Hagen. Die Partnerschaft zwischen den Basketball-Klubs Phoenix Hagen und BG Hagen ist kaum noch mehr als ein Papiervertrag. Wie konnte es dazu kommen?

Was vor 20 Jahren als enge und freundschaftliche Zusammenarbeit begann, ist inzwischen zu einer leeren Formalität geworden: Phoenix Hagen und die BG Hagen haben sich auseinandergelebt. Die Beziehung der beiden Basketballvereine ist in den vergangenen Jahren in die Brüche gegangen; Kooperationspartner sind sie nur noch auf dem Papier. In der Basketballstadt Hagen gibt es nicht wenige Fans, Funktionäre und Förderer, die diese Entwicklung, 20 Jahre nach der Gründung von Phoenix, welche die BG erst möglich machte, bedauerlich finden.

Beide Vereine stehen nach wie vor in Kontakt. Im Frühjahr dieses Jahres gab es intensive Gespräche zwischen Phoenix und der BBA Hagen – der Dachorganisation von BG und SG VFK Boele-Kabel. Ziel war es, die Kräfte im Jugendbereich zu bündeln und eine gemeinsame Mannschaft in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) aufzustellen. Die Verhandlungen waren weit fortgeschritten, doch Phoenix verkündete anschließend, im Jugendbereich weiterhin seinen eigenen Weg beschreiten zu wollen. Der Profiverein erklärte, man wolle sich an den Strukturen anderer hochklassiger ProA- sowie Bundesligavereine orientieren. Der Unterbau, inklusive Farmteam, solle in eigener Hand bleiben.

Phoenix plant mit Farmteam

Das geplante Phoenix-Farmteam, im Grunde eine zweite Mannschaft, war der Grund, warum sich die Vereine zuletzt nochmals zu Gesprächen trafen. Was sich der ProA-Ligist darunter vorstellt? „Es ist der nächste logische Schritt, um den Bundesliga-Kader zu erweitern und Perspektivspielern eine klarere Durchlässigkeit innerhalb des Systems zu ermöglichen“, erklärt Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt auf Anfrage. „Dabei orientiert sich die sportliche Ausrichtung an der Trainings- und Spielphilosophie von Phoenix. Dadurch sind Spieler mit einer Doppel- oder Aushilfslizenz noch enger am Bundesliga-Team und besser auf die ProA vorbereitet.“ Ein Farmteam müsse seine eigenen Saisonziele und auch seine Identität ein Stück weit zugunsten des Bundesligisten anpassen.

„Uns hat die Situation rund um Jamel McAllister darin bestärkt, auf ein Farmteam setzen zu wollen.“

Martin Schmidt
Geschäftsführer von Phoenix Hagen

Bei der BBA hat man mit dieser Maxime Schwierigkeiten. „Aus der ProA-Perspektive ergibt das vielleicht Sinn, aber ich wüsste nicht, wie ich unseren Fans und Sponsoren, aber vor allem unseren Spielern und Trainern, und auch mir selbst erklären könnte, dass wir keine eigenen Saisonziele mehr haben“, sagt BBA-Geschäftsführer Kosta Filippou. „Man stelle sich vor, wir hätten zum Ende der vergangenen Hauptrunde Shawn Scott abgegeben. Was macht das mit den anderen Spielern, die im Juli im Stadion angefangen haben, sich einem gemeinsamen Ziel zu verschreiben und dafür hart zu arbeiten? Ohne Shawn hätten auch unsere jungen Spieler wie Dusan Ilic oder Luis Ohrmann nicht die Chance gehabt, in einem Playoff-Finale der 1. Regionalliga zu spielen.“ Filippou ist der Ansicht: Sich hohe Ziele zu setzen – wie eine Meisterschaft – und die Förderung der heimischen Talente stünden nicht im Gegensatz zueinander.

M. Kleinrensing WP Hagen
Jamel McAllister (am Ball) spielte sowohl für Haspe 70 als auch für Phoenix Hagen eine wichtige Rolle. © WP | Michael Kleinrensing

Wie weit die Philosophien von BBA und Phoenix auseinanderdriften, wird am Beispiel Jamel McAllister deutlich: Der US-Amerikaner stand in der vergangenen Saison vorrangig in Diensten des Regionalligisten und Phoenix-Kooperationspartners SV Haspe 70, wurde nach der Verletzung von Marvin Omuvwie aber in den Phoenix-Kader „befördert“ und half dem ProA-Team bis Saisonende mit guten Leistungen. „Uns hat die Situation rund um Jamel McAllister darin bestärkt, auf ein Farmteam setzen zu wollen“, erklärt Martin Schmidt. „Jamel hat sich nach dem Ausfall von Marvin Omuvwie nahtlos ins Team eingefügt und uns viel gegeben, weil er Mannschaft, Coaches, Systeme bereits kannte. Für ihn und für uns war das eine Erfolgsstory.“

Die BBA um Kosta Filippou entgegnet: Ausländische Profispieler zu verpflichten, die im Falle eines personellen Engpasses der ersten Mannschaft in die Bresche springen, sei nicht der Sinn einer Doppellizenz. Diese Lizenzen seien vielmehr dazu da, talentierte und ehrgeizige Nachwuchsspieler aus der eigenen Region zu fördern, ihnen Perspektiven zu bieten und sie schließlich in den Profibereich zu integrieren. Beispiele aus der Vergangenheit gäbe es genug: Dominik Spohr, Malte Schwarz, Sören Fritze, Jonas Grof, Niklas Geske, Marco Hollersbacher oder Jasper Günther. „Das entspricht unserem Leitbild. Und ich sehe nicht, warum das alles einer potenziellen McAllister-Erfolgs-Kurzgeschichte untergeordnet werden sollte.“ Schmidt unterstreicht auf Nachfrage, dass auch Phoenix talentierte Spieler fördern möchte, „deren klare Perspektive wir in der Bundesliga sehen“. Ob diese Spieler jedoch aus der Region oder von weiter außerhalb kommen, sei „zunächst zweitrangig – die Entwicklung steht im Vordergrund.“

Synergien mit Haspe 70

Während die BBA und Phoenix kaum noch Schnittmengen haben, zeigt sich bei Phoenix und dem SV Haspe 70 ein anderes Bild: Insgesamt vier Doppellizenzspieler sowie personelle Überschneidungen in den Führungsriegen unterstreichen die enge Verbindung. Phoenix hat die Zusammenarbeit mit den Haspern mehrfach öffentlich lobend hervorgehoben. Inhaltlich ist man eng beieinander: So erklärte Phoenix-Cheftrainer Chris Harris in einem Video, das der SV Haspe 70 veröffentlicht hat, dass beide Teams teils gemeinsam trainieren und die gleichen Spielsysteme einüben. Trotz der sportlichen und strukturellen Synergien betonen sowohl Phoenix als auch SV Haspe 70, dass die erste Hasper Mannschaft nicht das Farmteam sei, sondern in erster Linie eigene Ziele verfolge. „Wir sind offen für einen Farmteam-Partner“, sagt Phoenix-Chef Schmidt. „Es könnte auch eine andere Mannschaft werden.“ Fest steht jedenfalls: Die BBA Hagen wird es nicht.