Hagen. Die Jugendkooperation zwischen Phoenix und BBA Hagen war fast fix, doch dann kam alles anders. Bei der BBA ist man „irritiert“. Die Hintergründe.
Darüber, was „das Beste“ für den Hagener Jugendbasketball wäre, hat es in den vergangenen drei Jahren so viele Gespräche gegeben wie je zuvor. Die Protagonisten dieser bisweilen kontroversen Debatte: der Phoenix Hagen e.V. und die Basketball Akademie Hagen (BBA Hagen), die beide U16- sowie U19-Bundesliga-Teams ins Rennen schicken und sich - um es mal drastisch auszudrücken - gegenseitig kannibalisieren. Eine Einigung zwischen beiden Schwergewichten des Jugendbasketballs ist in den letzten Monaten konkret geworden. Auf der Zielgeraden der Kooperationsverhandlungen dann die Kehrtwende: Phoenix Hagen möchte seinen eigenen Weg gehen.
Darüber hat Martin Schmidt, Geschäftsführer der Phoenix-Profiabteilung, den BBA-Geschäftsführer Kosta Filippou vor wenigen Tagen informiert. Die Begründung: Die „Perspektive 2025“, mit der der ProA-Ligist den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga anstrebt, betrachtet man bei Phoenix mehr denn je ganzheitlich - mit einem Unterbau, der nicht nur Teams in der JBBL, NBBL und WNBL (weibliche U18) vorsieht, sondern auch ein Farmteam sowie eine international spielende U14-Mannschaft. „Diesen Weg haben bis auf wenige Ausnahmen alle Profi-Vereine der BBL und ProA eingeschlagen. Uns ist deshalb klar geworden, dass auch wir uns noch breiter aufstellen müssen und dass es für uns das Beste ist, unseren eigenen Weg zu gehen“, erläutert Martin Schmidt. „Das ist nichts gegen die BBA Hagen. Für uns ergibt dieser Weg einfach am meisten Sinn.“
Phoenix will Unterbau stärken
Diese Lösung sei in einer Sitzung zwischen dem Vorstand und der Geschäftsführung des Phoenix Hagen e.V. sowie den Gesellschaftern, der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat der Profiabteilung gemeinsam gefällt worden. Vor allem die Situation rund um Jamel McAllister, der vom Kooperationspartner SV Haspe 70 zunächst ausgeliehen und dann zu Phoenix transferiert wurde, habe den Klubverantwortlichen aufgezeigt: Wir brauchen einen eigenen Unterbau, in dem alle Rädchen ineinander greifen. In der Phoenix-U14, die als „Stadtmannschaft“ an den Start gehen soll, und den jüngeren Jahrgängen sei man weiterhin offen für Kooperationen mit BG Hagen, BB Boele-Kabel und Co.
BBA-Chef Filippou ist überrascht
Die Idee vom eigenen Unterbau inklusive Farmteam ist bei Phoenix Hagen nicht neu, doch vor allem angesichts der jüngsten Einigkeit zwischen BBA und Phoenix, die nur noch zu Papier hätte gebracht werden müssen, ist man bei der BBA nun baff. Von der Rolle rückwärts sei er „völlig überrascht“ und „irritiert“, sagt BBA-Chef Kosta Filippou: „Das Beste für den Hagener Basketball wäre unserer Meinung nach, wenn Phoenix Hagen und die BBA Hagen kooperieren würden - unter einem gemeinsamen und neutralen Dach. Das hat man bei Phoenix auch so gesehen, und deswegen haben wir über die letzten zehn Monate viele produktive Gespräche mit Phoenix geführt, bis wir uns einig waren. Sowohl die sportliche Ausrichtung als auch ein Organigramm hatten wir schon festgelegt.“ Bei der BBA werde man die Entscheidung von Phoenix akzeptieren, „aber für uns alle hätten wir uns natürlich das Gegenteil gewünscht.
Vor „vollendete Tatsachen gestellt“
Eine zentrale Rolle innerhalb eines gemeinschaftlichen BBA/Phoenix-Konstrukts hätte Robin Gieseck gespielt - er war als Sportlicher Leiter der Organisation vorgesehen. Als neutraler Akteur, der bei Phoenix und BG Hagen tief verwurzelt ist und dessen Kompetenzen im Jugendbasketball geschätzt werden, hatte Gieseck in den Kooperationsgesprächen großen Anteil am Konsens. „Eine Kooperation zwischen Phoenix und BBA hätte den Hagener Basketball weit nach vorne gebracht“, ist sich Gieseck sicher. „Dass jetzt im Grunde doch alles so bleiben soll, wie es in den letzten Jahren war, überrascht auch mich. Es ist schade. Hagen ist nicht groß genug für zwei Vereine in der JBBL und NBBL - wir sind nicht Berlin oder München. Daher waren wir uns eigentlich einig, dass wir die Kräfte bündeln müssen.“
Überdies findet Gieseck den Entscheidungsprozess von Phoenix Hagen fragwürdig. Man sei „vor vollendete Tatsachen gestellt“ worden, und auch eine Begründung seitens Phoenix gegen die Kooperation sei ihm noch nicht klar. „Das Konzept eines Farmteams ist sicherlich nicht verkehrt, aber im Prinzip hat das hier ja seit Jahren Bestand über die Kooperationen mit Haspe und BG. Abgesehen davon hat das Farmteam mit dem Vorhaben, im Jugendbereich die Kräfte zu bündeln, gar nichts zu tun. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.“