Hagen. . Um Weihnachten waren Sabine und Hans-Uwe Schröer früher mehr in Arenen als daheim. Doch den Phoenix-Ehrenamtlern ist das Team abhanden gekommen.
- Um Weihnachten waren Sabine und Hans-Uwe Schröer früher mehr in Arenen als daheim.
- Dem Phoenix-Teammanger ist das Team abhanden gekommen, der Schiedsrichter-Betreuerin fehlen die Referees.
- Beim Neuanfang in der ProA wollen sie wieder maßgeblich helfen.
Vier Kerzen brennen, es riecht nach Gebackenem. Ein normales Szenario am Nachmittag des vierten Advents, eigentlich. Für Familie Schröer aber ist es reichlich ungewohnt, dieser Sonntag war - wie so viele - ganz anders geplant. Nicht an der vorweihnachtlichen Kaffeetafel daheim am Tücking, sondern in der Frankfurter Ballsporthalle. Beim Auswärtsspiel von Phoenix Hagen am 14. Spieltag der Basketball-Bundesliga. Doch Teammanager Hans-Uwe Schröer ist zuletzt das Team abhanden gekommen, Schiedsrichter-Betreuerin Sabine Schröer fehlt es an zu versorgenden Referees.
Die Folge ist eine Leere, die auch zu jahreszeitlich typischen Ersatz-Handlungen der langjährigen Phoenix-Ehrenamtlichen führt. „Wir waren schon auf zwei Weihnachtsmärkten“, gibt Sabine Schröer zu, „und heute haben wir Plätzchen gebacken - zum ersten Mal seit gut sieben Jahren.“
Vor sieben Jahren verbrachten die Schröers Advents- und Weihnachtszeit zum ersten Mal schwerpunktmäßig in Sporthallen. Nach dem Phoenix-Aufstieg in die Bundesliga, in der zwischen den Jahren besonders häufig gespielt wird, war es zunächst die Injoy-Halle in Hohenlimburg, später die Arena am Ischeland. Für die Ehrenamtlichen der ersten Stunde - auch Tochter Christina hilft seit Beginn am Vip-Eingang - nahmen die Aufgaben mit dem Aufstieg in die Eliteklasse erheblich zu. „Als Hallensprecher hat es 2004 angefangen“, sagt Uwe Schröer, „dann hat sich das immer weiter entwickelt. Team-Betreuer, Team-Manager, viele administrative Aufgaben, die anderswo die Geschäftsstelle erledigt.“
So war der 56-Jährige auch Auswärtsreise-Organisator, buchte Hotel-Übernachtungen und Busfahrten und kümmerte sich um die Befindlichkeiten der Spieler und ihrer Familien. Da konnte es schon mal sein, dass abends um elf am Tücking das Telefon klingelte und Larry Gordon nach einem Babysitter für den Hund fragte.
„Im Vergleich zu anderen Mannschaften hatten wir schon einen hohen Standard in der Betreuung“, ist der Angestellte eines Energieversorgers überzeugt, während Sabine Schröer betont: „Am Spieltag war man schon sieben, acht Stunden im Einsatz.“ Zum einen für die Betreuung der Schiedsrichter bei Heimspielen mit Raumvorbereitung, Catering, Nachbesprechung - inklusive des Waschens von Tischdecken oder Handtüchern bei Schröers daheim. Aber auch für die Familien der Spieler war sie erste Ansprechpartnerin, kümmerte sich um Behördengänge oder Bankgeschäfte.
Kampf gegen Windmühlenflügel
Seit Jahrzehnten ehrenamtlich aktiv
Als Hallensprecher fungiert Hans-Uwe Schröer schon lange. Angefangen hat er Ende der Neunziger bei den Damen des Hasper SV in der 2. Handball-Bundesliga, dann wirkte der Hagener in gleicher Funktion bei den Bundesliga-Damen von Borussia Dortmund und den Drittliga-Herren des VfL Eintracht Hagen. Seit deren Start 2004 sagt Schröer („Mit zwei Jahren habe ich in der Fahrenbecke das erste Basketball-Bundesligaspiel gesehen“) bei den Phoenix-Basketballern an.
Auch Ehefrau Sabine Schröer kann auf 30 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im Basketball bei TSV Hagen 1860, Brandt Hagen und Phoenix Hagen zurückblicken.
