Wetter. Das Planieren der illegalen Trails im Wald am Wilshause durch die Stadt Wetter wird kontrovers diskutiert. Das ist die Sicht der Mountainbiker:

Das Miteinander und die Konflikte von Mountainbikern und anderen Waldnutzern sind angesichts eines aktuellen Vorfalls intensives Gesprächsthema. Die Stadt Wetter hatte eine illegale Mountainbike-Strecke mit massiven Bodenausgrabungen in einem Waldstück in Grundschöttel nach einer Kontrolle mit einem Bagger eingeebnet (wir berichteten im Lokalteil). In den sozialen Medien sorgt das für kontroverse Diskussionen, die Legalisierung solcher Trails oder die Schaffung wohnortnaher Mountainbike-Strecken schlagen Nutzer vor. Ein Stimmungsbild.

Mit dem Spezialbagger ebnen Mitarbeiter des Stadtbetriebs Wetter die illegale Mountainbike-Strecke am Wilshause ein.
Mit dem Spezialbagger ebnen Mitarbeiter des Stadtbetriebs Wetter die illegale Mountainbike-Strecke am Wilshause ein. © Unbekannt | Stadt Wetter

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„Die Kids wollen immer extremere Strecken, da würde ich die Trails am Wilshause einordnen.“ Raphael Pfaff kennt die illegale und nun von der Stadt Wetter planierte Mountainbike-Strecke, mit seinem älteren Sohn ist der Vorsitzende des RSC Tretlager Ruhr dort bereits gewesen. Auf 1000 Quadratmeter hatten dort Unbekannte „tiefe und massive Bodenausgrabungen vorgenommen“ und einen MTB-Trail inklusive Sprungschanzen geschaffen. Angesichts der Schäden an der Natur hatte die Stadt als Waldeigentümer die Gräben mit einem Spezialbagger in der letzten Woche zuschütten lassen. „Sonst gäbe es Probleme mit der Verkehrssicherungspflicht“, hat Pfaff Verständnis: „Es gibt ein Betretungsrecht im Wald für sportliche Zwecke, aber man darf ihn nicht baulich verändern.“

Illegale Strecke seit Jahren bekannt

Die Maßnahme der Stadt und die Berichterstattung dieser Zeitung darüber sorgten für intensive Diskussionen. Jeder Familienvater in Grundschöttel kenne die Strecke und sei mit seinen Kindern schon dort gewesen, postete etwa Michael Heyer auf Facebook: „Ich durfte viele Jahre oft mit eigenen Augen sehen, wie viel Spaß ortsansässige Kinder und Jugendliche mit ihren Bikes bei sportlichen Aktivitäten in diesem Waldabschnitt inmitten der Natur hatten.“ Es habe weder Unfälle noch Vandalismus oder Anwohnerbeschwerden gegeben. „Wäre es nicht eine Option, in bestimmten Bereichen den Bau solcher Strecken zu legalisieren?“, schlug David Siery vor, auch Christina de Finis regte die Schaffung attraktiver, wohnortnaher Mountainbike-Wege an: „Die eh schon überfüllten Bahnradtrassen sind wirklich keine Option für die wachsende Zahl an Mountainbikern.“

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Das gesteigerte Interesse an der Sportart gerade in der Corona-Pandemie sorgt auch beim RSC Tretlager Ruhr für steigende Mitgliederzahlen. Der Verein hat am Harkortberg zwischen Kleingartenanlage und TGH-Vereinsheim - in Absprache mit dem Waldbesitzer und der Forstbehörde – auf einem kleinen Areal einen Mountainbike-Trail mit Sprungelementen geschaffen, der vor allem von der Kindergruppe des Vereins genutzt wird. „Wobei wir darauf geachtet haben, dass kein Bauwerk Hüfthöhe überschreitet“, sagt Pfaff, dem am friedlichen Miteinander im Wald von Wanderern, Reitern und Radsportlern gelegen ist. Und der um die Konflikte angesichts der steigenden Anzahl an Waldnutzern weiß: „Das haben wir bei jeder Natur-Sportart erlebt, die populärer wird. Früher bei den Kletterern an der Hohensyburg oder in den Alpen bei den Skitourenfahrern.“

Aschenplatz für Mountainbiker nutzen

Die Schaffung legaler Strecken für Mountainbiker könnte für Entlastung sorgen. „Warum nicht wie Fun-Parks für die Skater auch Dirttracks für Mountainbiker schaffen, dann würden die Kids in nicht so sensiblen Bereichen fahren“, schlägt der Tretlager-Klubchef vor. Dem Bürgermeister in Wetter habe er auch bereits vorgeschlagen, den Aschenplatz unterhalb des Harkortturms, der nicht mehr als Sportplatz genutzt wird und alljährlich Ziel des Ruhrbike-Festivals ist, in ein Mountainbike-Areal umzuwandeln. Dabei verweist Pfaff als Beispiel auf den Mountainbike-Sportverein Essen-Steele, der einen ehemaligen Sportplatz gepachtet und in das „Center of Mountainbike Essen“ (COME) verwandelt hat. „Die haben da auch extremste Elemente hingebaut und absolvieren ihr komplettes Training dort“, weiß Pfaff und regt an: „Einen solchen Platz könnte man ja als Stadt auch als touristisches Angebot nutzen.“

„Nur Verbote werden jedenfalls nicht funktionieren“, davon ist der Tretlager-Klubchef überzeugt. Und verweist auf das abschreckende Beispiel in einem anderen Bundesland. „In Bayern sind alle Waldwege unter drei Metern Breite für Mountainbiker verboten, da darf der Förster bei Verstößen auch das Rad beschlagnahmen“, weiß Pfaff: „Seitdem gilt Mountainbike in Bayern als tot.“