Hagen. Mehrere Kreisligisten rüsten am letzten Spieltag des Jahres ordentlich auf. Die Fünf-Tage-Regel bringt manche Trainer zur Weißglut. Was der Fußballkreis dazu sagt.
Die Verstärkung durch Fußballer aus ranghöheren Mannschaften war am letzten Spieltag dieses Kalenderjahres in der Kreisliga A1 das beherrschende Thema. Ohnehin wird in dieser Saison um die Plätze für die eingleisige A-Liga verbissen gekämpft. Und so übten einige Trainer zum Teil massiv Kritik gegen diese Regelung, die es erlaubt, dass Akteure aus den heimischen Bezirks- und Landesligen in der Kreisliga aushelfen können und so möglicherweise für Wettbewerbsverzerrungen sorgen.
So reagiert der Fußballkreis Hagen/EN
Im Zentrum der Kritik steht die Fünf-Tage-Regel. Diese soll verhindern, dass Spieler kurzfristig zwischen Mannschaften wechseln, um sportliche Vorteile zu erzielen. Wer in einer höheren Mannschaft gespielt hat, darf erst nach fünf Tagen wieder in einem niedrigeren Team eingesetzt werden. Die Hauptkritik liegt darin, dass die Regel keine echte Sperrwirkung hat, weil zwischen den Spielen der Akteure, die für mehrere Teams eines Vereins auflaufen, in der Regel sieben Tage liegen. Dietmar Achtert, Staffelleiter der Kreisliga A, erklärt auf Nachfrage dieser Reaktion: „Zwei Akteure unter 23 Jahre und zwei Spieler über 23 oder aber vier Spieler unter 23 Jahre können die Liga wechseln. Nach der anschließenden Sperre von fünf Tagen können sie wieder in beliebigen Klassen spielen.“ Auf die Frage, ob eine mögliche längere Sperre wirksamer wäre, ging der Staffelleiter nicht ein: „Es gibt ja durchaus Nachholspiele in der Woche, dann wäre die Regel greifbar. Wir haben die Vorgaben vom Verband auch hier im Kreis umgesetzt und den Vereinen damit diese Freiheiten gegeben. Die Fußballvereine haben immer weniger Personal und werden stets kleiner. Daraufhin hat auch der Verband Rücksicht genommen.“
Das Verständnis für die derzeitige Regel ist bisweilen gering. So kann Mathias Schneidmüller, Fußball-Abteilungsleiter des TSV Fichte Hagen, nicht nachvollziehen, dass die SpVg. Hagen 11 III am letzten Spieltag des Jahres mit „kompletter Kapelle“ angetreten sei. Die Partie zwischen Fichte und der dritten Elfer-Mannschaft endete 2:2. „Unsere jungen Spieler haben ein tolles Spiel gegen starke Elfer gemacht und den Zwei-Klassen-Unterschied nicht erkennen lassen. Aber am Ende haben wir im Konkurrenzkampf mit Bosna und Boele-Kabel zwei Punkte verloren“, ärgert sich Schneidmüller. „Das ist das Schlimme daran. Und der Gelb-Rot-gesperrte Jan Niklas Jacoby von Hagen 11 sitzt seine Sperre in der Kreisliga ab und kann für die Landesliga sofort wieder eingesetzt werden. Dass die Spieler über die Aufstellung mit entschieden hätten, finde ich einer der dümmsten und schwächsten Ausreden, die ein Verein bringen kann.“
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Fortuna-Hagen-Trainer Yasin Kizilcin zeigte sich besonders empört und schüttelte den Kopf über die verstärkte Mannschaft des Gegners SC Berchum/Garenfeld II. Er nahm bei seiner Beurteilung kein Blatt vor den Mund: „Wenn der Kreisvorstand hier keine Ideen hat, das zu unterbinden, lade ich alle herzlich ein, ihre Posten zu räumen. Der Wettbewerbsgedanke ist hier leider total fehlgeschlagen. Es sind wichtige Punkte, die für das Erreichen der eingleisigen A-Liga am Ende fehlen könnten.“ Fortuna verlor das Spiel mit 2:6.
Staffelleiter Dietmar Achtert sagt auf Nachfrage zur Kritik: „Die allgemeine Kritik habe ich zur Kenntnis genommen. Den Ärger kann ich ja verstehen, aber das wiederholt sich doch jedes Jahr. Wir wollen den Vereinen nichts Böses und müssen uns an die Vorgaben vom Verband halten. Da sind wir gebunden, deshalb ist alles regelgerecht. Bei der schwierigen Terminplanung berücksichtigen wir insbesondere auch die Ferienzeit, müssen die Platzbelegung der Vereine mit ins Boot nehmen und dabei auch bedenken, dass die Frauenmannschaften überkreislich gesehen das Vorrecht haben.“
„Wir wollen den Vereinen nichts Böses und müssen uns an die Vorgaben vom Verband halten.“
Viele Entscheidungen
In dieser Saison könnte es verstärkt zu Entscheidungsspielen kommen – nicht nur im Kampf um den Aufstieg, sondern auch im Rennen um die begehrten Plätze für die eingleisige Kreisliga A (Plätze eins bis acht). Dieses Szenario zieht sich bis in die B-Liga hinunter. In der Hagener A-Liga scheint es zudem nicht ausgeschlossen, dass die Spitzenteams bei Punktgleichheit in zusätzlichen Entscheidungsspielen gegeneinander antreten müssen.
Achtert deutet an, dass er gemeinsam mit seinen Kollegen über terminliche Anpassungen für die Zukunft sprechen möchte. Der Staffelleiter verweist auf eine spezielle Regelung: „Den Vereinen sollte bekannt sein, dass ab dem 1. Mai Spieler der ersten Mannschaft nicht mehr in unteren Ligen eingesetzt werden dürfen – es sei denn, sie haben dort bis zum 30. April bereits gespielt. Von unten nach oben bleibt der Wechsel hingegen weiterhin möglich. Grundsätzlich endet eine Fußball-Saison aber erst immer am 30. Juni.“