Herdecke. War das Rassismus gegen den Schiedsrichter? Lange gesperrt wird ein Herdecker Jugendspieler wegen Bedrohung und grober Unsportlichkeit.
Der Fall gegen Ende der abgelaufenen Saison ist ungewöhnlich, auch wenn Rassismus auf Fußballplätzen immer häufiger zur unschönen Begleiterscheinung wird. Ungewöhnlich deshalb, weil gegen einen A-Jugendspieler des FC Herdecke-Ende wegen „Verdachts des Rassismus gegen den Schiedsrichter“ verhandelt wurde. Letztlich entschied das Verbandsjugendsportgericht, den Akteur wegen Bedrohung des Schiedsrichters und besonders grob unsportlichem Verhalten für insgesamt drei Monate zu sperren. „Damit ist er noch milde davongekommen“, sagte Peter Mann, Vorsitzender des Kreissportgerichts im Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr: „Aber drei Monate Sperre für einen Jugendlichen sind auch schon eine Hausnummer.“
Kreissportgericht darf nicht bei Rassismus verhandeln
Anlass der Sportgerichtsverfahren war das A-Jugend-Kreisligaspiel zwischen dem FC Herdecke-Ende und dem TuS Ennepetal II vom 25. Mai (2:6), in dem ein Spieler der Gastgeber in der 79. Minute die Rote Karte sah. Staffelleiter Michael Persch sperrte den FC-Akteur zunächst vorläufig, übergab aufgrund der Eintragungen des Schiedsrichters im Spielbericht und der Schilderungen im beigefügten Sonderbericht den Fall an das Kreisjugendsportgericht. Dort wiederum beschloss Sportrichter Peter Mann (TSV Ihmert) im schriftlichen Verfahren als Einzelrichter, den Fall an das sachlich zuständige Verbandsjugendsportgericht zu verweisen. Eben wegen des Verdachts des Rassismus gegen den Schiedsrichter. Und erklärte auf Anfrage: „Alles, was mit Rassismus zu tun hat, darf nicht vom Kreisjugendsportgericht verhandelt werden.“
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Zu seiner Einschätzung kam er angesichts des Sonderberichts. Demnach habe der Spieler dem Schiedsrichter immer wieder vorgeworfen, dieser sei Rassist und entscheide deshalb gegen ihn. „Das ist eine Karte, die gern gezogen wird“, hat Mann beobachtet: „Und wenn ein Spieler zum Schiri sagt: Du bist Rassist, dann ist das für mich auch Rassismus.“ Wobei der Sportrichter einräumte: „Man kann darüber streiten, was Rassisumus ist und was nicht, da gehen die Meinungen weit auseinader.“ Deshalb sei er auch gespannt, wie das Verbandsjugendsportgericht in diesem Fall urteile.
In Kaiserau kann nicht verhandelt werden
Dort wiederum konnte der Fall, wie eigentlich beim Vorwurf des Rassismus üblich, nicht in einem mündlichen Verfahren vor Ort verhandelt werden. Denn vor und während der Fußball-Europameisterschaft war die albanische Nationalmannschaft im SportCentrum Kamen-Kaiserau- also am Sitz des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen und von diesem betrieben - zu Gast und belegte es. Wolfgang Diekmann (TuS Brake), Vorsitzender des Verbandsjugendsportgerichts, verhandelte so mit zwei Beisitzern im schriftlichen Verfahren nach den schriftlichen Stellungnahmen der Beteiligten.
Besonders grob unsportliches Verhalten
Sein Urteil ist in den Offiziellen Mitteilungen des FLVW nachzulesen: Der Ender Fußballer „wird aufgrund seines Feldverweises auf Dauer. . . sowie wegen (weiterer) Bedrohung des Schiedsrichters in Tateinheit mit einem in besonderer Weise grob unsportlichem Verhalten gegenüber ihm für insgesamt drei Monate . . . gesperrt.“ Der Akteur, in der neuen Saison in den Seniorenbereich gewechselt, darf als bis zum 25. August einschließlich nicht spielen. Zu einer weiteren Auskunft, etwa warum auf den Verdacht des Rassismus gegen den Schiedsrichter nicht eingegangen wird, zeigte sich Diekmann auf Anfrage nicht bereit.
Man akzeptiere das Urteil, erklärte Endes Jugend-Geschäftsführerin Andrea Klöpfel. „Es ging um Unsportlichkeit, nicht mehr um Rassismus, das ist vom Tisch“, betonte sie und attestierte den Sportgerichten: „Man ist bei dem Thema sehr empfindlich, das finde ich grundsätzlich ja gut.“ Währenddessen wertet es Peter Mann etwas anders: „Das ist schon ein Urteil aufgrund Rassismus, auch wenn das Wort nicht da steht. Das Urteil wurde abgemildert, weil der Spieler einsichtig war und sich entschuldigt hat.“
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„Wenn ein Spieler zum Schiri sagt: Du bist Rassist, dann ist das für mich auch Rassismus.“