Grenzwertig wurde die Belastung im letzten Sommer, als nach dem Ausfall des damaligen Geschäftsführers Peter Brochhagen die Ehrenamtlichen bei der stark vernachlässigten Sponsoren-Akquise einsprangen. Auch der viel kritisierte Aufsichtsrats-Chef Sven Eklöh („Natürlich hat er Fehler gemacht, aber er wird zu Unrecht jetzt wie eine Sau durchs Dorf getrieben“) habe dies mit zeitlich hohem Aufwand getan, wie beide Schröers betonen. „Wir sind häufig mit Sponsoren essen gegangen und haben versucht zu retten, was zu retten ist“, sagt Sabine Schröer, „aber das war ja ein vergeblicher Kampf gegen Windmühlenflügel. Es fehlte die Zeit, alles aufzuarbeiten, was vorher blockiert und liegen gelassen wurde.“
Quasi drei Monate habe Phoenix ohne Geschäftsführer gearbeitet, betont Uwe Schröer, zumal die notwendige Zusammenarbeit zwischen diesem und Geschäftsstellen-Mitarbeitern nicht im erforderlichen Umfang stattgefunden habe. „Die Mitarbeiter haben komplette Merchandising- und Marketing-Konzepte auf den Tisch gelegt, fanden aber sehr häufig keine Unterstützung. Letztlich blieben die notwendigsten Arbeiten dann liegen.“
Spätestens nach der Niederlagenserie zu Saisonbeginn und dem starken Zuschauerrückgang habe sich dann die Ahnung zur Gewissheit entwickelt, dass die Versäumnisse des Sommers zum Bundesliga-Aus führen: „Das war unglaublich frustrierend.“
Wobei der Teammanager als naher Begleiter der Phoenix-Historie die Ursachen dafür weit früher sieht und von einem „lange gewachsenen Problem“ unter früheren Verantwortlichen spricht. „Vom ersten Tag an, als wir die Halle in Hohenlimburg ausgebaut haben, war die Kalkulation für den Einstieg in die Bundesliga viel zu niedrig“, sagt er, es habe ein konkreter Plan gefehlt. Der Aufstieg sei 2009 viel zu früh gekommen, doch er hätte angesichts des Druck aus der Stadt, mit den Mitteln des Kommunalausgleiches die Ischelandhalle auszubauen, irgendwie realisiert werden müssen: „Wir waren gesellschaftspolitisch quasi dazu gezwungen.“
In der Folge seien über Jahre hinweg immer wieder Gelder abgerufen worden, die eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt hätten fließen sollen: „Immer sind Löcher gestopft worden, nie ist in bessere, zukunftssichernde Strukturen investiert worden“, sagt er. Daran sei Phoenix in der Bundesliga letztlich gescheitert.
Verein mit Strukturen neu aufbauen
Für die Zukunft müsse man bei einem Neubeginn daraus lernen. „Die ProA ist das, was wir mit den momentanen Strukturen in Hagen leisten können, Bundesliga nicht“, sagt Uwe Schröer, zunächst müsse man Dinge wie eine adäquate Geschäftsstelle, eine vernünftige Organisationsstruktur oder adäquate Trainingsbedingungen schaffen: „Erst dann können wir vielleicht in drei, vier Jahren darüber nachdenken, wieder in die Bundesliga aufzusteigen.“
Und das abhängig davon, wie sich dort die Rahmenbedingungen entwickelt haben. Mehr Nähe zu den Fans und der Hagener Tradition, weniger Luftschlösser wie eine große Halle - und die Abkehr von nicht nachvollziehbarer Hinterzimmerpolitik dank des neuen Geschäftsführers Patrick Seidel, das sehen die Schröers als Basis für den Neubeginn.
An dem wollen sie tatkräftig mitwirken - und tun es bereits. Wie andere Phoenix-Ehrenamtliche auch. „Mithilfe von Seidel und Martin Erlmann haben wir es geschafft, dass keiner gesagt hat, er hört auf“, freut sich Uwe Schröer über die breite Unterstützung: „Jetzt müssen wir den Verein mit allen Strukturen neu aufbauen. Das wird nicht viel weniger Arbeit als bisher, eine neue Herausforderung.“
Und was ist mit dem Advent 2017? „Klar sitzen wir da wieder in der Halle, ob in Chemnitz oder in Hagen“, ist er überzeugt. Weihnachts-Plätzchen hält ja auch der Einzelhandel vor. . .