Herdecke. Der Nachwuchs eines Kreisliga-Klub im deutschen Handball-Endspiel, das war 1994 Realität. Wie der TuS Ende ganz nah am Titel war:

30 Jahre später ist es kaum vorstellbar, d0ch im Frühsommer 1994 schrieben Handballer aus Herdecke bundesweit Schlagzeilen. Nicht nur die Asse der TSG Handball Herdecke um Trainer Heiner Möller, die am 31. Mai erstmals in die 2. Bundesliga aufstiegen und sich vor kurzem erstmals wieder trafen, im Monat danach sorgte ein Jugendteam des TuS Ende für eine noch größere Sensation: Die B-Jugend des Vereins erreichte das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, verlor erst dort knapp gegen den Nachwuchs des Bundesligisten SC Magdeburg. „Ein herausragendes Erlebnis, das war etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Werner Kreft, der damals zum dreiköpfigen Trainerstab um Martin Hurek und Dietmar Wildförder gehörte und heute als Klubvize der HSG Herdecke/Ende - Spielgemeinschaft von TSG und Ende - fungiert: „Damals reichte es, eine Ansammlung von Talenten zu haben, um so weit zu kommen. Das wäre heute undenkbar, wo schon die Jugend auf Profi-Niveau in Handball-Internaten trainiert.“

Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg © WP-Archiv Peter Pickel | WP-Archiv Peter Pickel
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg: Marc Rode enttäuscht.
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg: Marc Rode enttäuscht. © WP-Archiv Peter Pickel | WP-Archiv Peter Pickel
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek (Foto) deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek (Foto) deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg © WP-Archiv Peter Pickel | WP-Archiv Peter Pickel
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek (Foto) deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek (Foto) deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg © WP-Archiv Peter Pickel | WP-Archiv Peter Pickel
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek (Foto) deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg
Im Juni 1994 wurde die B-Jugend des TuS Ende um Trainer Martin Hurek (Foto) deutscher Vizemeister, unterlag erst im Finale in zwei Spielen gegen den SC Magdeburg © WP-Archiv Peter Pickel | WP-Archiv Peter Pickel

Über zehn Jahre hatte der TuS Ende einen ganz besonderen Handball-Jahrgang - fast alle waren im Jahr 1977 geboren - ausgebildet, der kontinuierlich über Jahre hinweg gute Leistungen zeigte und viele Erfolge feierte. Fast jedes Jahr holte man die Kreismeisterschaft, als C-Jugend wurden Kapitän Marc Rode und seine Teamkollegen in der Saison 1991/92 Bezirks- und Westfalenmeister, in der B-Jugend ging es dann in der Spielzeit 1993/94 noch zwei Schritte weiter. Bezirksmeister wurde der TuS Ende erneut ganz souverän, wie sich Kreft erinnert: „Dann begann eine ganze Reihe von K.o.-Spielen und es fing an, interessant zu werden.“ Um die westdeutsche Meisterschaft spielte man zunächst gegen TuSEM Essen, überraschte nach dem Remis daheim mit einem 24:14-Sieg in Essen. Kreft: „Da hat eine neue Taktik gezündet. Und TuSEM-Chef Klaus Schorn hat danach den Trainer entlassen.“ Gegen den VfL Gummersbach siegten die Ender ebenfalls nach Hinspiel-Remis im Rückspiel und waren westdeutscher Meister. „Die Mannschaft ist Runde für Runde gewachsen“, denkt Kreft zurück.

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Das galt auch für das deutsche Halbfinale gegen die HG Norderstedt, in dem die Ender nach dem 15:18 um Hinspiel vor dem Ausscheiden standen. Doch erneut beherzten sie das Motto von Trainer Martin Hurek - „Immer eine Schüppe drauflegen“ - und schafften mit einem 16:11-Coup den Einzug ins Finale. Was aus Sicht von Kreft, der die Torhüter trainierte, besonders an Keeper Tobias Lökenhoff an. „Bei nur elf Gegentreffern hat er eine sensationelle Leistung abgeliefert.“ Während Schütze Mirco Naber es schon ins Jugend-Nationalteam geschafft hatten, wurden auch Lökenhoff und Rode nach dem ersten Endspiel von Jugendbundestrainer Hartmut Krüger eingeladen. Denn nach dem Finalhinspiel beim SC Magdeburg, das die jungen Herdecker nur mit 12:13 verloren, hatten sie noch alle Hoffnungen auf den ganz großen Meistercoup. „In Magdeburg ist meine Mannschaft erstmals auf ein richtig hartes Deckungsspiel getroffen“, sagte Martin Hurek damals: „Wir versuchen Handball zu spielen, Magdeburg erkämpft sich alles.“

