Vechta. . Auf dem Spielfeld gab es für das ersatzgeschwächte Team von Phoenix Hagen bei Rasta Vechta nichts zu holen. Daneben aber feiern die Fans.

Sie tanzten, sie hüpften, sie sangen. Sie schwenkten ihre Fahnen immer wieder und so heftig, dass sie teilweise den hinteren Reihen den Blick auf das Spielfeld versperrten. Was sich dort ereignete, so könnte man meinen, muss diesen Fans angesichts ihrer außergewöhnlichen Stimmung verborgen geblieben sein.

Ein Trugschluss: Sie sahen ein Team von Phoenix Hagen, das sich – durch Rückschläge gebeutelt – 40 Minuten lang völlig vergeblich mühte, die am Ende mit 65:104 (26:52) höchste Niederlage der Saison irgendwie abzuwenden. Und mit Rasta Vechta einen Tabellenführer, der sich ab Spielminute zwei erfolgreich dem Ausbau seines Vorsprungs widmete.

Gebrauchter Abend in ausverkaufter Halle

Gebrauchter Abend: Javon Baumann und Phoenix Hagen unterliegen in Vechta deutlich.
Gebrauchter Abend: Javon Baumann und Phoenix Hagen unterliegen in Vechta deutlich.

Mehr als 200 Fans hatten die nicht ganz 200 Kilometer von Hagen bis zum Rasta Dome zurückgelegt. Und: Trotz eines in vielerlei Hinsicht völlig gebrauchten Abends ihres Teams trugen sie ganz maßgeblich zu einer einzigartigen Stimmung in der 3140 Zuschauer fassenden Arena bei.

Vechta siegte, Hagen feierte. Unaufhörlich. Auch noch, als die Schlusssirene die Phoenix-Spieler auf dem Feld längst erlöst hatte. Und: Obwohl die Fans teilweise wie Fußball-Hooligans von der Polizei vor und nach der Partie eskortiert wurden.

Trainer Kevin Magdowski: „Die besten Fans der Liga“

In dieser Szene kann sich David Godbold durchsetzen. Er ist am Ende bester Werfer.
In dieser Szene kann sich David Godbold durchsetzen. Er ist am Ende bester Werfer.

„Wie unser Team während des gesamten Spiels unterstützt worden ist, das war toll“, sagte Phoenix-Trainer Kevin Magdowski, „wir wissen, dass wir die besten Fans der Liga haben.“ Und weiter: „Über den Polizeieinsatz habe ich mich schon sehr gewundert. Da ist mit zweierlei Maß gemessen worden.“

Wenig zufrieden war Magdowski nicht nur mit dem, was er vor, sondern auch mit dem, was er in der Halle wahrnahm. Genauer gesagt: auf dem Feld. „Im Grunde ist alles passiert, was nicht hätte passieren dürfen“, sagte der Coach, „Vechta hat sich in einen Rausch gespielt. Das wollten wir verhindern, haben es aber nicht hingekriegt.“

Ein Rausch bis zum Ende

Rasta Vechta - Phoenix Hagen104:65 (52:26)

Phoenix Hagen: Günther (3 Punkte, 1 Assist), Hollersbacher (6 Punkte, 1 Assist, 1 Dreier), Lodders (5 Assists), Spohr, Grof (2), Godbold (22/6 Dreier), Brooks (12), Baumann (5/3 Rebounds), Herrera (15/4 Rebounds).

Rasta Vechta: Carter (10 Punkte/10 Assists), Dunbar (12), Razis (4), Young (18), Smith (2), Gonzalvez (7), Caisin (5), Herkenhoff (9), Slooten (7), Mädrich (16), Hinrichs (9), Christen (5).

Spielviertel: 27:13, 25:13, 31:20, 21:19.

Teamstatistik: Rebounds 43:27, Fouls 20:13, Turnovers 11:20, Steals 14:4.

Ein Rausch, der nach einem Dreier von Phoenix-Center Alex Herrea für die Gastgeber mit den ersten Punkten nach 1:29 Minuten begann. Vechta traf konstant, Phoenix versuchte zunächst ausschließlich, mit Dreiern zu antworten und scheiterte (dreimal Derreck Brooks, einmal Jannik Lodders). „Schon nach vier Minuten haben wir nur noch relativ wenig Land gesehen“, erklärte Magdowski.

Dass Kapitän Dominik Spohr mit ausgerenktem kleinen Finger schon nach wenigen Minuten vom Feld musste („Er konnte die Bälle nicht mehr richtig fangen“), Aufbauspieler Jonas Grof von fiebriger Erkältung geschwächt keine 15 Minuten auf selbigem stand und der zuletzt glänzend aufgelegte Joel Aminu (20 Punkte im Schnitt in vier Spielen) gar nicht mitgefahren war, machte die mögliche Mission Aufholjagd zu einer unmöglichen.

Ein 15-Jähriger mit NBA-Potenzial

Dazu kam Vechtas tiefer Kader, in dem auch die Nachwuchsspieler um den erst 15-jährigen Luc van Slooten (7 Punkte) überzeugten. „Ein JBBL-Spieler mit NBA-Potenzial“, sagte Kevin Magdowski, „es ist kein Wunder, dass ihn Vereine wie Barcelona und Klubs aus den USA schon auf dem Zettel haben.“

Nach Vechta ist vor Kirchheim: Den Tabellen-Neunten, der etwas überraschend sein Heimspiel gegen Orange Academy Ulm mit 80:88 verloren hat, erwartet Phoenix am Samstag (19 Uhr, Arena am Ischeland): „Wenn wir als Achter auf den Neunten treffen, dann ist es kein Geheimnis, dass das ein ganz wesentliches Spiel im Kampf um die Play-Off-Plätze ist“, erzählte Magdowski, „es geht nach der Niederlage mit sieben Punkten im Hinspiel für uns auch um den direkten Vergleich.“ Bei Spohr hoffe er, dass der Kapitän wieder spielen könne. „Bei Joel und Jonas wird es wohl jetzt von Tag zu Tag besser werden“, ergänzte er.