Herdecke/Grindsted. Ein ungewöhnlicher Einsatz! Wie zwei Altherren-Fußballer des FC Herdecke-Ende beim Masters in Dänemark für eine tamilische Auswahl antraten:
Die Nationalhymnen erklangen, die Teams spielten in den Auswahlfarben von Dänemark, Norwegen, Italien und England. Und im Schwarz-Weiß Deutschlands, denn beim „International Tamil Football Masters“ trat im dänischen Grindsted erstmals auch ein Team der GTMFA - der „German Tamil Masters Football Association“ - an. Mit in Deutschland lebenden tamilischen Auswahlspielern, die sich zuvor am Herdecker Kalkheck vorbereitet hatten. Und zwei Altherren-Kicker des FC Herdecke-Ende spielten dabei eine zentrale Rolle.
Auf dem Mannschafts-Foto ist Cengiz Balci einfach zu erkennen, durch die helle Hautfarbe setzt er sich von den Teamkollegen ab. „Ich war nicht nur der einzige Nicht-Tamile in der deutschen Mannschaft, sondern - glaube ich - auch der einzige bei dem gesamten Turnier“, sagt der Spieler und Trainer des FC Herdecke-Ende, der von seinem ersten „internationalen“ Einsatz ganz begeistert war. „Das war eine Super-Veranstaltung mit tollen Aktionen“, schwärmte er von den Wettkämpfen ebenso wie von der Eröffnungsfeier mit den Nationalhymnen - der fünf Teams und der tamilischen -, von Organisation und Gala-Dinner zum Abschluss.
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Dass beim dritten Turnier der im Ausland lebenden Mitglieder der vorderindischen Volksgruppe erstmals eine deutsche Auswahl gestellt wurde, lag maßgeblich an Balcis Ender Mitspieler Yogeswaran „Joe“ Kanagaratnam. Er war beim zweiten Masters in Norwegen für Dänemark, hier ist sein Bruder Spielertrainer, aufgelaufen, stellte nun dank seiner seine tamilischen Kontakte in Deutschland eine Auswahl zusammen. Unterstützt vom Ennepetaler Viji Vijayakumaren, der als Trainer fungierte. Schnell fanden sich Tamilen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg, die Lust auf dieses Abenteuer hatten. Und da in diesem Jahr auch zwei Nicht-Tamilen pro Team mitspielen durften, sprach Kanagaratnam seinen langjährigen Freund und Teamkollegen Balci an. „Ich kann im Tor und im Feld spielen, bin über 50 und passte perfekt ins Profil“, weiß dieser. Denn besonders an diesem Turnier ist die Altersbeschränkung: Alle Spieler müssen älter als 40 Jahre sein, und stets müssen mindestens drei aus der Altersgruppe Ü50 auf dem Feld stehen.
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Auf das Treffen der internationalen tamilischen Fußballer bereitete sich die aus dem gesamten Land stammende deutsche Auswahl zentral vor, bei Organisator „Joe“ Kanagaratnam in Herdecke-Ende. Auf der Anlage am Kalkheck traf man sich ab Mai an mehreren Sonntagen, während nebenan das Bezirksliga-Team des FC um den Klassenerhalt kämpfte. Und reiste gemeinsam nach dieser kurzen Vorbereitungsphase mit 20 Spielern und Betreuern nach Dänemark. „Da waren andere Nationen natürlich eingespielter“, weiß Cengiz Balci, „die englischen Tamilen kommen alle aus London, die Italiener wohnen in Mailand. Unsere Mannschaft verteilt sich dagegen über das ganze Land.“
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Training am Kalkheck
Dem musste die deutsche Auswahl im Turnier bei etwas zu hohen Temperaturen und einer Spielzeit von 2x35 Minuten Tribut zollen. Beim Auftakt gegen Italien vergab man sehr gute Torchancen fahrlässig, der eingespieltere Gegner nutzte dies konsequent zum 3:0 (2:0)-Sieg. Und danach, durch leichte Verletzungen geschwächt, lief es gegen England nicht anders. Die überlegenen Deutschen trafen Latte und Pfosten, die Engländer siegten nach 3:0-Pausenführung mit 5:1. Am nächsten Tag sollte es gegen das heimische dänische Team und Kanagaratnams Bruder dann endlich den ersten Sieg geben. Hoch motiviert nutzten die Deutschen nun die Torchancen zur 3:1-Pausenführung., doch sie wurden nervöser und mussten den 3:3-Ausgleich hinnehmen. Eine vereitelte Großchance der Dänen war dann der Wachmacher, nun sorgten Lambo und Arista für das entscheidende 5:3. Und es gab noch ein historisches Tor: Cengiz Balci, wechselnd im Tor und im Feld eingesetzt, erzielte mit schönem Flugkopfball zum finalen 6:3 das erste Tor eines Nicht-Tamilen.
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Dass man aufgrund weiterer Verletzungen zum letzten Spiel gegen Norwegen dann nicht mehr antreten konnte, trübte die Stimmung nicht. Zumal bei der Siegerehrung beim Gala-Dinner alle Spieler Pokale erhielten, ehe die Party begann. „Das war ein tolles Erlebnis“, sagte Cengiz Balci, der nun auch 2024 beim vierten Masters, dann in England, mitspielen will. Dann soll das deutsche Team besser vorbereitet sein. Nach den Ferien wird sich das Team noch einmal in Herdecke treffen, mit dem Vorstand des FC Herdecke-Ende weitere Trainingsmöglichkeiten am Kalkheck sondieren. Und langfristiges Ziel ist es, das Turnier der tamilischen Fußballer auch in Deutschland auszutragen, gern in Westfalen. Balci: „Vielleicht klappt das ja in Kaiserau.“