Wetter. Das Ruhrbike-Festival am Wochenende ist schon lange abgesagt. Warum bei Veranstalter RSC Tretlager Mountainbiken dennoch stark nachgefragt ist:

„19. und 20. September Wetter“ - so weist es der Terminkalender des RSC Tretlager Ruhr noch immer aus. Doch das große Ruhrbike-Festival, das der Verein gemeinsam mit dem MBC Bochum an diesem Wochenende auf dem Harkortberg ausrichten und dort deutsche Jugendmeister ermitteln wollte, wurde corona-bedingt schon im Mai abgesagt. Auch die übrigen Rennen fielen weitgehend aus, trotzdem - das erlebt der RSC derzeit - ist Mountainbiken in. „Wir haben unglaublichen Zulauf“, sagt Klubchef Raphael Pfaff, „ständig ruft jemand an. Fahrradfahren läuft gerade wie verrückt.“

Sonntags lädt der RSC Tretlager zum Kindertraining, in drei Gruppen geht es dann für die Nachwuchs-Biker über die selbst gebauten Trails am Harkortberg. „An einem guten Tag haben wir hier 25 Kinder“, sagt Pfaff, die Nachfrage sei gerade in Zeiten von Corona, in denen Hallensportler Probleme haben, sehr groß. „Was die Jungs und Mädels antreibt, sind die coolen Videos von Danny McAskill oder Fabio Widmer“, sagt der Klubchef, „so wollen sie springen oder sich in die Kurve legen. Und das können wir ihnen geben.“ In den Sommerferien habe er mit den Kindern eine ganze Trainingswoche im Wald verbracht: „Die wollen springen, springen, springen.“

Das am Wochenende geplante  Ruhrbike-Festival, hier der Start der Elite 2019, soll 2021 nachgeholt werden.
Das am Wochenende geplante Ruhrbike-Festival, hier der Start der Elite 2019, soll 2021 nachgeholt werden. © Unbekannt | Jens Pommerenke / AirPictures.de


Erwachsene Mountainbiker dagegen zieht der RSC Tretlager weniger an, die würden für ihren Sport keinen Verein benötigen. Und wer Rennen fahren wolle, den ziehe es eher zum Partnerverein. „Der MBC Bochum bietet Wettkampftraining an, wir fahren eher aus Gaudi“, formuliert es Pfaff, „der Weg zum Erfolg mit dem Mountainbike ist beschwerlich. Und wer bei uns gut wird, muss den Verein wechseln.“ Zumal zwischen den Vereinen, die gemeinsam seit Jahren das Ruhrbike-Festival stemmen, Wechsel hin und zurück vereinbart seien.

Keine Einbußen durch Ausfall

Dass das Mountainbike-Spektakel auf dem Harkortberg, bei dem diesmal die deutschen Meistertitel der Jugendklassen im Olympischen Cross Country hätten ausgefahren werden sollen, in diesem Jahr ausfällt, trifft auch den aktuell etwa 70 Mitglieder aufweisenden RSC Tretlager natürlich. Finanzielle Einbußen erleidet der Verein durch die Absage aber nicht. „Wir arbeiten bei dem Rennen ja nur mit Mühe kostendeckend, erwirtschaften in der Regel keine Überschüsse“, erklärt Pfaff, so fehle nach dem Ausfall nun auch nichts im Etat. Und wenn man, wie 2019, doch einen vierstelligen Gewinn erreiche, ließen ihn die beiden Vereine auf dem gemeinsamen Konto. Als Rücklage für schwierigere Zeiten, zumal die Anzahl der heimischen Sponsoren - vornehmlich sind die ABUS und die Sparkasse - nicht größer werde.

Am Zuspruch der Geldgeber liege es auch, ob das Rennen 2021 ausgerichtet wird. „Wenn Sponsoren sich zurückziehen, gibt es kein Ruhrbike-Festival“, macht Pfaff klar, „sonst machen wir gerne weiter.“ Zumal der Bund Deutscher Radfahrer bereits halboffiziell zugesichert habe, dass alle in diesem Jahr ausgefallenen Rennen mit den jeweiligen Meisterschaften an den gleichen Orten auf 2021 herüber genommen würden. „Wir haben das Recht, die Veranstaltung durchzuführen und haben das auch bereits beantragt“, sagt der RSC-Vorsitzende: „Wenn wir dann einen konkreten Termin im internationalen Rennkalender haben, gehen wir auf Sponsorensuche.“

Zur Rad-Demo nach Dortmund

Am Sonntag, wenn eigentlich Hunderte Mountainbiker hier um Punkte in verschiedenen Rennserien fahren sollten, wird es also ruhig auf dem Harkortberg sein. Denn auch das allwöchentliche Kindertraining des RSC Tretlager findet dann nicht statt, aufs Rad schwingt sich der Nachwuchs dennoch. „Da fahren wir zur Kidical-Mass-Demo nach Dortmund“, sagt Pfaff, „es geht um Rechte für Fahrradfahrer, speziell für Kinder.“ Und davon hat der RSC Tretlager Ruhr gerade reichlich.