Hagen. Seit 48 Jahren tanzen Fußballer nach seiner Pfeife. Der 63-jährige Schiri Matthias Bock aus Hagen ist eine lebende Legende, die jetzt geehrt wurde.
Matthias Bock ist eine Schiedsrichter-Legende aus Hagen und aus diesem Grund war der 63-Jährige auch die perfekte Ansetzung fürs Hallenmasters in der Ischelandhalle. Am Samstag trafen zwei Legendenteams aufeinander. Bock war vor allem deswegen das letzte Puzzle-Teil fürs Legendenspiel, denn er hat viele von den Spielern früher vor der Pfeife gehabt.
Für ein (wahrscheinlich letztes) Mal leitete er eine Partie mit alten Bekannten. Ein Spiel, das sich auch für ihn wie ein Klassentreffen angefühlt hat. Zum Abschluss des Hallenmasters folgte dann auch noch seine Ehrung als Schiri-Legende durch seinen Klub TSV Fichte Hagen. Wie hat er das Legendenspiel des Hallenmasters mit so vielen Hagener Fußball-Ikonen erlebt? Und wie erlebt er den Schiri-Alltag als „alter Hase“ im Fußallgeschäft? Über diese Fragen spricht er im Interview.
Wie lange mussten Sie überlegen, ob Sie fürs Legendenspiel beim Hallenmasters zusagen?
Überhaupt nicht lange. Ich habe mich sofort gefreut, als ich angerufen wurde. Ich kannte alle Spieler, die aufgelaufen sind. Ich habe sie früher schon gepfiffen. Und da war das für mich überhaupt keine Frage, dass ich auf jeden Fall dabei sein wollte.
So manche Legende kann auch heute noch viel am Ball: Welchem dieser Spieler haben Sie früher am liebsten beim Kicken zugesehen?
Ich sehe gerne Gaetano Manno und Daniel Berg, die heute noch Altherren bei Hagen 11 spielen. Joseph Laumann sieht man nicht mehr so oft in Hagen. Ich habe mich gefreut, ihn mal wiederzusehen. Einen Ausnahmespieler kann man aber nicht hervorheben. Es sind alles Ausnahmespieler, die im Legendenspiel auf dem Platz standen.
Nach 48 Jahren als Schiri – was braucht man, um so lange an der Pfeife durchzuhalten?
Man lässt viele Nerven, aber ich habe bis heute sehr viel Spaß. Ich habe früher selbst gespielt, aber leider war ich nicht so talentiert. Als Schiri-Assistent habe ich es aber bis in die Regionalliga geschafft. Man muss die Liebe zum Fußball haben und auch ein dickes Fell. Als Schiedsrichter ist mir Kommunikation sehr wichtig. Ich bin einer, der erstmal gerne redet. Man muss nicht sofort mit Strafen reagieren, wenn man die Situation auch so beruhigt kriegt.
Fotostrecke: Das Legendenspiel zum 20-jährigen Jubiläum
Als Schiri oder Assistent, welches war das aufregendste Spiel, das Sie jemals begleitet haben?
Das war im DFB-Pokal, als Alemannia Aachen gegen den VfL Osnabrück spielte, da war ich als Linienrichter im Einsatz. Als ich in der Regionalliga Assistent war, war das gleichzeitig die 3. Liga, weil es noch keine 3. Bundesliga gab. Wenn man da im Einsatz war, dann war das immer etwas Besonderes, weil da eine Menge Tradition drinsteckte. Ich bereue keine Sekunde, die ich auf dem Platz stand.
Im Fußball wird viel über Werte wie Fairplay gesprochen. Auf den heimischen Plätzen kommt es aber immer wieder zu Eskalationen. Wie nehmen Sie das als Schiri wahr?
Ich glaube, dass es ein gesellschaftliches Problem ist. Die Hektik bringen meistens nur zwei bis drei Spieler rein und wenn man hart durchgreifen würde – was manche Vereine machen – dann kriegt man das in den Griff. Das Kreissportgericht versucht da mit Strafen entgegenzuwirken und ich sehe eine positive Tendenz. Die Regeländerung, dass nur noch die Kapitäne mit den Schiris reden dürfen, wird sehr gut angenommen. Man kann das Spiel seitdem besser beruhigen und sowohl Spieler als auch Vereine und Schiedsrichter finden diese Regel sehr gut.
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Hat sich der Fußball diesbezüglich verändert?
Für mich persönlich ist es ruhiger geworden. Wenn mal drei bis vier Wochen nichts passiert, ist das ganz gut. Aber es kommt immer etwas Neues dazu und immer wieder gibt es dann doch mal schlechte Nachrichten. Insgesamt erlebe ich die Situation auf den Plätzen seit dieser Saison aber etwas entspannter. Die jüngsten DFB-Reformen haben gut gefruchtet.
Nun waren die Hallen-Kreismeisterschaften eher ruhig. Wie haben Sie das Turnier erlebt?
Ein Spiel war wohl mit zwei Roten Karten etwas unruhig. Für mich war es das beste Hallenmasters, das ich in den vergangenen 20 Jahren miterlebt habe, weil es einfach so gut organisiert war.
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Was würden Sie jungen Schiris mit auf den Weg geben?
Jeder hat mal einen schlechten Tag. Da muss man durch als Schiri. Man muss durchbeißen und dann schafft man es auch nach oben, wenn man das will. Man muss nur dranbleiben, denn der Job lohnt sich. Man lernt viele Menschen kennen, man ist viel unterwegs und gut vernetzt. Wir haben im Kreis Hagen eine gute Lehrarbeit im Schiedsrichterwesen. Das alles macht es einem leicht.
Wie lange möchten Sie noch pfeifen?
Die 50 Jahre als Schiedsrichter möchte ich gerne noch vollmachen. Ich habe letztens mal nachgezählt und inzwischen 2000 Spiele gepfiffen, 2000 Mal meine Tasche gepackt und mich auf den Weg gemacht. Ich bin also noch nicht fertig.
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„Jeder hat mal einen schlechten Tag. Da muss man durch als Schiri. Man muss durchbeißen und dann schafft man es auch nach oben, wenn man das will. “