Die B-Jugend des TuS Ende 1994: Zur Mannschaft gehören Marc Rode, Ingo Brebach, Jan Kappenstein, Heiko Marek, Rayk Bytow, Trainer Werner Kreft (hinten von links), Jürgen Blaszczyk (Jugendleiter), Mirko Naber, Markus Born, Björn Gebehenne, Heiko Pothmann, Martin Hurek (Trainer), Dietmar Wildförster (Trainer, Mitte von links), Mattias Bauer, Michael Ryll, Christian Fege, Tobias Lökenhoff, Mathias Zankl, Olav Schöneis, Thorsten Blaszczyk und Marcell Van den Bergen (vorne von links)
Die B-Jugend des TuS Ende 1994: Zur Mannschaft gehören Marc Rode, Ingo Brebach, Jan Kappenstein, Heiko Marek, Rayk Bytow, Trainer Werner Kreft (hinten von links), Jürgen Blaszczyk (Jugendleiter), Mirko Naber, Markus Born, Björn Gebehenne, Heiko Pothmann, Martin Hurek (Trainer), Dietmar Wildförster (Trainer, Mitte von links), Mattias Bauer, Michael Ryll, Christian Fege, Tobias Lökenhoff, Mathias Zankl, Olav Schöneis, Thorsten Blaszczyk und Marcell Van den Bergen (vorne von links) © TuS Ende | Tus Ende

„Damals reichte es, eine Ansammlung von Talenten zu haben, um so weit zu kommen. Das wäre heute undenkbar, wo schon die Jugend auf Profi-Niveau in Handball-Internaten trainiert.“

Werner Kreft
1994 im Trainerteam des TuS Ende

Das bewiesen die Magdeburger um Spielmacher Maik Machulla, später Nationalspieler und bis vor einem Jahr Trainer beim deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt, am 18. Juni 1994 im Finalrückspiel nachdrücklich. Mit einer Bigband und 600 Zuschauern mit Pauken und Trompeten in der Sporthalle Kirchende hatte der TuS Ende Final-Atmosphäre geschaffen, die Spieler aber ließen sich von ihrer Nervosität (Rode: „Das Kribbeln nach dem Hinspiel blieb die ganze Woche“) und der Magdeburger Härte einschüchtern, hatten bei der 16:20-Niederlage keine Chance. „Magdeburg war uns taktisch und individuell klar überlegen“, musste Martin Hurek eingestehen: „Auch die Vizemeisterschaft ist ein Riesending.“ Und er zeigte sich überzeugt: „In der Mannschaft steckt Potential für Höheres.“

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In der A-Jugend blieb das Erfolgsteam noch zusammen, schied aber in den K.o.-Spielen um die Westfalenmeisterschaft aus. „Da sind wir in der ersten Runde in Lemgo rausgepfiffen worden, da hatten wir keine Chance“, erinnert sich Kreft. Danach zerstreuten sich die Talente in alle Winde, der wurfstarke Rückraumspieler Mirko Naber etwa brachte es zum Profi, spielte in der Bundesliga für VfL Gummersbach, TV Großwallstadt und HSG Wetzlar, ist heute Fitnesstrainer in München. Auch Marc Rode spielte höherklassig in der Region, trainierte zuletzt den TuS Volmetal in der 3. Liga. „Am längsten im Profibereich hat aber der 13. Mann von zwölf gespielt“ verweist Kreft auf Defensivspezialist Matthias Bauer, der in der Herdecker Jugend nur Ersatzspieler war, später aber sieben Jahre beim TSV Altenholz in der 2. Bundesliga spielte. Der TuS Ende dagegen, mit den Herren in der Kreisliga, hatte nichts mehr von seinem tollen Jahrgang. Kreft: „Der Verein hat es versäumt, die Spieler aus der zweiten Reihe im Windschatten der Top-Talente zu halten.“ Eine deutsche Vizemeisterschaft in den Klub-Annalen dagegen bleibt.

Matthias Bauer aus der Jugend des TuS Ende spielte in der 2. Bundesliga beim TSV Altenholz.
Matthias Bauer aus der Jugend des TuS Ende spielte in der 2. Bundesliga beim TSV Altenholz. © IMAGO/pmk | IMAGO/pmk

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