Herdecke. Mit dem Kronen Cup stieg Trainer Philipp Kersthold bei der HSG Herdecke/Ende richtig ein. Das will er ändern, so sind seine Ziele.

Nach seinem Urlaub stieg Philipp Kersthold direkt mit dem ersten Härtetest in der Saisonvorbereitung als Trainer bei Handball-Verbandsligist HSG Herdecke/Ende ein. Beim Kronen Cup in Dortmund siegten die Herdecker zunächst am ersten Turniertag gegen den klassenhöheren Gastgeber Westfalia Hombruch (13:10), Borussia Höchsten (11:7) und ATV Dorstfeld (20:7), als Gruppensieger musste man sich dann am zweiten Tag in der Hauptrunde gegen den Regionalligisten TuS Bommern (4:11) und den Klassenrivalen ASC Dortmund (7:11) geschlagen geben, während man TUSEM Essen II - ebenfalls Regionalligist - ein 10:10-Remis abzwang. Die Lokalredaktion sprach danach mit dem neuen HSG-Coach (53), der vom TuS Linscheid-Heedfeld gekommen ist, über die Vorbereitung, das neue Team und die Saisonziele.

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Hallo Herr Kersthold, der Kronen-Cup war nach viel Training jenseits der Halle und zwei gewonnen Testspielen gegen Oberligisten der erste Härtetest für Ihre neue Mannschaft. Wie ist er aus Ihrer Sicht gelaufen?

Philipp Kersthold: Der Samstag war herausragend, das hat die Mannschaft fast in Bestbesetzung hervorragend gemacht, sehr bissig gespielt. Die Ergebnisse sind in dieser Phase ja zweitrangig, aber immerhin haben wir zum zweiten Mal gegen Oberligist Hombruch gewonnen. Der zweite Tag war dann nicht so erfolgreich. Aber mit Dominik Spannekrebs und Niklas Rust haben wir auch zwei Leistungsträger im Rückraum geschont, weil sie muskuläre Probleme in Wade beziehungsweise Oberschenkel hatten. Und dann hat sich noch Andre Jung verletzt und droht mittelfristig auszufallen. Und wenn drei Rückraumspieler fehlen, dann kompensierst du das nicht einfach so. Teilweise haben wir mit zwei Außen auf den Halbpositionen gespielt, damit flößt du einem Regionalligisten ja keine Angst ein. Immerhin haben wir noch ein Remis gegen Essen geschafft.

Andre Jung /links) droht bei der HSG Herdecke/Ende länger auszufallen.
Andre Jung /links) droht bei der HSG Herdecke/Ende länger auszufallen. © Meinolf Wagner | Meinolf Wagner

Im Tor stand kein Stammtorhüter, da alle wegen Urlaub oder Verletzung verhindert waren, sondern Mattis Weigt aus der A-Jugend. Wie hat er sich geschlagen?

Er brauchte ein bisschen, um sich an das Spiel zu gewöhnen, aber dann hat er es sehr gut gemacht. Er hat ja das gesamte Turnier durchgespielt - und war danach stolz wie Oskar. Da reift ein hervorragender Torhüter heran, für einen A-Jugendlichen ist er schon sehr weit.

Mit diesem Team trat Verbandsligist HSG Herdecke/Ende beim Kronencup in Dortmund an.
Mit diesem Team trat Verbandsligist HSG Herdecke/Ende beim Kronencup in Dortmund an. © Verein | Verein

Erst seit letzter Woche kann das Team in der Bleichsteinhalle trainieren. Wie geht es jetzt weiter?

Ja, wir haben nur eineinhalb Wochen vor den Sommerferien schon als Team in der Halle trainiert, das diente mehr dem Kennenlernen. Dann war die Halle drei Wochen zu, wir haben viel Kraft und Kraftausdauer gemacht, aufgelockert durch Events bei den Highland Games in Ennepetal, Wasserball oder Beachhandball. Jetzt arbeiten wir in der Halle daran, das bestehende Herdecker Spielkonzept mit dem zu ergänzen, was Quentin Münch und vor allem ich uns überlegt haben.

HSG soll besser in der Abwehr stehen

Die Mannschaft ist ja bis auf Münch zusammen geblieben, zudem noch mit Rückkehrer Dominik Spannekrebs (Ahlener SG), Matthis Kloppenburg (OSC Dortmund) und Yannis Grasediek (Studium in Spanien) nicht unerheblich verstärkt worden. Wie soll denn die „neue“ HSG spielen?

