Herdecke/Wetter. Die Fairplay-Tabelle der Hinrunde zeigt einen klaren Trend: Mannschaften aus Herdecke liegen ganz vorn, Teams aus Wetter eher nicht.

Der erste Rückrunden-Spieltag bestätigte die Eindrücke der Hinrunde: Im Duell der Fußball-Bezirksliga beim FSV Gevelsberg erreichte der FC Wetter zwar ein ehrenwertes 2:2-Remis, doch dabei sah das Team fünf Gelbe Karten und Rot gegen Marcel Tucholski bei dessen Debüt. Es war bereits der siebte Feldverweis in der Saison 2024/2025 für den FC Wetter. In der Fairplay-Tabelle für die Mannschaften aus Wetter und Herdecke ist der klassenhöchste Klub aus dem Ruhrtal damit mit großem Abstand Schlusslicht. Dagegen führt die TSG Herdecke II, die lediglich eine Gelbe Karte pro Spiel kassierte, die Liste an - nicht zum ersten Mal. Zwischen beiden Teams liegen Welten.

Die Fairnesstabelle der Hinrunde 2024/2025 für die Mannschaften aus Herdecke und Wetter. Die TSG Herdecke II führt, der FC Wetter I ist ganz hinten.
Die Fairnesstabelle der Hinrunde 2024/2025 für die Mannschaften aus Herdecke und Wetter. Die TSG Herdecke II führt, der FC Wetter I ist ganz hinten. © Axel Gaiser | Axel Gaiser

Sechs Akteure des FC Wetter sahen Gelb-Rot oder Rot

44 Gelbe Karten, dreimal Gelb-Rot und drei komplette Platzverweise in der Hinrunde der Bezirksliga sechs: Die Einschätzung, dass der FC Wetter die „Bad Boys“ der Fußballer im Ruhrtal stellt, fällt beim Blick auf das Zahlenwerk nicht schwer. Vor Marcel Tucholski sahen bereits Edin Krasnici, Hendrik Göbel und Rezep Nezir die Rote Karte und fehlten länger, gleich zweimal Daniel-Timotei Sandu und Nico Lonscher kassierten Gelb-Rot und waren für jeweils ein Spiel gesperrt. Auch Tim Eickelmann musste nach seiner fünften Gelben Karte einmal aussetzen. „Davon hat er aber nicht eine wegen Foulspiels gesehen“, betont der Sportliche Leiter Achim Heinrichsmeier, „so wie wir insgesamt nicht viele Strafen wegen Fouls bekommen sondern wegen Meckerei.“ Im Fall Eickelmann macht er dabei mildernde Umstände geltend: „Er kriegt als Stürmer auch viel auf die Pinne.“

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Gelb gegen Ruben-David Sandu: Schon in der Vorbereitung, hier im Endspiel des Fritz-Kahl-Gedächtnisturnier des TSV Fichte Hagen gegen SC Obersprockhövel II - sah der FC Wetter viele Karten. In der Fairness-Tabelle liegt der Bezirksligist ganz hinten © Alex Talash | Alex Talash

Schiedsrichter greifen seit „Kapitänsregel“ härter durch

Seitdem die nach der Europameisterschaft eingeführte „Kapitänsregel“ gelte, so Heinrichsmeier, würden die Schiedsrichter auch härter durchgreifen. Und manche Entscheidungen der Unparteiischen seien „lächerlich“. Aber grundsätzlich lasse sich der Blick auf die Strafenstatistik nicht wegdiskutieren. „Wenn wir Karten haben, haben wir Karten, da können wir nicht drüber weinen“, sagt der Sportliche Leiter des FC Wetter. Zumal sein Verein mit der in der Kreisliga B neu gestarteten Reserve - ebenfalls mit fünf Feldverweisen auffällig - auch das Team auf dem drittletzten Rang der Fairness-Tabelle stellt. Lediglich C-Ligist TSG Herdecke III schob sich mit ebenfalls fünfmal Gelb-Rot und Rot dazwischen.

