Hagen. Grün-Weiß Emst, SC Concordia und TV Delstern: Seit sechs Jahren sind sie in der HSG ECD Hagen vereint. Nun droht das Ende der Kooperation.

In schwierigen Zeiten wollten drei Hagener Handballvereine 2018 die Kräfte bündeln. Und so wurde aus den Handballabteilungen von DJK Grün-Weiß Emst, TV Delstern und SC Concordia Hagen die Handballspielgemeinschaft ECD Hagen. Das Ziel der Neugründung: Drei angeschlagene Vereine, die nicht nur einen Rückgang aktiver Spieler zu beklagen hatten, sondern auch immer weniger ehrenamtlich tätige Funktionäre in ihren Reihen wussten, wollten künftig all ihre Manpower in eine Wagschale werfen, um dem voranschreitenden Vereinssterben in der heimischen Handballwelt nicht zum Opfer zu fallen.

Doch eben diese gemeinsame Schale droht nun zu zerbrechen: Wie der HSG-Vorsitzende Uwe Wehner den Mitgliedern von ECD Hagen jüngst mitteilte, will er sich bei der im November anstehenden Jahreshauptversammlung von ECD nicht mehr für die Wahl des Vorstandsvorsitzenden aufstellen lassen. Er begründete diese Entscheidung damit, dass er sich in Zukunft ausschließlich auf seine Aufgaben als Vorsitzender der DJK Grün-Weiß Emst, einem der drei Stammvereine, konzentrieren wolle: „Das alleine bedeutet sehr viel Arbeit“, begründet der HSG-Leiter seinen Rückzug.

HSG-Leiter Uwe Wehner (rechts) bei der Vorstellung von Trainer Benedikt Wetzel. Der Vorsitzende von ECD Hagen wird sein Amt im November abgeben.
HSG-Leiter Uwe Wehner (rechts) bei der Vorstellung von Trainer Benedikt Wetzel. Der Vorsitzende von ECD Hagen wird sein Amt im November abgeben. © HSG ECD Hagen | HSG ECD Hagen

Der bisherige Vorsitzende ist außerdem aber auch zu dem Entschluss gekommen, dass die Zusammenarbeit in der HSG auf mehreren Ebenen nicht so funktioniert habe, wie man es sich vorher vorgestellt hat. Die Spielgemeinschaft sei in den vergangenen Jahren nicht so stark zusammengewachsen, wie man es sich erhofft habe, so Wehner.

HSG-Chef Uwe Wehner gibt Vorsitz ab

Was erstmal wie ein gewöhnlicher Führungswechsel anmutet, kann für die HSG nun existenzbedrohlich werden. Denn, sofern sich bis November kein neuer Leiter für die Spielgemeinschaft findet, droht dem Fusionsklub sehr wahrscheinlich die Auflösung. Und wie Wehner berichtet, sieht es aktuell genau danach aus: „Sollte sich bis zur Sitzung am 7. November kein Nachfolger für den HSG-Vorsitz finden lassen, so wäre eine Auflösung der HSG sehr wahrscheinlich die Folge. Denn es müssen neben dem Vorsitzenden noch weitere Vorstandsposten besetzt werden und es sieht momentan nicht danach aus, als würde das ohne Probleme möglich sein.“ Eine Auflösung der HSG sei daher zwar nicht in Stein gemeißelt, aber nach aktuellem Stand das wahrscheinlichste Szenario.

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Doch was würde das Aus der sechs Jahre alten HSG konkret bedeuten? Aktuell verfügt ECD Hagen über drei Herrenmannschaften, eine Damenmannschaft und eine Kooperations-Jugendmannschaft, die gemeinsam mit Spielern der SG TuRa Halden-Herbeck aufläuft. Zudem wird derzeit eine Mini-Mannschaft aufgebaut. Das Startrecht für die ersten beiden Herrenmannschaften (beide Kreisliga) und die verbliebene ECD-Jugend würde Grün-Weiß Emst für sich beanspruchen können.

Das Startrecht der aktuellen Drittvertretung (1. Kreisklasse) würde Concordia zugesprochen werden und dem TV Delstern stünde nach einer möglichen HSG-Auflösung theoretisch das Startrecht der ehemaligen Viertvertretung zu. Da diese Mannschaft aber zum Beginn dieser Saison aufgelöst wurde, müsste der TV Delstern zur neuen Saison eine neue Mannschaft melden, die dann in der 1. Kreisklasse an den Start ginge. Die Zukunft der ECD-Damen ist hingegen ungewiss.

Alle Vereine sammeln jetzt die Kräfte für einen Neuanfang

Aber würden alle drei Handballvereine ein HSG-Aus überhaupt ohne weiteres wegstecken können? In allen drei Stammvereinen blickt man jedenfalls zuversichtlich in die Zukunft und plant aktuell tatsächlich mit einer Auflösung. In Delstern plant man, sofern die HSG tatsächlich aufgelöst würde, eine neue Mannschaft in der 1. Kreisklasse zu melden. Grün-Weiß Emst beabsichtigt, mit der ersten Herren-Mannschaften in der Kreisliga an den Start zu gehen und mit der Zweitvertretung in der Kreisklasse.

Und beim SC Concordia Hagen bereitet man sich ebenfalls auf eine neue Saion außerhalb der HSG vor. Die Gespräche unter den Mitgliedern laufen, wie der Spieler und Ehrenamtler Daniel Bolte aus dem Concordia-Umfeld berichtet. Konkretes könne man aber nicht sagen. Ähnlich sieht das beim TV Delstern aus. „Ich fände es schade, wenn sich die HSG tatsächlich auflösen sollte“, sagt Fabian Nockemann, Vize-HSG-Chef und Vorsitzender des TV Delstern: „Aber natürlich kann man dagegen nichts machen, weil es niemanden gibt, der den Posten übernehmen möchte.“

Aktuell gibt es sie noch, die HSG ECD Hagen und die finale Entscheidung über die Zukunft wird im Fusionsklub erst am 7. November getroffen. Sicher ist eine Auflösung der HSG nicht, aber eines steht fest: Für die drei Handballvereine stehen die Zeichen eindeutig auf Abschied.

„Sollte sich bis zur Sitzung am 7. November kein Nachfolger für den HSG-Vorsitz finden lassen, so wäre eine Auflösung der HSG sehr wahrscheinlich die Folge. “

Uwe Wehner,
Vorsitzender der HSG ECD Hagen und Klubchef von DJK Grün-Weiß Emst