizzentrale, Kraftraum, Wohnung sowie ein Ruder-Übungsbecken.
Zur Einweihung mit NRW-Landesinnenminister Willi Weyer und Bürgermeister Hugo Knauer hieß es damals in der Lokalzeitung, dass hier „eine mustergültige Sportstätte“ entstanden sei, die sowohl mehreren Schulen als auch Vereinen zugute komme.
Landrat Rolf Meyer sagte: „Dieses Zentrum ist ideal gelegen und bestechend ausgetüftelt, ein Vorbild für sportliche Breitenarbeit.“
„Ich kann mich noch an das dumpfe Geräusch in unseren Zimmern erinnern, wenn ein Handballer neben das Tor vor die Wand geworfen hatte“, sagt Doris Gröger rückblickend. Mit Peter Pickel (Jahrgang 1942) ist sie sich einig, dass die Bleichsteinhalle bis heute ein wichtiges Zentrum in Herdecke darstellt. Für Vereine, für den Schul- und Breitensport. Nicht zu vergessen die Aktiven des TSV Herdecke, Kursangebote der VHS oder auch die Ruderer, die zum Konditionstraining das Becken nutzen könnten.
Weitere Berichte aus Vereinssicht demnächst im Lokalsport