Spitzenreiter sportlich und bei der Fairness: Die TSG Herdecke II um die Trainer Maik Imkamp und Stefan Menn (stehend von links) führt zwei Tabellen an.
Spitzenreiter sportlich und bei der Fairness: Die TSG Herdecke II um die Trainer Maik Imkamp und Stefan Menn (stehend von links) führt zwei Tabellen an. © ka | ka

Drei Teams aus Herdecke kommen ohne Platzverweis aus

Ansonsten gehörten die TSG-Kicker aber eher zu den „Good Guys“ im Ruhrtal, gleich zwei Mannschaften führen die Tabelle an. Und TSG Herdecke I und II gehören mit dem FC Herdecke-Ende III zu den drei Teams, die in der Hinrunde komplett ohne Platzverweis auskamen. Bereits zum dritten Mal führt dabei die von Maik Imkamp und Stefan Menn gecoachte Bleichstein-Reserve das Fairplay-Ranking an. In zwölf Spielen leisteten sich die Herdecker ganze zwölf Gelbe Karten - und führen ganz überraschend nach der Hinrunde auch die Tabelle an.

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„Wir sind immer ganz lieb“, so formuliert es TSG-Trainer Maik Imkamp, der gemeinsam mit Stefan Menn seit vielen Jahren das weitgehend aus dem Jugendjahrgang 2001 und einigen Routiniers zusammensetzte Team betreut. Den Fairplay-Gedanken habe man bei der TSG seit der Jugend implementiert. „Und die Altherren im Team haben Vorbildcharakter“, sagt Imkamp, dort würden die Aktiven regelmäßig auch falsche Schiedsrichter-Entscheidungen zu ihren Ungunsten korrigieren. „Das machen die Alten dann den Jungen vor“, sagt der Trainer: „Das ist nicht immer förderlich fürs Ergebnis, aber so lernen sie fürs Leben.“

TSG Herdecke II ist auch in der B-Liga-Tabelle ganz oben

Dass es in dieser Saison aber auch mit den guten Ergebnissen klappt, nehmen die Herdecker gerne hin. Der Vorjahres-Neunte führt aktuell punktgleich mit der SG/​BW Vorhalle 09/​72 die Tabelle an, erst das jüngste 2:3 im Stadtduell beim FC Herdecke-Ende III war ein Rückschlag. „Eigentlich wollten wir nur irgendwie unter die ersten Sieben kommen, um in der Kreisliga B zu bleiben“, räumt Imkamp ein, dass man vom Höhenflug selbst überrascht ist: „Und wir hatten auch reichlich das Spielglück, das uns jetzt in Ende gefehlt hat.“

Angesichts des großen Kaders von Trainer Frank Henes im Kreisliga-A-Team seien drei Akteure zur Reserve gekommen, ansonsten aber biete man die Equipe der Vorsaison auf. Ob man sich auch in der Rückrunde oben halten könne, sei durchaus zweifelhaft. Eins ist der TSG Herdecke II aber nicht mehr zu nehmen: Platz eins in der Fairplay-Tabelle der Hinrunde für das Ruhrtal.

Fünf Punkte für Rote Karte

Zur Bewertung wurden für die Fairplay-Tabelle Gelbe (1 Punkt), Gelb-Rote (3 Punkte) und Rote Karten (5 Punkte) herangezogen. Angesichts der bestrittenen Spiele der jeweiligen Mannschaft, die sich wegen Team-Rückzügen und Nichtantreten auch in gleichen Ligen durchaus unterscheiden kann, wurde ein Punkte-Quotient ermittelt. 

„Die Altherren im Team haben Vorbildcharakter, sie machen es den Jungen vor. Das ist nicht immer förderlich fürs Ergebnis, aber so lernen sie fürs Leben.“

Maik Imkamp
Trainer TSG Herdecke II