Gelsenkirchen. Mike Rogowski greift heute mit Middelich-Resse ins Gruppen-Geschehen ein. Ein Weiterkommen ist ihm wichtig - sonst droht üble Laufarbeit im Wald.

Mike Rogowski hat gerade Nachtschicht, als die WAZ ihn erreicht. Der 33-Jährige ist Altenpfleger - und Torjäger der Spvgg Middelich-Resse, die in der vergangenen Saison überraschend Vizemeister der Fußball-Kreisliga A1 wurde.

Damit ist Middelich am Samstag auch einer der heißesten Anwärter auf den Einzug in die Endrunde der Feldkreismeisterschaft. Für Rogowski, der früher für den SC Hassel und die SSV Buer in der Westfalen- und Landesliga stürmte, wird das quasi ein Familientreffen: Sein älterer Bruder David ist Trainer bei Middelich, außerdem sind noch seine drei Cousins im Verein. Im Interview spricht Rogowski über Ansagen seines Bruders und lange Nächte im Kabinen-Keller.

Herr Rogowski, mögen Sie eigentlich Familientreffen?

Selbstverständlich, sonst würde das bei Middelich nicht funktionieren. Hier haben wir ja quasi jeden Sonntag Familientreffen.

Gelsenkirchener Familienbande: David Rogowski trainierte bei Middelich-Resse seinen Bruder Mike.  Foto: Christoph Wojtyczka / Funke Foto Services
Gelsenkirchener Familienbande: David Rogowski trainierte bei Middelich-Resse seinen Bruder Mike. Foto: Christoph Wojtyczka / Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Nur sonntags? Unter der Woche beim Training doch auch, oder?

Ja, da auch. Aber sonntags kommen auch Oma, Opa und Onkel zum Platz, vor allem bei Heimspielen. Dann sind wirklich alle da.

Wie ist es, mit so vielen Familienangehörigen in einer Mannschaft zu spielen?

Ich kenne das von klein auf. Weil wir alle im ähnlichen Alter sind, habe wir oft zusammen Fußball gespielt. Wir wissen uns auch untereinander besser zu nehmen als andere Spieler. Jeder kennt die Wehwehchen des anderen. Und bei Geburtsfeiern wird natürlich immer viel über Fußball gesprochen.

Und wie gehen Sie damit um, dass Ihr Bruder Ihr Trainer ist?

Am Anfang war das komisch. Vor dem Team muss ich dann mal etwas runterschlucken und es ihm dann lieber später zuhause sagen. Zwischendurch gibt’s aber auch mal einen Spruch. Generell gilt: Ich mache keinen Unterschied, ob mein Bruder der Trainer ist oder ein Außenstehender.

Hat Sie Ihr Bruder denn mal zurechtgewiesen?

Zurechtgewiesen würde ich nicht sagen. Aber ich bin ein Heißsporn und ein schlechter Verlierer. Deshalb muss er mich manchmal ein bisschen zügeln, zum Beispiel wenn es um gelbe Karten geht.

War die Familie auch der Grund, warum Sie 2019 von der SSV Buer nach Middelich gewechselt sind?

Nicht direkt, ich war ja der erste aus der Familie, der hierher gegangen ist. Das war eher der Arbeit geschuldet. Ich arbeite nur nachts, deshalb war es nicht mehr möglich, auf dem Niveau zu spielen. Der Freundeskreis war dann ausschlaggebend, dass ich zu Middelich gewechselt bin. Mit 80 Prozent der Jungs hier bin ich seit der Jugend befreundet.

Enger Zusammenhalt: Bei der Spvgg Middelich-Resse, die hier mit Mike Rogowski, Pascal Rosch, Fatih Güven und Pascal Kirschbaum (v.l.) eine Freistoßmauer bildet, passt es.  Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services
Enger Zusammenhalt: Bei der Spvgg Middelich-Resse, die hier mit Mike Rogowski, Pascal Rosch, Fatih Güven und Pascal Kirschbaum (v.l.) eine Freistoßmauer bildet, passt es. Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Was gefällt Ihnen sonst bei Middelich so gut?

Wir sind eine große Familie. Mittlerweile haben ganz viele Spieler Frau und Kinder und die sind inzwischen auch untereinander befreundet. Die freuen sich manchmal mehr darauf, ihre Freunde zu sehen, als wir auf die Spiele (lacht).

Hat dieser starke Zusammenhalt auch dazu geführt, dass Middelich-Resse zuletzt Vizemeister der Kreisliga A1 wurde?

Auf jeden Fall. Vor allem die engen Spiele haben wir oft nicht durch fußballerische Qualität für uns entschieden, sondern durch mannschaftliche Geschlossenheit. Zum Beispiel beim Derby gegen Erle 19: Da lagen wir früh 0:1 hinten gelegen und dann hat es auch noch stark geregnet, was bei unserem Ascheplatz nicht gerade angenehm ist. Trotzdem haben wir noch 2:1 gewonnen.

So einen Derbysieg haben Sie dann ja bestimmt ausgelassen gefeiert, oder?

Ja, die Nächte im Keller (Middelichs Kabinen sind im Keller der benachbarten Schule, Anmerkung der Redaktion) sind ja in ganz Gelsenkirchen bekannt (lacht). Da ist Party groß geschrieben.

Wie lang hat denn die längste Nacht im Keller gedauert?

Bis drei, vier Uhr. Wir haben auch mal an einem Dienstag so lange gequatscht - und der Erste musste um fünf Uhr wieder zur Arbeit. Und er ist auch tatsächlich hingegangen.

Middelich-Resse hat zuletzt weitere namhafte Spieler dazugeholt. Ist der Klub jetzt nach den Verpflichtungen reif für den Aufstieg in die Bezirksliga?

Naja, die Entwicklung in der letzten Saison war ja gar nicht so geplant. Das ganze war eher auf Zeit aufgelegt. Die letzte Saison war die beste der Vereinsgeschichte, das wird schwer zu toppen. Aber: Ich persönlich will mit Middelich aufsteigen. Das wäre ein Highlight am Ende meiner Laufbahn.

Und was ist Ihr Ziel bei der heute beginnenden Feldstadtmeisterschaft? Ist der Einzug in die Endrunde für Middelich-Resse Pflicht?

Ich würde gerne in die Endrunde, weil das heißen würde, dass wir nächste Woche Samstag ein Spiel haben. Sonst geht’s in den Wald zum Laufen. Darauf habe ich keine Lust.