Sassari/Hagen. . Eingewöhnungsprobleme kennt er nicht: Nach seinem Wechsel von Phoenix Hagen ist David Bell bei Dinamo Sassari der überragende Mann.

  • Nach seinem Wechsel von Phoenix Hagen ist David Bell bei Dinamo Sassari der überragende Mann.
  • 35-Jähriger erzielt 31 Punkte in der Champions League gegen Ungarn.
  • Hagener Fans wollen ehemaligen Kapitän beim Gastspiel in Ludwigsburg besuchen.

Spätestens beim vierten Dreier war der Fernseh-Kommentator der Basketball Champions League nicht mehr zu halten: „Where does this man come from?“, rief der Reporter von Livebasketball.tv staunend ins Mikro, wo kommt bloß dieser Spieler her. Im Europapokal-Wettbewerb war der Protagonist des Abends zuvor ein unbeschriebenes Blatt, das sollte sich beim internationalen Debüt von David Bell im „Palasport Roberta Serradimigni“ auf Sardinien nachhaltig ändern.

Die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler (MVP) sicherte sich der langjährige Kapitän von Phoenix Hagen auch bei seinem zweiten Auftritt für den italienischen Erstligisten Dinamo Sassari, zum 97:88-Erfolg gegen die Ungarn von Szolnoki Olaj trug Bell erneut knapp ein Drittel der Punkte bei. Was auch von etlichen seiner vielen Fans in Hagen aufmerksam verfolgt wurde, die ihn nun Mitte Januar beim Auftritt in Ludwigsburg besuchen wollen.

Der Blick auf den Statistikbogen spricht schon für sich: 31 Punkte, sechs von neun Dreiern, kein Fehlwurf aus der Nahdistanz (4/4) und von der Freiwurflinie (5/5). Und dazu in 30 Minuten Einsatzzeit noch vier Rebounds und sechs Assists. Sollte es auf Sardinien je Zweifel an Bells kurzfristiger Verpflichtung aus der Hagener Insolvenzmasse gegeben haben, verscheuchte der 35-jährige Amerikaner sie mit seinem Debüt in der Champions League eindrucksvoll.

Schon beim ersten Auftritt an neuer Wirkungsstätte drei Tage zuvor, als er Sassari mit 18 Punkten zum 69:66-Erfolg gegen Trento in der nationalen Eliteklasse geführt hatte, war ihm die MVP-Nominierung sicher. Auch bei der internationalen Premiere - zuletzt hatte Bell in der Saison 2011/12 mit Groningen im Europacup gespielt - eroberte er die Herzen der Tifosi im Sturm. Das Medien-Echo gestaltet sich entsprechend: „Grande Bell“ titelt „La Nuova Sardegna“, von „David Bell Superstar“ sprichtdie „Sardinia Post“. Und die Wortspiele der verzückten Fans reichen von „Bellissimo“ (sehr schön) über „Bel(l)vedere“ (schöne Aussicht) bis zum martialisch angehauchten „Bell bestiale“.

Familie in Montana

Seine bei Phoenix Hagen in mehr als fünf Spielzeiten in Serie produzierten Top-Leistungen wiederholt der erfahrene US-Guard an neuer Wirkungsstätte scheinbar ohne Eingewöhnungsprobleme. „Wahnsinn, zwei solche Spiele in einer Woche. Ich habe David das zugetraut, weil er ein absoluter Profi ist“, sagt Phoenix-Teammanager Uwe Schröer, „aber ich bin schon erstaunt, dass er sofort in dieser Klasse Fuß gefasst hat.“ Gilt doch Italiens SerieA als eine der stärksten Ligen Europas. „Vielleicht wusste David gar nicht, wie gut er ist“, mutmaßt Schröer - und räumt ein, dass er den langjährigen Weggefährten schon jetzt sehr vermisse.

Was vielen Fans in Hagen, für die Bell im weißen Trikot der „Biancoblu“ aus Sardinien ein eher ungewohnter Anblick ist, ähnlich geht. Für den 17. Januar, wenn der ehemalige Phoenix-Kapitän mit Sassari in der Champions League bei den MHP Riesen Ludwigsburg zu Gast ist, wollen deshalb etliche Hagener nach Baden-Württemberg reisen.

„Das wäre cool, dort Phoenix-Fans zu sehen“, bekannte Bell auf WP-Anfrage. Nach dem abrupten Bundesliga-Aus in seiner langjährigen Wahlheimat reiste der 35-Jährige vor zwei Wochen allein an seine neue Arbeitsstelle, Gattin Kirsty und die Kinder Micah und Malya flogen in die USA und feiern bei den Schwiegereltern in Montana Weihnachten. Erst im Februar zieht die Familie nach Italien nach. „Es ist schon eine große Umstellung für mich“, räumt er deshalb ein, „aber jeder hier ist nett zu mir.“ Bell dankt es mit herausragenden Leistungen - und der in Hagen bekannten Bescheidenheit. Natürlich freue er sich über den zweiten MVP-Titel, sagte er, hob indes hervor: „Es war eine große Teamleistung, jeder meiner Kollegen spielte sein Bestes.

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