Hagen. Können sich Outdoor-Sportler über Zuwachs freuen? Auswertungen des Landessportbundes zeigen, welche Vereine besonders unter der Pandemie leiden.

Wenden sich immer mehr Menschen vom organisierten Hallensport ab? Noch ruht bis auf wenige Ausnahmen der gesamte Sport, doch könnte es sein, dass sich im Sommer ein Wechsel hin zu Outdoor-Sportarten vollzieht, da diese eher wieder einsteigen können? Gedanken, die sich Vereine seit längerer Zeit machen dürften. Mit verschiedenen Angeboten versuchen sie ihre Mitglieder zu halten, doch nicht immer mit Erfolg, wie die ersten Hochrechnungen des Landessportbundes (LSB) verraten: 85 Prozent der Vereine haben sich bisher zurückgemeldet und ihre Mitgliederzahlen eingereicht.

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Daraus ergibt sich ein repräsentativer Trend, auch wenn die endgültigen Zahlen erst Ende des Monats vorliegen werden.

Mitgliederschwund

Der Mitgliederrückgang liegt bei rund 3,5 Prozent. „Der Corona-Effekt ist also deutlich zu sehen“, sagt Christoph Niessen, Vorstandsvorsitzender im Landessportbund NRW. In „normalen“ Jahren schwankt die Mitgliederzahl, die bei rund fünf Millionen Sportlern liegt, um etwa ein Prozent.

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Der Rückgang von 3,5 Prozent sei zwar auf den ersten Blick nicht dramatisch. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber schon jetzt, wo es die größten Probleme gibt. Kleinere Vereine mit bis zu 100 Mitgliedern verzeichnen sogar einen Zuwachs von etwa einem Prozent. Die Vereine, die zwischen 101 und 1000 Mitgliedern haben, haben nur rund ein Prozent ihrer Mitglieder eingebüßt. In diesen Klubs sind mit gut 2,6 Millionen Sportlern gut die Hälfte aller Sportler gemeldet.

Am härtesten getroffen hat es dagegen die rund 700 Vereine, die mehr als 1000 Mitglieder haben (nicht mitgerechnet sind die großen Fußball-Bundesligisten). Diese Vereine haben einen Schwund von zirka 13 Prozent zu verkraften. Von den bisher rund 165.000 verlorenen Mitgliedern entfallen 85 Prozent auf die großen Klubs.

„Große Vereine arbeiten vielfach dienstleistungsorientierter als Kleinvereine. Wenn die Leistung coronabedingt nicht erbracht werden kann, kündigt ein Mitglied schneller und leichter als in kleinen Vereinen, in denen jeder jeden kennt und in denen das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Solidarität tendenziell größer sind“, erklärt Christoph Niessen.

Verlierer

Doch könnten von der Corona-Pandemie vor allem die Outdoor-Sportarten profitieren, weil diese unter Umständen eher in ihren Trainings- und Wettkampfbetrieb einsteigen könnten? Und leiden im Umkehrschluss die Hallensportler? „Bisher haben wir nur sehr geringe Verluste zu vermelden“, erklärt Uwe Plonka Präsident des Westdeutschen Basketball-Verbandes (WBV). Allerdings sei gerade bei den Minis ein Rückgang erkennbar. Dem müsse entgegengewirkt werden. „Es gibt einige Überlegungen, wie wir im Sommer auch draußen aktiv werden können. Wir hoffen sehr, dass wir gerade unsere jüngsten Mitglieder damit halten können“, befinden sich Plonka und der Basketball-Verband schon in den Planungen solcher Events.

Als Vollkontaktsport könnte es besonders beim Handball lange dauern, bis wieder zur Normalität zurückgekehrt werden kann. Zieht es Kinder und Jugendliche dann eher zum „Konkurrenten“ Fußball oder anderen Sportarten? „Es ist ein Thema bei uns, aber kein akutes“, betont Daniel Schwebe, Lehrwart beim Handballkreis Hagen und Jugendwart des Post SV Hagen, und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Der Ball gehört immer noch in die Hand und nicht an den Fuß. “

Der Handballverein versuche aktuell trotz der langen Pause den Kontakt zu seinen Mitgliedern, gerade den Kindern und Jugendlichen nicht zu verlieren: „Die Eltern zahlen weiterhin die Beiträge, weshalb wir ihnen auch das Gefühl geben wollen, dass sie einen Gegenwert dafür bekommen.“ Verschiedene Aktionen seien dabei ebenso wichtige, wie die Kommunikation. „Wir wissen ja selbst nicht wann und wie es weitergeht. Aber bis dahin wollen wir nicht den Kontakt zu unseren Sportlern verlieren.“ Und das Konzept scheint zu fruchten: „Die Austritte halten sich bisher in Grenzen und sind nicht höher als in vergangenen Jahren. Was fehlt, sind die Neuanmeldungen.“

Gewinner

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Profitieren könnten vor allem Outdoor-Sportarten, die keine Mannschaft erfordern, wie etwa Tennis. „Die Mitgliederzahlen scheinen stabil zu sein“, sagt Elmar Schlüter, Vizepräsident Marketing und Öffentlichkeitsarbeit des Westfälischen Tennisverbandes. „Die meisten Klubs haben bisher signalisiert, dass die Austritte, wenn es denn welche gab, nur gering waren. Einige haben sogar einen Zuwachs verzeichnen können“, sagt Schlüter.

Ähnliches berichtet Stephanie Longerich, Pressesprecherin des TC Rot Weiß Hagen: „Wir hatten schon einige Anfragen in der vergangenen Zeit.“ Doch viel bringt es dem Tennisclub nicht, wie sie zugeben muss: „Auch wenn sich die Abmeldungen bei uns in Grenzen halten, plagt alle Tennisvereine das gleiche Leid: Die Einnahmen aus den Hallenvermietungen fehlen enorm. Das kann kaum kompensiert werden.“

Dass sich im Sommer viele Sportler aus anderen Sportarten für einen Einstieg in Tennis entscheiden, dass will Longerich nicht vorhersehen: „Ich finde es sehr schwer, da eine Aussage zu treffen. Es kommt wahrscheinlich einfach drauf an, welche Auflagen dann noch gelten. Erstmal ist es wichtig, dass wir wieder in ein geregeltes Training einsteigen können.“ Eigentlich sollten nun die Plätze fertig gemacht werden, „doch da macht uns das Wetter gerade einen Strich durch die Rechnung. Dadurch verschiebt sich noch mal alles nach hinten.“