Sehr schnell war die Mannschaft ja schon in den letzten Jahren, manchmal vielleicht zu schnell. Jetzt soll sie zum richtigen Zeitpunkt auch mal die Bremse ziehen können, daran arbeiten wir. Von den Gegenstößen wollen wir bei Bedarf direkt ins druckvolle Angriffsspiel übergehen können. Und die Abwehrarbeit wollen wir verbessern, mit Dominik und Yannis haben wir ja zwei sehr erfahrene und gute Abwehrspieler dazubekommen. Sie können sehr gut in der 6:0-Deckung agieren, auch wenn wir natürlich weiter offensiv decken wollen.

Gerade mit Spannekrebs, der aus der 3. Liga kommt, aber auch mit den anderen Zugängen hat sich die HSG nominell verstärkt. Kommt man als Vorjehres-Zweiter da um eine Favoritenrolle herum?

Jede Mannschaft in der Liga würde ja mit der Zunge schnalzen, wenn sie einen Spieler wie Dominik hätte, natürlich ist er eine Verstärkung. Verbandsliga ist nicht 3. Liga, aber seine Rolle hat ,Dodo‘ gut angenommen, er sieht sich hier nicht als Alleinunterhalter. Und wenn du im letzten Jahr Zweiter warst und solche Verstärkungen hat, musst du mit der Favoritenrolle leben. Und wer als Favorit in die Saison geht, will auch aufsteigen. Aber man muss die Neuen auch erstmal integrieren, die Spieler müssen gesund bleiben, es kommen andere, eventuell starke Mannschaften dazu. Es würde nicht das Konzept des Herdecker Handballs beenden, wenn wir nicht aufsteigen sollten. Aber wir arbeiten darauf hin.

Parallelen zur Zeit in Gevelsberg

Nachdem sie früher bei der HSG Gevelsberg Silschede bis zur Verbandsliga gecoacht haben, waren Sie zuletzt in der Kreisliga in Linscheid. Was hat Sie motiviert, nun den arbeitsintensiveren und aufwändigen Job in Herdecke zu übernehmen?

In den letzten acht, neun Jahren habe ich im Handball familiär bedingt nur kleinere Dinge mit wenig Aufwand gemacht. Jetzt habe ich wieder mehr Zeit und war sofort interessiert, als der Herdecker Sportliche Leiter Andre Trenkelbach mich gefragt hat. Parallelen zu meiner Gevelsberger Zeit sind da, mit einem familiär geführten Verein - das sind ja alles Herdecker Jungs - und viel Tempospiel. Es ist mehr Aufwand, aber mit Quentin Münch habe ich einen hervorragenden Co-Trainer und mit Werner Kreft noch einen Torwarttrainer, die mir viel abnehmen. Gerade Quentin und ich ticken trotz des Altersunterschieds sehr ähnlich.

Sechs Jahre in Gevelsberg

Die erste Trainerstation von Philipp Kersthold war in Wetter, als Co-Trainer der HSG Wetter/Grundschöttel. Dann ging es 2005 zur HSG Gevelsberg/Silschede, dort stand er bis 2011 an der Seitenlinie und war für das Team verantwortlich, das 2008 die Meisterschaft in der Landesliga errang und in die Verbandsliga aufstieg. Danach coachte Kersthold die TG Voerde, den TV Hasperbach und im Anschluss die dritte Mannschaft der SG Schalksmühle/Halver Dragons. Nach einer längeren Pause stieg er im Sommer 2022 beim TuS Linscheid-Heedfeld ein. Der 53-Jährige hat keinen weiten Weg nach Herdecke, da er in Ennepetal-Voerde wohnt.

Wie geht es bis zum Saisonstart am 1. September gegen den ASC Dortmund weiter?

Es geht jetzt darum, nicht zu überdrehen, aber in Spielen das zu erarbeiten, was wir eingeübt haben. Am Wochenende folgt ein zweitägiges Trainingslager in der Bleichsteinhalle und Spielen bei Westfalia Herne und gegen unsere eigene zweite Mannschaft. Am Wochenende darauf spielen wir bei RE Schwelm und beim Turnier der TG Voerde, am 28. August dann nochmal gegen Voerde in der Bleichsteinhalle. So viel Zeit bis zum Saisonstart ist ja gar nicht mehr.