Hagen. Ralph Hounnou ist einer der Neuen bei Phoenix Hagen. Auf dem Parkett liebt er Emotionen. Warum er für Gegner eine echte Nervensäge sein kann.
Wie er so zur Tür hereinkommt zum Interview wirkt er eher etwas zurückhaltend, fast schon schüchtern. Die blond gefärbten Dread-Locks unter der Basecap sortiert, dunkler Parka. Ralph Hounnou scheint auf den ersten Blick nicht wie jemand, der andere nerven will oder ihnen gar Respekt einflößen möchte.
Doch genau darin sieht der 1,92 Meter große Guard, der seit Saisonbeginn für Phoenix Hagen spielt, seine Rolle: „Die Defensive war schon immer meine Stärke“, sagt er. „Es kann ruhig der beste Spieler vom Gegner kommen, und er wird einen sehr schweren Tag gegen mich haben. Er soll einfach keinen Bock mehr haben, gegen Ralph Hounnou zu spielen.“
Und genau darum hat Phoenix den 22-Jährigen auch verpflichtet. Er soll durchaus eine Entwicklung nehmen, wie in den letzten beiden Jahren Kristofer Krause. Gefürchtet beim Gegner und ein absoluter Teamspieler, der alles für den Erfolg der Mannschaft gibt.
Ralph Hounnou: Zur Person
Geburtstag: 16. Januar 2002
Größe: 1,92 Meter
Gewicht: 87 Kilo
Bisherige Vereine: MTSV Schwabing, Riesen Ludwigsburg, Telekom Baskets Bonn, Dragons Rhöndorf, Mitteldeutscher BC.
Dabei kann er, dieser Ralph Hounnou, auch Emotion. Schon im ersten Pflichtspiel im Pokal gegen das Erstligateam aus Göttingen hat er das Publikum in der Ischelandhalle immer wieder zum Support animiert. „Die Atmosphäre in der ,Ische‘ hat mich sofort mitgenommen. Wie die Fans uns anfeuern, hat mich direkt angesteckt“, so seine ersten Eindrücke. „Ich bin vielleicht privat eher ein wenig zurückhaltender. Aber auf dem Feld bin ich ein energetischer Mensch.“
„„Es kann ruhig der beste Spieler vom Gegner kommen, und er wird einen sehr schweren Tag gegen mich haben. Er soll einfach keinen Bock mehr haben, gegen Ralph Hounnou zu spielen.“
Schon viel herumgekommen
Ralph Hounnou ist mit seinen 22 Jahren schon viel rumgekommen in Basketball-Deutschland. Aufgewachsen in Berlin hat er in seinen letzten Jahren als Jugendspieler für den MBC Weißenfels gespielt. Über die Stationen München, Ludwigsburg, Bonn kam er schließlich nach Weißenfels zurück, wo er es auf 27 Einsätze in der 1. Basketball-Bundesliga (BBL) brachte.
„Insgesamt hatte ich beim MBC aber nicht so viel Spielzeit, wie erhofft. Ich wollte unbedingt mehr spielen und auch wieder mehr Spaß am Basketball haben“, erklärt seinen Wechsel aus der BBL in die zweite Liga Pro A. Phoenix-Coach Chris Harris hatte das junge Energiebündel längst auf dem Schirm, und als dann im Sommer ein Nachfolger für den nach Jena abgewanderten Krause gesucht wurde, war Hounnou erste Wahl.
Gallig und athletisch
„Er passt mit seiner Galligkeit und Athletik gut in unser Team“, ist Harris angetan von seinen Fähigkeiten.
„Ich hatte gute Gespräche mit Chris, und er hat wohl auch Potenzial bei mir erkannt, das dem Team weiterhilft. So habe ich den Wechsel in die Pro A gewählt“, sagt Hounnou. Auch wenn das damit verbunden ist, dass die Entfernung zu Freundin Claire wieder größer geworden ist. Sie studiert in Berlin, arbeitet als DJ und macht Musik. „Sie kommt aber mal aus Berlin rüber und unterstützt mich hier. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.“ Wann immer es zeitlich passt, fährt Ralph in die Bundeshauptstadt, wo er noch immer viele soziale Kontakte hat.
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Angetan von der Natur um Hagen
Soziale Kontakte hat ein offener Typ wie Ralph Hounnou auch als Fremder in einer fremden Stadt wie Hagen. „Ich kannte Hagen und auch den Verein Phoenix vorher nicht“, räumt er ein. „Die Stadt gefällt mir gut, vor allem mit der Natur ringsherum, das habe ich so vorher noch nicht gehabt“, so sein erstes Urteil nach gut zwei Monaten an der Volme , „der Verein ist mega, die Mitarbeiter und Kollegen - alles bestens. Ich fühle mich wohl hier.“
Im Sommer fährt Ralph gern Fahrrad durch die Natur, außerdem ist er kunstinteressiert und liest viel. Vor allem auch über Benin, das afrikanische Land, in dem er geboren wurde, ehe er im Alter von sechs Monaten mit seinen Eltern nach Deutschland zog. Inzwischen hat er die deutsche Staatsbürgerschaft. „Im letzten Sommer war ich im Benin, wo ich immer noch Verwandte habe. Unter anderem einen Onkel, der als Wissenschaftler auch hier in Europa Vorträge hält und mich demnächst wohl auch besucht.“ Auch im kommenden Sommer will er wieder nach Benin reisen und dort vielleicht seinen Einstand in der Nationalmannschaft des Landes feiern.
„Das wird eine geile Partie“
Soweit die Zukunft, die Gegenwart heißt Phoenix Hagen. Und da steht das Heimspiel gegen die Lions aus Karlsruhe am Samstag in der Ischelandhalle an. „Das wird eine geile Partie“, schwärmt er schon mal vorab, „wir sind hungrig, weil die uns in den Play-Offs rausgekickt haben.“
Die Löwen sind als 13. der Tabelle noch nicht so in Topform, haben aber im Mai am Ischeland gezeigt, zu was sie fähig sind. Samstag, 19 Uhr, geht es los am Ischeland. Und es dürften wieder viele Emotionen im Spiel sein.